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0269 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 269 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Von Ak-su über Utsch-turfan nach Kaschgar.   257

jetzt wieder äufserst heftig, so dafs alle Rinnen und Furchen mit Wasser gefüllt wurden, womit die Kirgisen sehr zufrieden waren, denn die Weideplätze würden jetzt wieder üppig werden. Dann heifst die Gegend Beltji. In dem rechts sich öffnenden Thale, Alkari-bulak,

gibt es eine Quelle und eine kirgisische Niederlassung.   Der Thalboden ist teils be-
wachsen, teils mit Schutt- und Konglomerathaufen bedeckt, weiter unterhalb kommt Pappel-und Tamariskenwald vor. In der Gegend Ptjann befand sich jetzt ein Zelt mit 100 Schafen, 6 Kamelen und 4 Pferden ; 14 andere, alle vom Kusstje-Stamme, lagerten in der Nähe. Sie bleiben auch im Winter bei Ptjann. Von Mitte Mai bis Anfang Juni regnet es bier am meisten, dann wieder im Spätsommer. Nach andauerndem liegen sammelt sich das Wasser zu einem nach SW gerichteten „sil"-Bach , der oft so mächtig wird, dafs er sogar Kamele wegführen kann. Im Sommer ist es windig, Westwind ist vorherrschend. Wölfe sollen in dieser Bergen sehr zahlreich sein und grofsen Schaden an den Herden anrichten.

Südlich von Ptjann fällt das Gelände langsam zu einem jetzt trockenen, mit feinem

Schutt gefüllten Bett, durch welches nach Regen das „sil"-Wasser nach SW strömt. Am rechten Ufer wachsen hin und wieder Weidenbäume, am linken stehen dagegen 30-40 m hohe Konglomeratterrassen , hin und wieder von Hohlwegen und Rinnen durchschnitten, die durch Regen in den südlich davon stehenden Bergen auserodiert worden sind. Das Konglomerat ist in dieser Weise sehr pittoresk geformt, am Fufse oft unterminiert, und bildet überhängende Gewölbe, von welchen auch stellenweise grofse Blöcke herabgefallen sind. Die Konglomeratschichten bestehen abwechselnd aus runden Steinen jeder Gröfse, aus Sand und feinem, gelbem Thon, welcher am meisten auserodiert worden ist, so dafs die Thonschichten Einsenkungen der Wände darstellen. Das zeitweise hier strömende Wasser, gegen welches kleinere Furchen in der Gegend konvergieren, mündet in einen weiter west-

lich liegenden Salzsumpf aus.

18. Juni. Der bis jetzt steinige, wenig bewachsene Boden wird bei Ptjann von

Wald, Gebüsch und Steppenvegetation bewachsen, der Schutt hört auf, und der Boden besteht nunmehr aus hartem , gelbem Staub. Pappeln , Weiden , Eleagnus , Tamarisken und zackiges Gebüsch herrschen vor, Hasen und Fasane sind zahlreich. Wir passieren ein paar „aulen". Rechter Hand haben wir eine bedeutende Gebirgskette, linker Hand eine niedrigere, die, je weiter westlich, immer niedriger wird. Zwischen beiden breitet sich das ebene, breite Thal aus, das fast unmerklich nach S und W abfällt. Auf diesem Wege ist fast gar kein Verkehr, nur selten begegnet man einem Kirgisen ; die meisten Nomaden befinden sich aber jetzt in den Bergen. Bei Sembil war an einer von einem mächtigem Weidenbaum beschatteten Quelle ein kleines Lehmbaus aufgeführt ; diese Stelle war jetzt ganz unbewohnt, ein mit Melonen bepflanztes und mit einem Staket umgebenes Feld zeigte jedoch, dafs die Bewohner nicht weit entfernt sein konnten.

Fast während der ganzen Tagereise sehen wir am Nordfufse der südlichen , rötlich

leuchtenden Gebirgskette , also links vom Wege , einen weifsen Streifen ; es ist der oben erwähnte lange, schmale Salzsumpf, nach welchem alle Betten und Bäche des ganzen Thales strömen. Hier lagern sie das mitgeführte Salz ab, welches weifse Kuchen, genau so wie in der Wüste Descht-i-kewir in Khorasan , bildet. Am Rande war die Salzschicht 3 cm dick und ruhte auf sehr feuchtem, blauem, plastischen Thon. Auf dem Salzkuchen konnte man gewisse Strecken wie auf Eis gehen , an anderen sank man ein. Meistens ist die Salzoberfläche braun oder grau von feinem , windgetriebenem Staub. Die Salzscheibe ist von zahllosen Spalten durchkreuzt , und durch diese hat sich kreideweifses Salz hinaufgeprefst, um auf der braunen Oberfläche ein weifses Netz zu bilden.

Ein „aul" von 5 Zelten wurde passiert, wonach wir bei Djaj - tewe lagerten. Dieser letztgenannte „aul" hat eine schöne Lage am Fufse eines Hügels und ist von Weidenbäumen umgeben. Eine Quelle versieht die Bewohner mit gutem Wasser. In der Nähe befindet sich ein Lehmmasar, mit „tughs" und Hörnern geschmückt, und unterhalb desselben befindet

Hedin, Reisen in Zentralasien.   33