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0025 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 25 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Voii Naschgar nach Khotan.   I:

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Spätsommer und Herbst; es regnet gewöhnlich jedesmal ein paar Tage mit vielen Unterbrechungen und selten kräftig. Nach heftigen Regen im Gebirge wird das grofse, breite Bett, das wir westlich von Guma passiert batten , mit gewaltigen Wassermassen gefüllt, und ein solcher „sil" kann bis zehn Tage dauern. Wegen des breiten, flachen Bettes kann man dort gewöhnlich zu Pferd passieren, nicht aber mit Eseln; die Kommunikation wird also durch diese temporären Überschwemmungen nur in geringem Grad gehindert. Das „sil"-Wasser setzt sich in nordöstlicher Richtung gegen Ara-kum fort und soll 5 bis 6 „potaj" unterhalb desselben einen See, Schor-köll genannt, bilden, der dort dreifsigmal gröfser als das Bassin von Tjullak sein soll, nach reichlichem Zuflufs wächst, während trockener Perioden viel kleiner wird. Der See wird nur von Brennholzsammlern und Hirten besucht. Da der „sil" oder Sturzbach Massen von Schlamm und Sand mit sich führt, wird der See dadurch im Laufe von vier oder fünf Jahren gefüllt, und das Wasser sucht sich dann einen neuen Abflufs; die Bewohner von Guma sagen deshalb, dafs Schor-köll ein wandernder See ist; es ist im kleinen Mafsstab dasselbe Verhältnis wie am Lop-nor.

Guma soll in alten Zeiten eben im Bett des jetzigen „sil" gelegen gewesen sein; dann wurde es allmählich durch das Regenwasser bedroht und endlich verwischt, wonach es auf der sicheren Terrasse neu aufgeführt wurde. Der Kilian-tasgun wird im Sommer nur selten so mächtig, dafs er die Kommunikation zwischen den beiden Ufern verhindert, aber während der Hochwasserperiode passiert man meistens den Flufs abends oder nachts zu Pferd.

Die Begräbnisplätze von Guma und den übrigen Dörfern der Gegend sehen sehr originell aus ; bier fehlen nämlich die gewöhnlichen aus Lehm aufgeführten rektangulären Grabmäler; die Gräber sind statt dessen mit hohen Stangen geschmückt, wodurch die verschiedenen Gräber, die sonst von den Sandstürmen verwischt werden könnten , jetzt leicht zu unterscheiden sind.

Guma liegt, wie gesagt , einige „potajs" nördlich vom grofsen Karawanenwege nach Khotan und steht mit ihm durch mehrere Nebenwege in Verbindung ; der kürzeste veri ihnen war jetzt durch überschwemmtes und dann gefrorenes Wasser schwer zu passieren, und wir wählten deshalb einen anderen Weg, der gerade gegen Süden führte. Er trifft beim Dorfe Jukarki-basar mit dem Hauptweg zusammen. Östlich dieses Dorfes reiten wir von der Terrasse wieder hinunter, an deren östlichem Fufse ein kleiner Bach Sandsrhuöstäng genannt wurde , und in der That ein Zweig des Sandschu-Baches sein soll. Die Gegend selbst wird auch bier Sandschu genannt. Östlich des Dorfes Karga-tograk ist der Boden wieder eben und öde, und Wegestangen sind auch hier aufgestellt ; kleine Steppengürtel kommen doch vor.

Der gauze Weg zwischen Kaschgar und Khotan ist von den chinesischen Behörden in sogenannte „potajs" eingeteilt und die Entfernungen durch Pyramiden, auch diese „potajs" genannt, markiert; diese Pyramiden sind oben flach, etwa 4m hoch, von Lehm aufgeführt und haben ein Gerüst aus Holz. Die Entfernungen zwischen je zwei „potajs" sind doch keineswegs überall dieselben, sie wechseln vielmehr um ein beträchtliches ; welchen Methoden auch die Chinesen bei der Aufrichtung der Pyramiden gefolgt haben, zuverlässig sind dieselben doch nicht gewesen. Zwischen Kosch-lenger und Tjullak•lenger, Tjullak-lenger und Guma, Guma und Mudji mafs ich mit dem Meterband die Länge einiger „potajs" und erhielt folgende Werte: 4100m, 3720m, 3687m, 3245 m, 3331 m, 3417 m, 3716 m, 3930 m, 3191 in, 3726 m, 3979 m und 3893 m. Zwischen dem gröfsten und dem kleinsten „potaj" haben wir also einen Unterschied von nicht weniger als 900m, und man bekommt den Eindruck, dafs die Chinesen beim Aufführen der Pyramiden sich -mehr vom Vorhandensein des Baumaterials, Lehm und Holz , abhängig gemacht haben, als von den wirklichen Entfernungen. Wenn man die „potajs" für topographische Zwecke verwendete, würde man also zu sehr unsichern Wegelängen kommen. Im Mittel von den obenerwähnten Messungen erhalten wir für einen „potaj" eine Länge von 3661m; ein „potaj" kann also zu 3 3- km angeschlagen werden.