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0216 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 216 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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° 0 100° S. Die Gebirgs-

204   Iledin, Reisen in Zentralasien.

drei verschiedene Kategorien von Oasen in Ostturkestan unterscheiden : 1) die, welche an den Punkten liegen, wo die Bewässerungskanäle den grofsen Weg kreuzen; 2) die, welche am Laufe der Flüsse liegen, und 3) solche, die in den Thalmündungen liegen. Die Oasen der Kategorien 1 und 2 fallen oft miteinander zusammen, und zu 1 gehören natürlich auch solche, die oberhalb oder unterhalb des grofsen Weges liegen.

Als wir uns nach einer Stunde im Sattel umdrehten, sahen wir am Rande des Horizontes die scharfe, dunkelgrüne Linie der Vegetation ; sie wird jedoch immer schmaler, um endlich zu verschwinden. Der Boden ist schwach gewellt; rechts haben wir niedrige, sterile Hügel -- die letzten Ausläufer des Tekkelik-tag, welcher sichtbar sein müfste, wenn die Luft klar wäre. Bis zum Ullug-tag („die grofsen Berge” = Kwen-lun) werden zwei Tagereisen gerechnet. Eine unbedeutende Schwelle des Bodens wurde Att-sootgo genannt. Hier steht ein roter, lockerer, poröser, stark verwitterter Sandstein, mit der Lage 22° W

300° N.

Eine Unterbrechung in der einförmigen Landschaft wird gebildet durch das unbedeutende Bett des Atjik, worin ein wenig klares, aber schwach salziges Wasser strömte. Das rechte Ufer ist steil und hoch, das linke langsam abfallend und niedrig. Hier und da wächst in der unmittelbaren Nähe des Wassers eine Pappel, Eine Tamariske oder Eleagnus.

Die Gesteinsart ist Konglomerat, in der deutlichen Lage 33

mündung vom Atjik soll von 20 Familien , die Weizen und Gerste bauen , bewohnt sein. Von der Höhe der Hügel des rechten Ufers ist. die Aussicht nach 0 sehr weit, der „saj" sieht so eben aus wie ein Fufsboden, ist hart und vorzüglich zum Reiten.

Saki-jar ist ein breites, seichtes Bett mit steingefülltem Boden, jetzt trocken, nur nach Sommerregen „sil-su" führend. An seinen Ufern gedeiht keine Vegetation. Das rechte Ufer ist auch hier schärfer markiert und kräftiger auserodiert — es ist dasselbe Verhältnis, welches wir in den Kirk-saj („die 40 Betten") zwischen Kapa und Sourgak so oft gefunden hatten. Kara- bulak ist ein schmales, trockenes Bett. Das Terrain wird dann wieder ein wenig hügelig, und bisweilen kreuzen wir sehr niedrige Grate, welche den Weg unter rechten Winkeln schneiden.

Wenn die morphologischen Unterschiede zwischen den beiden letzten Betten deutlich waren, so ist dies bei Uttura-kija in hohem Grad der Fall. Im Gegensatz zum linken ist hier das rechte Ufer aufserordentlich hoch, steil und schroff. Der Bach bildet die Grenze zwischen zwei verschiedenen Niveaus in der ganzen Landschaft; es ist eine gewaltige Stufe, alles , was östlich des Baches liegt , ist wohl 100 in höher als der Boden westlich davon. Auf der Höhe der rechten Uferterrasse liegt der „lenger" Uttura-kija, ein weifses Steinhaus mit mehreren Zimmern und viereckigem Hof, von Nias Hakim , Bek von Khotan , erbaut. Zwei Familien sind hier sefshaft. Vom „lenger” sehen wir tief unter uns das Thal des Baches, der jetzt sehr wasserarm war, und in einer Weitung des Thales wird Weizen und Gerste auf ein paar kleinen Äckern gebaut. Einige Pappeln , Maulbeer- und Pflaumen-

bäume wachsen auch dort. In der Nähe hat man ein grofses Bassin gegraben, worin sich schönes, klares Wasser befindet. Der Bach ist nur nach Regen wasserreich ; vor vier Tagen war die letzte Zufuhr gekommen, und das Bassin wurde damit gefüllt — es genügt aber nur für zwei Monate. Wenn es nicht regnet, so wird der Bach trocken ; er wird also gar nicht von Quellen gespeist; im Winter ist er immer trocken. Die Aussicht nach NW von dem „lenger" ist aufserordentlich ausgedehnt ; vom Rande der erwähnten Stufe verliert sich der Blick in der Ferne, wo der Horizont in einem unsicheren Nebel verschwindet. Die Gegend soll sehr windig sein; die Stürme sind gewöhnlich westlich. Dafs es Aber auch von 0 weben kann , erfuhren wir eben jetzt (30. Juni); von 12 Uhr mittags wehte uns nämlich ein recht starker Wind entgegen, bald glühend heifs, bald ein paar Grad abgekühlt, als ob die Luftlagen aus verschieden hoch gelegenen Gegenden stammten. Staubwolken wurden an die Erdoberfläche getrieben ; sie rufen ein erstickendes Gefühl hervor. Obgleich