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0096 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 96 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Hedin, Reisen in Zentralasien.

it

köll ähneln ausgedehnten, in dieser Jahreszeit gelben Kamischfeldern, die nur hier und da durch kleine, offene Wasserflächen unterbrochen sind.

Avullu-köll wird im Süden durch den von den West- und Ostufern auslaufenden Sandtrümer („modj uk") begrenzt ; zwischen diesen strömt das Wasser langsam gegen Süden nach dem Kara-köll ; eigentlich ist es aber nur ein und derselbe See , der an einer Stelle enger wird. Das Terrain ist äufserst beschwerlich , ein Gewirr von Tamarisken und Dünen. In einer Gegend, Tollak-basch, fallen die Dünen gerade gegen das Wasser ab. Hin und wieder stehen Pappeln in kleinen Gruppen, im Osten sieht man lichten, abgestorbenen Wald. Nur selten läuft am Ufer ein Gürtel von ebenem Staubboden mit unerhört dichtem Schilf, doppelt so hoch, wie die Kamele; bisweilen mufsten wir lange Umwege in die Wüste hinein machen, um an solchen Stellen vorbeizukommen. Lange Strecken mufsten wir zu Fufs gehen ; Moskitos kamen in Milliarden vor und waren höchst lästig.

Der Kara - köll, „der schwarze See", dessen Ufer wir jetzt nach SSO folgten , hat genau dieselben Eigenschaften, wie der Avullu-köll, und ist ebenso mit Schilf verwachsen. Von einem hohen Dünenkamm konnte ich nur drei langgestreckte, kleine offene Wasseroberflächen wahrnehmen , mit kaum merkbarer Strömung nach Süden. Doch sind diese Seen nicht einmal für die schmalen Kanoes der Lopliks schiffbar; der Kamisch ist fast überall undurchdringlich. Vom Tjivillik-köll soll der Kara-köll nur durch einige Kilometer festen, trockenen Erdbodens getrennt sein , auf dem sich niedrige Dünen erheben. Wenn man , soweit dies möglich ist , das Gebiet überblickt, bekommt man unfreiwillig den Eindruck, dafs es sich hier um ein en grofsen See handelt , der durch halbinselförmig vorgeschobene Sanddünen verändert worden und deshalb in mehrere kleine Becken zerfallen ist. Der Wald folgt immer dem Seerand , ist aber nirgends dicht, vielmehr oft von Sand unterbrochen.

Gegen Osten war jetzt der Sand sehr reich an „köttek". Warum ist dieser alte Wald abgestorben? Natürlich weil er heutzutage kein Wasser bekommt. Und warum bekommt er kein Wasser ? Weil die NO- und 0-Winde solche Massen von Flugsand vor sich her getrieben haben, dafs der hier einst gelegene See allmählich mit Sand ausgefüllt wurde und verschwand. Dazu kommt noch , dafs wir jetzt und an den beiden folgenden Tagen links, d. h. östlich, eine zahllose Menge kleiner Salztümpel hatten, von denen jeder mit einem weifsen Salzgürtel umgeben ist. Oft breiten sich hier zwischen den Dünen kleine Flecken vollkommen ebenen Bodens aus. Dieser Boden besteht aus dem , was die Eingeborenen „schor" nennen, d. b. feinem, salzigem Staub, welcher, wenn er feucht ist, unmöglich oder wenigstens nur mit Gefahr betreten werden kann, da die Reittiere einsinken. Sowohl diese Salztümpel , wie auch die ebenen „schor"-Flecken , wo längst abgestorbener Kamisch nicht selten ist, können nur die Reste eines alten Sees sein.

Ich mufs noch auf eine auffallende Thatsache aufmerksam machen, welche übrigens am besten aus der Karte hervorgeht. Sowohl der Kuntjekkisch-tarim wie der Ilek fliefsen gegen OSO, wogegen der äufsere Rand der Seen eine fast gerade, gegen SSO gerichtete Linie bildet. Der Avullu-köll, der erste in dieser langen Kette, kommt also in eine Ecke zu liegen oder bildet die Spitze eines Winkels.

Die Erklärung liegt nahe auf der Hand. Sehr oft, sowohl hier wie am Kerija-darja

und im Seegebiet südöstlich von Maral-baschi , hatte ich Gelegenheit , den verzweifelten Kampf des Wassers gegen den Sand zu beobachten. Wo das Wasser in Bewegung ist, wird es immer siegreich kämpfen ; es meifselt und modelliert sein Bett nach Belieben durch die willenlosen Dünen, die sich fügen müssen. Wo hingegen das Wasser still stehen bleibt, wirkt der Sand am kräftigsten und wird in verhältnismäfsig kurzer Zeit ein wasserreiches Becken vernichten. So auch hier. Der Ilek fliefst ruhig seines Wegs dahin gegen OSO, weil die Kraft , welche die Bewegung seines Wassers darstellt , gröfser ist als die Kraft, welche die Bewegung des Sandes repräsentiert. Die Bewegung des Wassers hört