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0125 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 125 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Reise nach der Gegend Lop.   113

noch bei Kum-tjappgan ziemlich trübe war, wird nach nur einer Stunde Fahrt durch diese Kanäle völlig klar, so dafs man die Gegenstände am Boden und die Fische in den Netzen scharf wie durch eine Spiegelglasscheibe eines Aquariums sieht. Rechts und links steht der hohe schlanke Kamisch kompakt wie eine Holzbarrikade. Stellenweise ist das Schilf vom Wind nach der Seite niedergeschlagen, so dafs man ohne Schwierigkeit darauf gehen kann. Es ist ein Gewirr von „tjappgans", kleinen offenen Bassins und seenähnlichen Erweiterungen im Kamisch. Jede Familie hat ihre bestimmten „tjappgans", in welchen die anderen kein Recht haben, ihre Netze auszusetzen.

Nun passierten wir einige offene Stellen und kamen in einen 4 m breiten Kanal, dessen Wasser eine schöne dunkelblaue Farbe hatte, bei einer Tiefe von 3 m, und den die Lopliks noch Tarim nannten. Unterhalb einiger kleiner Seen wird der Arm breiter und die Tiefe 1 bis 14- m. An der linken Seite batten wir hier festes Land, und zwar „schor"-Boden, teils ganz nackt, teils auch mit spärlichem Kamisch bewachsen. Der Flufs ist also bier noch deutlich und die Stromgeschwindigkeit bedeutend , doch wird dieselbe im Schilf gehemmt, ist aber in den „tjappgans" immer merklich. Die Kanoes folgen treu dem Tarim, der eine Strecke lang einer 5 m breiten Rinne ähnelt und von Kamisch überwachsen ist, aber nur um sich wieder zu 10 und 12 m zu erweitern, immer von Kamisch eingeschlossen. Durch einen äufserst engen, metertiefen Kanal, wo wir nur mit grofser Schwierigkeit uns durcharbeiten konnten, erreichten wir den bis jetzt gröfsten offenen See, Jokkanak-köll, der eigentlich nichts anderes als ein in Kamisch gelegenes Bassin ist. Jetzt folgt wieder eine Kette von kleinen Seen, immer durch diese engen Passagen miteinander verbunden , links sehen wir oft niedrige Tamariskenkügel oder ebene von Salz weifs leuchtende „schor"-Flächen, die bisweilen auch feucht sind. In einem dieser Seen betrug die Tiefe noch 4,25 m, die gröfst.e, die ich im Kara-koschun mafs.

Dann kommen wir nochmals in den Tarim hinein , aber nach einer kleinen Strecke verliert er sich im Kamisch. Rechter Hand lassen wir einige Tamariskenkegel hinter uns, die sich über dem Kamisch erheben, und die sich wohl auf einer kleinen Insel befinden oder selbst Inseln bilden. Südlich derselben soll sich ein grofser See ausbreiten, der aber von so undurchdringlichem Kamisch überwachsen ist, dafs seit mehreren Jahren die dortigen „tjappgans" verschwunden sind, und es lohnt sich nicht, zu versuchen, neue Kanäle auszugraben. Bisweilen ist der Seegrund von einem schwarzen Schlamm, der aus verfaulten Kamischteilen besteht, bedeckt ; die Reflexe des gelben Schilfes des vorigen Jahres rufen, wenn man gegen die Sonne blickt, die wunderbarsten Lichteffekte hervor.

Jetzt gelangen wir in eine Seegegend, wo das Wasser nur 3cm tief ist, so dafs die Kanoes beinahe getragen werden mufsten. Diese Schwelle erstreckt sich bis zum festen Land, obgleich die Tiefe nördlich davon, wo wir auf dem Rückwege fuhren, gröfser ist und die Strömung bier überall sichtbar war. Im Sommer aber, wenn der Flufs am niedrigsten ist, werden grofse, östlich von dieser Schwelle gelegene Becken, wie die Lopliks versicherten, isoliert; in ihrer Mitte wird dann allmählich das Wasser, freilich kaum merkbar , salzig, aber an den Uferrändern werden die Buchten und abgeschnittenen Becken so bitter salzig dafs auch Tiere das Wasser nicht geniefsen können.

Nachdem wir noch einen sehr dichten und schwierigen Kamischgürtel hinter uns gelassen hatten, kamen wir auf den allergröfsten, jetzt noch offenen See, Kanat-baglagan-köll („der See des festgebundenen Flügels"), oder wie er in seinem östlichen Teile genannt wurde, Turkomak-köll, hinaus, wo das Wasser im allgemeinen metertief war. Wir kreuzten den gröfsten Teil des Sees und lagerten endlich am nördlichen Ufer, wo der feuchte „schor"-Boden fast im Niveau der Wasseroberfläche lag. Der Boden bestand aus alluvialem Schlamm, in den man beim Gehen tief hineinsank, und alles war von einer dünnen Salzschicht überzogen, obgleich das seichte Wasser selbst am Ufer ganz süfs war. Hier und da lagen sogar dünne Salzstücke. In einiger Entfernung von der jetzigen Uferlinie wurde der Boden

Hedin, Reisen in Zentralasien.

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