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0188 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 188 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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1.76   tledin, Reisen in Zentralasien.

äufserst schwache Windzüge gespürt werden ; dagegen sieht man bei dieser Windrichtung oft sehr scharf begrenzte trombenähnliche Cyklonen, die sich in der Richtung des herrschenden Windes bewegen; sie scheinen im ganzen nur etwa 100 m Durchmesser zu haben und sind wegen des in Säulen aufgewirbelten Staubes deutlich sichtbar.

Jenseits der Station kommen wir in den Baschi- jaman - kum hinein, der jedoch viel leichter ist als der untere und wo sogar Kamisch wächst. Dann fängt eine ganze Reihe von kleinen Uferseen oder Lagunen am rechten Ufer an, von denen die gröfsten folgende Namen tragen : Schor-köll, Mapäschlik, Jumulag-köll, Ajag-jasluk, Basch-jasluk, Jikkenlik-köll und Usun-köll, alle von 0 nach W gerechnet. Sie unterscheiden sich sogleich vom Flusse durch die reine, klare Farbe des Wassers ; manche von ihnen sind einfach Sümpfe oder gehen in solche über, und in ihrer Nähe ist der Boden oft sehr weich, so dafs die Tiere einsinken. Usun-köll („der lange See") ist der gröfste und von langgestreckter Form; eine Menge Wildgänse hatten sich hier im üppigen Kamisch niedergelassen. Das Auftreten solcher Uferseen ist sehr auffallend; es ist genau dasselbe Phänomen, welches am Tarim beobachtet werden kann , und an beiden Stellen sind die Seen eine ganz rezente Bildung. An beiden Flüssen treten sie in fast genau derselben Entfernung vom Kara -buran auf, liegen auf demselben Meridian und am rechten Ufer. Für den Tarim batte Bogdanowitsch diese Erscheinung in der Weise aufgefafst, dafs der Lop-nor heutzutage ein Bestreben hat, sich stromaufwärts zu bewegen. Beim Tjertjen-darja finden wir nun ganz analoge Verhältnisse : eine gewisse Wassermenge wird durch die Lagune dem Kara - buran geraubt ; Teile des Sees sind sozusagen schon am Flufslaufe weit oberhalb der Mündung stecken geblieben.

Am rechten Ufer ist der hohe Sand jetzt so weit entfernt, dafs er aufser Sicht ist. Beim Stationshaus Su-össken-lenger hören die Lagunen auf, der Weg führt bisweilen dicht am Flusse vorbei, nur selten sehen wir kleine Sümpfe unter den Pappeln. In dem Waldgebiet Tallik-tokaj ist der Flufs sehr breit, wohl 300 m, — an den Ufern sonst ausgedehnte Kamischfelder, Kegel und „köttek".

Wenig unterhalb dieses Punktes machten wir eine interessante Entdeckung, nämlich ein altes, deutliches Flufsbett, das hier vom Tjertjen -darja ausgeht und von denselben Dimensionen ist wie der jetzige Flufs. Es windet sich gegen NO und entfernt sich allmählich vom Flufs; an dem Punkt, wo wir das Bett kreuzten, lagen zur Hälfte begrabene Stücke von Treibholz umher. Dies ist also der Anfang desselben Bettes , welches auf der Karte von Roborowskij „altes Bett dos Tjertjen - Flusses" genannt wird. Es ist ja auch natürlich nur der untere Teil des Flusses, der für Niveauveränderungen und sonstige Faktoren empfindlich sein mufs, der seine Lage geändert haben kann ; je .höher stromaufwärts, desto mehr wird die Stabilität in der Lage des Flusses durch die mehr ausgeprägten morphologischen Unterschiede der Plastik des Bodens vorgeschrieben. Das Bett wird wie gewöhnlich bei dergleichen Erscheinungen Kowna-darja oder „der alte Flufs" genannt.

Mestjid ist ein altes, gut erhaltenes Haus im Walde. Eski-östäng , „der alte Kanal", ist auch ein altes, aber kleineres Bett. Der Boden ist jetzt ziemlich eben, besteht aber aus Sand. „Tim" ist die Ruine eines alten „potajs” . Mona- dung oder „Minaret - Hügel" werden mit Recht die kolossalen Kegel genannt, die sich hier am Ufer auftürmen. Schi-pang ist eine Gegend mit undulierender Kamischsteppe und lichtem Wald.

Über Keng .lajka und Jiggdelik - tokaj erreichten wir Kovna-tatrau , eine Gegend , die von ihren früheren Bewohnern deshalb verlassen worden ist, weil der Flufs, dessen Bett hier nur 50 m breit ist, sich allmählich immer tiefer in den Boden eingemeifselt hat, so dafs man kein Wasser zur Bewässerung der Äcker mehr bekommen konnte; das Bett war hier durch 2 bis 3 m hohe , senkrechte Uferwände eingeschlossen. Die Gegend war in Hadschi Padschah's Zeit bewohnt. Die Bewohner haben aber die wenig oberhalb gelegene Niederlassung Tatran gegründet, wo die Äcker vom Wasser erreicht werden können. Es