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0104 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 104 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Hedin, Reisen in Zentralasien.

ich in der Mitte des Flufsbettes die bedeutende Tiefe von 9,15 m, nach Aussage der Lopliks die tiefste Stelle des ganzen Laufes. Als vor den letzten 9 Jahren diese Gegend Wüste war , befand sich hier ein grofser Salztümpel , aus welchem die wilden Kamele tranken. Hier war jetzt die Bewegung des Stromes so langsam , dafs man sie kaum bemerken konnte. Nicht selten stehen Pappeln im Wasser am Ufer, bisweilen ziemlich tief; da sie aber jetzt zu viel Wasser bekommen , sterben sie ab. Der Umstand, dafs immerhin noch einige von ihnen grünten , gibt wiederum einen Beweis dafür , dafs das Wasser hier nicht alt sein kann. Da aber manche von diesen Pappeln beträchtlich alt sein müssen, finden wir, dafs während der Periode vor den 9 letzten Jahren in dieser Gegend keineswegs die Wüste geherrscht haben kann, sondern dafs der Ilek in einer noch älteren Periode

hier vorbeigeflossen ist, dann für eine kurze Zeit den Hauptwasserweg des Tjong-tarim eingeschlagen hat, um endlich, und zwar vor 9 Jahren, wieder zurückzukehren.

Allmählich erweitert sich jetzt das Bett , und prächtiger Pappelwald steht an den Ufern. Einige Tamariskenkegel befinden sich im Wasser und sind da von demselben an der Basis vertikal auserodiert, so dafs sie einen Kegel auf einem Cylinder bilden. An seichten, ebenen Stellen bildet das Wasser ausgedehnte Überschwemmungen. Der Flufs hat wieder die Tendenz, kleine Seen zu bilden, oder es ist dies vielmehr eine Kette von Erweiterungen des Bettes mit Tausenden von tief eingeschnittenen Buchten in allen Richtungen und mit vereinzelten Schilf- oder Sandinseln. Am westlichen Ufer, wo üppiger Wald wuchs, trafen wir einen Hirten mit seinen vier Kindern und seinem Dutzend Schafe. Wir sehen, dafs einige von den hiesigen Lopliks , wenn auch nur in geringem Grade, Viehzucht betreiben und nicht ausschliefslich Ichthyophagen sind. Unterhalb dieser Stelle batten wir wieder eine sehr enge Passage , wo der Ilek nur 0,50 bis 0,60 m tief war , und wo deshalb die Geschwindigkeit des Stromes bedeutend war. Hier eilte das Kanoe durch einen hochstämmigen Wald , teilweise im Wasser stehend , und die beiden Lopliks hatten nur aufzupassen , dafs unser Boot nicht gegen die Bäume geschleudert wurde. Da also dieser Teil des Flusses so seicht ist und gerade durch den Wald strömt , darf man voraussetzen , dafs er diesen Kanal erst neuerlich aufgesucht hat , sonst müfsten die Pappeln abgestorben und das Bett wohl auch tiefer ausgegraben sein.

Der enge Kanal mündet wieder in einen ausgedehnten See aus, in dem das Wasser im allgemeinen sehr seicht war, so dafs wir bei dem heftigen Sturm und der Wellenbewegung mehrmals beinahe gekentert wären. An den tief eingeschnittenen Ufern stehen, besonders östlich, hohe Dünen , von deren Kämmen aus der gelbe Sand über den See wirbelt , um zu Boden zu fallen. Eine grofse Menge Tamariskenkegel ragen auch hier aus dem Wasser empor , und da sie vom Wellenschlag noch nicht zerstört worden sind , scheint auch diese Thatsache dafür zu sprechen, dafs der See eine neue Bildung ist, oder vielmehr, dafs das Wasser vor nur wenigen Jahren nach dieser Gegend zurückgekehrt ist. Dagegen ist auf grofsen Strecken der gelbe trockene Kamisch des vorigen Jahres eben an der Wasserlinie oder wenig oberhalb derselben abgebrochen , und zwar durch Wind und Wellen. Der Sturm trieb jetzt den Sand von den östlichen Dünen in wirklichen Kometenschwänzen über den See , eine Arbeit , die gewifs in hohem Grad dazu beiträgt, das Becken aufzudämmen und die;,Uferlinie in kurzer Zeit zu verändern.

Über weite offene Wasserflächen, Buchten und enge Passagen zwischen kleinen Inseln erreichten wir abends ein namenloses Dorf, dessen Kamischhütten unmittelbar am Westufer aufgeführt und von 14 Personen bewohnt waren. Noch ein Beweis für die Neubildung dieser Seen ist die Thatsache, dafs sämtliche Bewohner, die ohne Ausnahme von Tjarkhlik und Tjeggelik-uj stammen, erst seit 3 bis 5 Jahren eingewandert sind.

Die Hütten standen in einer Reihe Wand an Wand nebeneinander, und jedes Zimmer hatte seinen besonderen Eingang. In einigen Zimmern wurden verschiedene Materialien, wie Netze , Ruder, Asclepiasfasern und dergleichen aufbewahrt. In einer kleinen, isoliert