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0067 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 67 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Von Khotan durch die Wüste nach dem Kerija-darja und weiter nach Schah-jar. 55

und wieder vorkommenden Pappeln und Tamarisken, sowie auch die Streifen von „köttek" nordsüdlich, d. h. parallel mit dem Kerija-darja, nicht mit dem Tarim. An allen lebenden Pappeln war wieder Kameldünger allgemein; wahrscheinlich kommen die Tiere im Frühling und Sommer hierher, um das Laub zu fressen ; frische Spuren fanden wir nämlich nicht mehr. Der Brunnen gab in 1,63 m Tiefe gutes Wasser von 5,4° Temperatur; eine Oberflächenschicht war 21 cm gefroren.

Von Lager X X I I I nach Lager X X V I I I erreichten die Dünen ihre Maximal-

höhe in diesem Teil der Wüste , nämlich 40 m; den ganzen Tag sahen wir keine einzige Pappel, dagegen die Spuren eines Fuchses, der offenbar von Norden gekommen und nach derselben Richtung zurückgekehrt war ; auch ein Rabe deutete die wahrscheinliche Nähe des Tarimfiusses an. Ein west-östlicher „davan" war besonders schwer zu übersteigen; ein Vorteil dabei ist, dafs, je höher die Düne, desto fester der Sand auf der Windseite zusammengepackt liegt , wegen der hier gröfseren Kraft des Windes. Die steilen Seiten waren immer nach WSW, SW, W oder S gerichtet. Der Boden war auf 1 m Tiefe so wenig feucht, dafs wir offenbar erst in ca 4 m Tiefe hätten Wasser finden können; es wurde deshalb nicht weiter gegraben.

Von Lager X X V I I I nach Lager XXIX (19. Februar) wurde die Vegetation

wieder allgemeiner, und zwar trat jetzt „sak-saul" (Anabasis ammodendron) auf, Kaschgarisch „sagh-sagh", Khotanisch „köuruk" genannt; auch Tamarisken und andere Wüstenpflanzen kamen vor. Spuren von Eidechsen und Füchsen wurden jetzt gewöhnlicher ; merkwürdigerweise waren wieder die ganz frischen Spuren des wilden Kamels sehr zahlreich ; vielleicht vermeidet es den hohen Sand zwischen den beiden Flufsgebieten. Zwischen den Dünen trat stellenweise der Thonboden zu Tage, war oft feucht und mit Salzkristallen bedeckt, was die Eingeborenen „schor" nennen. Wo die „saksaulen" am zahlreichsten waren, erreichten die Dünen nur 8 bis 10 m Höhe. Zwei „davane" hatten wir dort zu überschreiten. An dem ersten Punkt, wo lebender Kamisch vorkam, machten wir Halt. In 1,57 m Tiefe stand das Wasser mit 4,6° Temperatur, aber so bitter-salzig, dafs sich selbst die Kamele weigerten , es zu trinken. Dies betrachteten meine Diener aus Khotan-darja als erstes sicheres Zeichen , dafs der Tarim nicht weit entfernt sein konnte. Es war dieselbe Erscheinung, die wir auch in anderen Teilen der Wüste gemacht hatten.

Von Lager XXIX nach Lager X X X. Nachdem wir noch einen Gürtel von

10 m hohem, sterilem Sand gekreuzt hatten, wurden die Dünen immer schnell niedriger, der nackte, harte Thonboden immer allgemeiner, und endlich standen die Dünen nur isoliert da und erreichten eine Höhe von 2 m und weniger, so dafs wir dieselben leicht vermeiden konnten. Rechts und links sahen wir jedoch Ausläufer des zusammenhängenden Sandes, die sich bis zum nördlichen Horizont fortsetzten. Nur noch einmal erreichten die Dünen auf einer kürzeren Strecke eine Höhe von 10 m, aber dann sahen wir im Norden den dunklen Rand des Waldes. Die Wüste geht in denselben allmählich über, und zwischen den immer dichter stehenden Pappeln erheben sich hin und wieder Dünen von ca 6 m Höhe. Nicht selten kreuzen wir die aus der Wüste bekannten Thonterrassen in Form von Treppenstufen, welche alte Flufsarme verraten, und sogar ein trockenes, gegen Osten gerichtetes Bett. Dann kreuzten wir einen Arm, der offenbar während der Hochwasserperiode gefüllt wird ; hier stand noch ein gefrorener Tümpel, und an den Ufern war der Kamisch ziemlich dicht. Hier hatten wir Halt machen sollen, setzten aber unsern Weg fort , da wir glaubten , dafs der Flufs und vielleicht auch bewohnte Gegenden nicht mehr fern seien. Nach einigen Stunden Marsch durch den Wald mufsten wir aber für die Nacht rasten, so dafs wir auch an diesem Lager kein Wasser bekamen.

Von Lager X X X nach Lager X X X I. (21. Februar.) Wir gingen nun hauptsächlich nach Norden, abwechselnd durch Wald und Lichtungen, über Kamischsteppe, durch überaus beschwerliche Dickichte mit zackigen Gebüschen , verdorrten Baumstämmen und