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0087 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 87 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Reise nach der Gegend Lop.   7h

dafs der Kontje- darja während seines ehemaligen Laufes durch das jetzige Kum-darja-Bett in den von Prschewalskij im Jahre 1876 entdeckten See Kara-koschun, welcher von Koslow der niedrigste Teil der betreffenden Wüste genannt wird , ausmündete. Wenn auch jetzt dieser See den niedrigsten Teil der Wüste bildet, ist es nicht unmöglich, dais in alten Zeiten andere Gegenden derselben ebenso niedrig oder niedriger gelegen haben können; deren abgesehen von den grofsen sekulären Niveauveränderungen, so herrschen eben auch in dieser Gegend rein lokale, auf den Bewegungen des Flugsandes unter Einflufs der vorherrschenden Winde und dem von den Flüssen selbst mitgeführten Schlamme beruhende Niveauveränderungen, worauf ich weiter unten nochmals zurückkommen werde. Dafs solche Niveauveränderungen , auf welchen Faktoren sie auch beruhen mögen, in diesen Gegenden

in der That stattfinden, wird in sehr deutlicher und klarer Weise eben durch die successiv vor sich gehenden Veränderungen in der Lage des Kontje-darja bewiesen, indem der Flufs von einer west-östlichen Stromrichtung sich schrittweise 40-45° nach SO gedreht hat. Und da also die Flufsläufe so grofsen und durchgreifenden Veränderungen , die zweifellos

von den Veränderungen der Niveauverhältnisse abhängig sind , unterworfen sind , so hat man auch Veranlassung zu der Annahme , dafs die Seebecken, die ja ausschliefslich von der Wasserzufuhr der betreffenden Flüsse abhängig sind, in ebenso hohem Mafse Veränderungen der Gröfse und der Lage unterworfen sein müssen.

Um jetzt nach Kalta zurückzukehren, so will ich erwähnen, dafs wir ein paar hundert Meter vom nördlichen Ufer des Bettes entfernt eine ziemlich gut erhaltene Lehmpyramide fanden , deren Geriist aus vertikalen und horizontalen Balken und Stangen, durch Weidengerten und Flechtwerk zusammengehalten, bestand. Die Pyramide hatte 15 m Front und etwa 10 m Höhe ; zweifellos hat sie als chinesische Wegmarke gedient. Diese Pyramide oder „tora", wie die Eingeborenen sagen , war die siebente, welche wir auf dem Wege von Tjinalga aus gesehen hatten. Die erste steht bei Bulak, die zweite bei Jar-karauI, die dritte bei Sondje, die vierte bei Gerilghan, die fünfte ungefähr gegenüber Sugett-bulak, die sechste nicht weit von Kalta und die siebente bei Kalta selbst. Diese Pyramiden bezeichnen geaifs einen alten und bedeutenden Weg und geben wie die heutigen „potajs" die Entfernungen an. Wohin dieser Weg geführt hat, wissen wir aber nicht, vielleicht nach der Gegend von Empen, in der Koslow Ruinen erwähnt, oder nach Merdek - schahr, Ruinen einer chinesischen Festung, welche ich weiter südlich fand.

Von dem Punkt, wo wir uns jetzt befanden, kannten meine Wegweiser folgende Querthäler in Kurruk - tag, von WNW nach OSO gerechnet; Sugett - bulak, Kuntöj, Ôstäng, Kurbantjik, Khamar, Budjentu-bulak und den „jilga" oder Thal, durch welches ein Weg nach Luktschin und Turfa.n geht. Übrigens entbehren diese Thäler jeder Bedeutung, da sie meistens nur auf den Kamm der Kette führen und in den meisten Fällen steinige und enge Schluchten sind, in denen höchstens ein kleiner Bach, von Quellen gespeist, ausmündet, jedoch nur um bald nach seinem Heraustreten aus dem Gebirge zu verschwinden. Der oben erwähnte Weg von Tjinalga am südlichen Fufse des Kurruk-tag nach Tikkenlik ist verwendbar , weil die Reisenden am Austritt der Quellbäche Wasser finden und rasten können. Er wird jedenfalls nur selten benutzt.

Als wir am 25. März weiter gegen SO zogen, hatte die Landschaft dasselbe Aussehen. Der Wald und die Tamariskenkegel wurden immer spärlicher, und dann wechselte harte, ebene Wüste mit thonigen , alluvialen in zahllose Spalten zersprungenen Bodenflächen ab Nur stellenweise stehen die Tamariskenkegel in kleinen sporadischen Gürteln. Nur zwischen ihnen tritt Treibsand in rudimentären Dünen auf. Rechts verlassen wir die Waldgegend Jikkenlik und passieren noch eine Ajag-tora genannte und weithin sichtbare Pyramide. Dieser „tora" beweist, dafs der alte Weg nicht dem nördlichen Ufer des Kum - darja folgte , sondern dafs er dieses alte Bett kreuzt , um dem jetzigen Laufe des Kontje-darja zu folgen , was jedenfalls anzudeuten scheint , dafs die gegenwärtige Lage des Kontje-