National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0231 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 231 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000262
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

 

Von.- Kaschgar hach Maral-baschi.   219

ein ; so hatten wir am 10. Februar in Kaschgar einen sehr frischen Ostwind gehabt. Von Mitte Februar bis Mitte März soll jedes Jahr die Atmosphäre mit Staub gesättigt sein, wie es auch jetzt der Fall war; alles verschwindet im Nebel, die Aussicht wird gehindert, die Beleuchtung ist eigentümlich diffus und traurig, und von der Sonne sieht man keine Spur.

Der nächste „örtäng" (Station) ist Jangi-abad, ein grofses Dorf mit Karawanserei und Medresse ; die Häuser liegen weit und breit zerstreut; in der Umgebung weiden grofse Viehherden. Bei Kara-julgun passiert man auf einer Pfahlbrücke den Kaschgar-darja, der hier sehr schmal ist; in der Nähe liegt das Dorf Lun-kul. Konak-engesi ist das erste Dorf am linken Ufer. Beim Dorfe Jas-bulak ist das Flufshett sehr wenig ausgeprägt , und wie schon der Name (Sommerquelle) andeutet, überschwemmt hier der Flufs im Sommer grofse Gebiete des umliegenden Landes, so dafs man zu dieser Jahreszeit einen weiten Umweg einschlagen mufs. Auch jetzt , im Winter , breiteten sich hier ausgedehnte, gefrorene Wasseransammlungen aus ; das Wasser war ein wenig salzig; bier gedeiht eine üppige Vegetation von Kamisch, und die ersten Pappeln treten auf. Hier und da sieht man Rinnen und trockene, verlassene Flufsarme. Über Tjikkendelik erreichen wir Ordeklik mit „örtäng" (auch ,,mänsil" oder „robat" = Gasthaus).

Der nächste Tagemarsch führte durch Pappelwald , der jedoch noch hin und wieder unterbrochen ist, über die Station Tungan-masar nach dem kleinen Dorf Kara-kurtjin (auch kultjin, kiltjin und kirtjin ausgesprochen). Die Station Tjyrge, die etwa 7 km vom Kaschgar-darja entfernt liegt, besteht aus vier Höfen und bekommt Wasser durch einen Arm des Flusses, der im Frühling sehr wasserreich sein soll. In der Nähe bildet dieser Arm des Flusses einen kleinen, jetzt gefrorenen Sumpfsee. Die Regenzeit tritt in dieser Gegend im Sommer ein, jedoch regnet es selten mehr als ein paar Stunden; es genügt jedoch, um zeitweise den Boden weich und schlüpfrig zu machen. Der Frühling ist windig , und die Staubstürme gehören dem Vorsommer an. Im Winter fällt wenig Schnee, die Kälte ist dagegen sehr scharf. Bei Tolla-schor kreuzt der Weg wieder den Kaschgar-darja, dessen Bett hier beinahe trocken war, mit Ausnahme von einigen Eisschollen; das Bett sieht hier ganz unbedeutend aus und ist wenig tief im Boden eingeschnitten; die Brücke hatte nur etwa 10 m Länge; der Lauf des Flusses ist mäandrisch. Über das Dorf Tjako erreichen wir die kleine Stadt Maral . baschi oder Dolon mit chinesischer Festung, Garnison, Amban und etwa 1000 Höfen, wenn die umliegenden Dörfer mit gerechnet werden. Die Einwohner nennen sich Dolonen.

Wir hatten gefunden , dafs der ganze Weg zwischen Kaschgar und Maral-baschi über sehr weichen Staubboden führt, wo die Füfse des Wanderers, die Räder der „arabas", tief einsinken und wo jede Karawane Wolken von feinem , gelbem Staub in die Luft hinauf-wirbelt. Iin Frühling und Sommer ist die Luft nur sehr selten ganz klar, ein ganz schwacher Wind genügt, um die feinen Staubpartikel in Bewegung zu setzen, und sie steigen auch, dem Gesetze der Schwere trotzend, mit dem aufsteigenden warmen Luftstrom aufwärts. Auch jetzt im Winter war die Luft trübe, und man erkennt leicht, dafs je näher der Erdoberfläche , die Luftschichten desto mehr mit diesem Staub gesättigt sind ; oft können nämlich die Stämme und unteren Teile der Bäume ganz und gar wie im Nebel verschwinden , während ihre oberen Teile sichtbar bleiben. Solcher Staubboden kommt in Ostturkestan immer mit der Vegetation in Verbindung vor. Wir finden ihn um Kaschgar, Jarkent, Khotan, auf dem Wege zwischen Jarkent und Kargalik, wo die Dörfer mit ihren Alleen in einer ununterbrochenen Reihe liegen, dann in den Wäldern an den Flufsläufen, wo er jedoch mit Sand gemischt ist, und endlich in jeder kleinen Oase. Sonst ist der Boden entweder harte Sand- und Steinwüste oder auch mit Teibsanddünen bedeckt. Diese Bodenart steht also mit der Vegetation in einem engen Zusammenhang; wo er vorkommt, kann man immer durch Bewässerung den Boden anbaufähig machen. Solcho Löfslager scheinen am Kaschgar-darja wenigstens streckenweise ziemlich mächtige Schichten zu bilden; hin

28*