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0134 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 134 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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122   llediii, Reisen in Zentralasien.

Über Wasch -schahri erfuhr Prschewalskij bei seinem ersten Besuch nur , dafs zwei Tagereisen von Tjarkhlik auf dem Wege nach Tjertjen die Ruinen einer Stadt Gas-schahri zu finden wären. Auch ich hörte in Tjarkhlik die Benennung „Gas" für die Gegend Wasch - schahri , wo man aber nur den letztgenannten Namen benutzt. Die Namen Gas, Kas, Khas, Kosthun, Ghaschun &c. spuken oft auf alten und neuen Karten in dem Gebiet südlich vom Lop - nor, ohne dafs wir genügende Anhaltepunkte für ihren gemeinsamen Zusammenhang, oder inwieweit sie etwas miteinander zu thun haben, besitzen.

Über den See Kara-buran macht Prschewalskij folgende wichtige Mitteilung (S. 20-21) : „Der eigentliche See Kara - buran ist 30 bis 35 Werst lang und 10 oder 12 Werst breit. Übrigens hängt die Gröfse des Sees stark von dem Wasserstande im Tarim ab : bei hohem Niveau überschwemmt der Kara-buran weit seine flachen Ufer ; bei niedrigem bilden sich hier Salzmoore. Die Tiefe des Sees beträgt 3 bis 4 Fufs, oft noch weniger; hin und wieder gibt es tiefe Stellen von 1 Faden und noch mehr. Die freie, nicht mit Schilfrohr erfüllte Wasserfläche ist weit gröfser als beim Lop - Nor, besonders wenn man die viel geringere Ausdehnung des in Rede stehenden Sees berücksichtigt. Der Tarim verliert sich in demselben nur auf eine kurze Strecke , im übrigen ist sein Bett deutlich zu erkennen. Unmittelbar beim Einfall des Tarim in den Kara-buran mündet von Westen her ein anderes Fliifschen in denselben : der Tschertschen-darja."

Aus einer Vergleichung zwischen Prschewalskijs und meiner Karte geht sogleich hervor , in welch grofsen Mafse dieses Seebecken in den 20 Jahren sich verkleinert hat. Damals erstreckte sich der See bis in die Nähe von Abdal , jetzt war aber nur ein win-

ziger Rest desselben zurückgeblieben, und wir kreuzten auf dem Wege von Gyn-köjuk nach Tjarkhlik den Alluvialgrund des Sees von Prschewalskij. Sonst ist seine Beschreibung sehr zutreffend, und wir finden, dafs schon damals der Flufs ein deutliches Bett quer durch den See gegraben hatte. Der Teil des Sees, welcher auf Prschewalskijs Karte nördlich vom Tarim liegt, war bei meinem Besuch so gut wie ganz verschwunden , und die ausgedehnten Salzsümpfe, die er bis zur Hälfte des Weges nach Tjarkhlik sich ausbreiten läfst, waren jetzt trocken. Der Kara-buran scheint sich in den 20 Jahren verhältnismäfsig mehr verkleinert

zu haben als der Kara - koschun. Er ist als ein Ufersee , nicht als eine Erweiterung des Flusses zu betrachten. Auf Roborowskijs vorzüglicher Karte (1890) hat der See im ganzen eine W—O-Länge von 27 Werst, eine N—S-Breite von 22 Werst, wobei jedoch zu bemerken ist, dafs ungefähr die Hälfte von Schlamminseln des Tjertjen-Deltas erfüllt ist. Die gröfste offene Wasserfläche des Sees , die mit den oben erwähnten Zahlen Prschewalskijs zu vergleichen ist, war von W nach 0 nur 7 Werst, von N nach S 14 Werst.

Dann sagt er: „Beim Ausflusse aus dem Kara - buran ist der Tarim ein ganz ordentlicher Strom, aber bald schrumpfen seine Massen wieder zusammen. Die Ursache hiervon sind zum Teil die vielen Kanäle , durch welche die Eingeborenen das Wasser des Flusses (des Fischfanges wegen) seitwärts ableiten. Anderseits erdrückt ihn die nahe Wüste, welche immer mehr und mehr den bewässerten Raum beengt, mit ihrem glühenden Atem jeden übrigen Tropfen Feuchtigkeit verschlingt und schliefslich den Tarim in seinem weiteren Laufe nach Osten hemmt. Der Kampf ist beendigt: die Wüste hat den Flufs besiegt, der Tod das Leben überwunden. Aber noch vor seinem Ende bildet der bereits machtlose Tarim durch die Erweiterung seiner letzten Wasser den ausgedehnten schilfreichen Morast, der seit alter Zeit unter dem Namen des Sees Lob-Nor bekannt ist."

Obgleich Prschewalskij der erste europäische Besucher am Lop-nor war, hat sein scharf beobachtendes Auge richtig aufgefafst , welche hervorragende Rolle die Wüste gegenüber dem See spielt, und wie dieselbe den bewässerten Raum mehr und mehr beengt, ganz so, wie ich es für die nördlichen Seen gefunden habe. Schon vor 20 Jahren hat der See auf den ersten Europäer nicht den Eindruck eines Sees, sondern vielmehr reines ausgedehnten schilfreichen Morastes" gemacht, was heutzutage noch mehr der Fall ist.