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0054 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 54 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Hedin, Reisen in Zentralasien.

der jetzt deutlich war , ist deshalb gut ; nur war es bisweilen schwierig , mit den grofsen Kamelen durch den Wald zu dringen. Im allgemeinen ist der Wald nach Westen und Osten unübersehbar ; am linken Ufer hatte er hier jedenfalls eine Breite von wenigstens 5 km. An einem Punkt machte der Flufs plötzlich eine scharfe Krümmung nach Südosten in S-Form ; hier war der Wald mit Tamariskenkegeln gemischt, nur am Ufer folgte ein Kamischgürtel, und die Terrainverhältnisse waren wieder sehr ungünstig.

Einige alljährlich wiederkehrende Verhältnisse des Flusses wurden mir von den Hirten mitgeteilt. Die grofsen Eismassen , welche jetzt das Bett einnahmen, tauen Mitte oder Ende Februar auf und verursachen eine erste Frühlingsflut von nicht unbedeutenden Dimensionen. Die hierdurch verursachte Wassermasse strömt aber verhältnismäfsig schnell durch das Bett und geht endlich allmählich im Sande verloren. Während einiger Monate liegt dann das Bett so gut wie trocken , d. h. das „kara - su" oder Quellwasser strömt allerdings immer, scheint aber den unteren Teil des Bettes gar nicht, oder jedenfalls nicht immer zu erreichen, denn an manchen „agilen" müssen die Hirten Brunnen graben, um Wasser für sich und ihre Herde zu erhalten. Erst Anfang Juni kommt die grofse Hochwasserflut , die besonders während 10 bis 15 Tagen sehr mächtig ist; im Juli und August sieht der Flufs kleiner aus als im Winter, und dann sinkt das Wasser schnell his zum Spätherbst, wo es zu frieren anfängt. Während des Winters scheint der Flufs wegen Ausbreitung der Eiskuchen wieder zu wachsen , was aber in der That nur eine Täuschung ist. Auf dieser Breite ist der Flufs nie so mächtig , dafs er nicht zu Pferde gekreuzt werden kann. Auch am Kerija-darja finden wir wie bei den übrigen Flüssen von Ost-Turkestan, dafs der Weg am linken Ufer gelegen ist, was, wie oben erwähnt, mit der Wanderung der Flüsse gegen Osten zusammenhängt. Am rechten Ufer des Kerijadarja gibt es gar keinen Weg. tJ ber die Wüste im Osten des Flusses wurde mir gesagt, dafs die Dünen hier viel höher und steriler sind als im Westen.

Zwischen M o l l a- g a d a j und Lager X I I ist der am meisten her vortretende Charakterzug, dafs der Flufs einen mehr nordöstlichen Lauf einschlägt. Immer haben wir auf der rechten Hand die weite Eisfläche und den bis 2 å m hohen Uferwall. Der Wald des linken Ufers ist teils hochstämmig und schön, teils scheint er durch Dickicht erstickt und unterdrückt zu sein. Lange Strecken ist er nur kilometerbreit, und die nächsten, westlichen Dünen sind dort sichtbar. In den konkaven Krümmungen stehen oft mehr oder weniger ausgedehnte Sümpfe, wo der Kamisch reichlicher vorkommt, sonst folgt ein ganz schmaler Kamischstreifen nur der Uferlinie. Der Pfad ist verhältnismäfsig gut, obgleich der sandige Boden weich ist. Wo der Wald unterbrochen ist und die Sandstürme den Pfad zeitweise verwischen , sind an den Seiten desselben sogenannte „nischans" (Zeichen), meistens einfach aus einigen einander kreuzenden Stangen bestehend , aufgehängt. Aus dem Bett erheben sich nicht selten kleine, von Kamisch ganz überwachsene Inseln. Am rechten Ufer scheint der Wald viel dünner zu sein; bisweilen stehen hier die Pappeln auf einer einfachen Reihe, und sehr oft ist der Wald von Sanddünen ganz und gar unterbrochen. An ein paar Punkten waren die nächsten Dünen doppelt so hoch wie die an ihrem Fufs stehenden Pappeln, batten also

eine Höhe von wohl 15 m.

Vom Lager X I I nach To n g u s- b a s s t e behält die Route dieselben Eigenschaften wie bis jetzt bei; nur wird der Wald bisweilen recht dicht und breit und der Kamisch an den Ufern so dicht, dafs man vom Flufs nur eine schmale Rinne sieht; doch bald breitet er sich wieder aus. Am rechten Ufer liegt hoher Sand, und die Dünen sind hier mächtig, der Wald sehr spärlich. Jugan-kum („der grofse Sand") ist eine Gegend, wo an beiden Ufern hohe, sterile Sanddünen direkt zum Flufsbett abfallen. Am linken Ufer, S und SW von diesem Ausläufer der Sandwüste, breitet sich eine ziemlich weite Kamischsteppe aus, in der wir einige Hirten mit 600 Schafen fanden. In dieser Gegend sendet der Flufs einen kleinen Wasserarm gerade gegen Norden aus ; in einer Entfernung von einer bis