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0168 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 168 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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156   Iledin, Reisen in Zentralasien.

Zuerst finden wir die Angabe von 40 + 20 + 100 -= 160 li zwischen Bugur und

„dem Flusse", dann die Entfernung 240 li zwischen Bugur und dem Tarim - Flufs, beides gerade gegen Süden. Mit dem „Flufs" wird hier offenbar der Schah-jar-darja gemeint, und es ist sehr leicht möglich, dafs damals die Hauptmasse des Tarim-Flusses weiter südlich strömte, und zwar in dem oben erwähnten Bette des Atjik - darja , das hier etwa 15 Werst südlich vom Tarim gelegen ist. In der That ist die Entfernung zwischen Bugur und dem Atjikdarja 100 Werst, welche also den 240 li gleichkommen ; 900 li sind nach dieser Berechnung gleich 375 Werst, jedenfalls bedeutend weniger als die 450 Werst von Koslow.

Eine Unsicherheit in dieser Berechnung wird durch die Veränderlichkeit der Lage des Tarim-Flusses hervorgerufen. Viel sicherere Angaben finden wir in den Entfernungen durch die im Anfang des Aufsatzes gegebenen Distanzen zwischen den Ortschaften. Vier Orte, die noch heute existieren , sind hier mit ihren resp. Entfernungen angegeben ; von Bugur nach Tjadir seien es 200 li (= 54 Werst), von Tjadir nach Tjahrtji 160 li (= 42 Werst), von Tjahrtji nach Korla 170 li (= 58 Werst). Die Werst -Entfernungen habe ich der Pjewzowschen Karte entnommen . Betrachten wir die beiden ersten Werte , so verhalten sich die li zu einander genau wie die Werst, oder wie 5 : 4. Sind nun 200 li gleich 54 Werst, so erhalten wir für die 900 li nur 243 Werst anstatt der 450 von Koslow. Wären aber die li zwischen Bugur und Tjadir von derselben Länge wie die zwischen Turfan und dem Lop -nor, so müfste also dieser See genau am Südfufse des Kurruk - tag gelegen haben; da dies unmöglich ist, sind offenbar die li von verschiedener Länge. Die Entfernung zwischen Tjahrtji und Korla ist jetzt 58 Werst = 170 li , was mit dem Obigen nicht übereinstimmt, wo 200 li gleich 54 Werst waren ; in diesem Falle wären indessen die 900 li gleich 307 Werst, und der Lop-nor müfste ungefähr dort angefangen haben, wo jetzt der Avullu-köll gelegen ist. Eine etwas kürzere Entfernung erhalten wir, wenn wir — was die sicherste Methode ist — den Mittelwert der vier erwähnten Distanzen nehmen, und zwar 295 Werst, wobei wir also jedenfalls in die Gegend von Avullu -köll gelangen. Wenn wir als Ausgangspunkt annahmen , dafs Koslow recht habe, als er die 900 li gleich 450 Werst machte, so müfste die Entfernung zwischen Bugur und Korla, die zu 530 li angegeben ist, 265 Werst gleichkommen; dieselbe ist aber in der That, nach Pjewzows Karte, nur 153 Werst!

Dann heifst es, von Korla seien es über 500 li südöstlich bis zum Lop-nor; also, wenn wir, wie oben , aus dem Mittelwert , 900 li gleich 295 Werst setzen, mehr als 164 Werst, wobei wir in die Gegend von Maltak-köll gelangen. Die nächste Angabe, dafs der Tarim von Korla zuerst 200 li (= 66 Werst) östlich , dann wieder 200 li östlich und endlich noch weiter östlich in den Lop - nor" fliefst , ist schwankender und erlaubt keine topographische Bestimmung der Lage, teils weil die dritte En tfernung fehlt, teils weil es östlich anstatt südöstlich heifst.

Die angegebenen Dimensionen des Sees sind auffallend klein, 200 li (= 66 Werst) in der Länge und 100 li (= 33 Werst) in der Breite 1). Der See war also in ovaler Form von Westen nach Osten ausgezogen, eine Form, die wir auf der chinesischen Karte wiederfinden. Oben ist gesagt, von Bugur nach Tjadir seien es 200 li, jetzt, die Länge des Sees sei 200 li ; auf der Karte sind die beiden Entfernungen von absolut gleicher Gröfse. Die Entfernung zwischen den beiden Ortschaften ist aber 54 Werst ; die 66 Werst stützen sich auf den erwähnten Mittelwert. Dafs der See so klein war, kann daraus erklärt werden , dafs er entweder tiefer war, ein mehr gesammeltes Seebecken bildete als heutzutage, wo wir in einem ausgedehnten , sehr seichten Sumpf den Lop - nor wiederfinden, — oder auch dafs das ganze Tarim - System sich in einer Periode niedrigen Wasserstandes befand. Dagegen dürfen wir nicht annehmen, dais die Dimensionen des alten Sees so unbedeutend waren,

1) Uspenskij erwähnt, dafs in der »Statistischen Beschreibung des chinesischen Reiches" die Länge des Sees zu 400 li, die Breite zu 200 li angeschlagen werde.