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0105 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 105 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Reise nach der Gegend Lop.   93

aufgeführten Kamischhütte waren die Vorräte von getrocknetem Fisch aufgehängt. Wenn also der Fischfang, wie jetzt, wegen des Sturmes unmöglich gemacht wird , benutzt man diese konservierten Fische. Im Durchschnitt brauchen die 14 Bewohner 15 bis 20 mittelgrofe Fische pro Tag. Auch diese Lopliks batten einige Schafe, aber keine Hunde.

Die Bewohner des Dorfes hatten hier nur 3 Jahre gewohut, und dies erklärt, dais sie

noch fast gar keine Namen für die geographischen Gegenstände in der Umgebung eingeführt batten. Die Namen Sadak-köll und Nias-köll sind gewifs ganz modern und nach den Namen zweier hier wohnenden Lopliks gegeben. Die Alten und die Kinder wohnen das ganze Jahr am See, die arbeitskräftigen Männer begeben sich aber, allein oder mit ihren Weibern, im Frühling oder im Vorsommer nach Tjarkhlik, um dort Feldbau zu betreiben. Im Spätsommer kehren sie mit der Ernte zurück und wohnen den ganzen Winter an den Seen. Diese Menschen leben also nicht nur von Fischfang und Viehzucht, sondern auch von Ackerbau. Die Hauptnahrung bleibt jedoch immer Fisch, Der Ilek mit seinen Seen liefert übrigens fast alles, was sie an Lebensbedingungen brauchen : Fische, Enten, Eier zur Nahrung, Kamisch zur Aufführung der Hütten, Asclepias zur Anfertigung von Netzen und verschiedener einfacherer Kleidungsstücke, und an den Ufern haben sie die Pappeln, die beim Bau der Hütten auch eine wichtige Rolle spielen , wovon auch die Kanoes und verschiedene Geräte angefertigt werden und die endlich als Brennmaterial dienen.

Die Hütte, „kamisch-uj" genannt, ist gewöhnlich von viereckiger Form, mit horizon-

talem Dach versehen , in dessen Mitte ein Hauptbalken oder eine Stange, „baraj", die Kamischbündel des Daches trägt. „Tjäsi - jagatsch" sind kleinere Stangen , welche das Ganze befestigen und unterstützen ; „tukuk" sind die vertikalen Eckpfähle, „ischik" ist die Thür. Oft bat das Dach eine Öffnung zum Hinauslassen des Rauches ; gewöhnlich sind aber die Hütten so wenig dicht, dafs der Rauch ohne weiteres freien Ausgang findet,; das Innere ist deshalb mit Rufs geschwärzt.

Die Lopliks tragen Schafpelze; Beinkleider und Hemd sind aus einem groben, wollenen

Stoff, den die Weiber selbst verfertigen. Die Männer tragen Mützen, die Weiber einfach ein Tuch auf dem Kopfe ; die Kinder haben gewöhnlich nur ein Kleidungsstück in der Form eines Sackes , mit Löchern für den Kopf und die Arme; bisweilen sind einige einfachere Kleidungsstücke aus Pflanzenfasern gemacht, doch spielen diese nicht dieselbe Rolle wie vor 20 Jahren.

Die Mobilien des Dorfes bestanden aus 3 alten und 3 neuen Kanoes („kemi"), Holz-

eimern („sogu"), aus einem Pappelstamm ausgehöhlt, einem grofsen Kessel („kasan") zum Kochen des Fisches, einigen „tjuguns" oder eisernen Kannen, mehreren „ajaks” oder Holzschalen, dann Schöpfgelten für die Kanoes, aus Weidenruten zusammengeflochtenen Körben zum Auf bewahren der Wolle und der Asclepiasfasern, „tjarkh" oder Spinnrocken, „tjarkbighi” oder dem vertikal an einer Schnur gehaltenen Pflock mit einem runden Stein am unteren Ende, mit welchem Seile gedreht werden; ferner aus „kejtji" oder Axt, mit dem Eisen winkelrecht gegen den Stiel, „billy” oder Schleifstein, mehreren „bitjaks" oder Messern von verschiedenen Gröfsen , „kaitji" oder Schere, „dereptji" oder Pfriemen , womit Schnurlöcher in die einfachen Fufsbekleidungen und dergleichen Gegenstände gestochen werden ; „sugan" oder Dohnen, welche in den schmalen Kanälen im Kamisch aufgehängt werden und womit Enten gefangen werden, „gudjeck" oder Rudern. Dazu kommt noch der Webestuhl oder ein

einfacher Rahmen, in welchem die Weiber die Leinwand weben; endlich die „tojs" oder Netze, „kigis" oder grobe Filzteppiche, womit der Boden in den Häusern bedeckt wird, Pelze, „dastar-khan" oder Tuch, auf welchem die Speisen bei der Mahlzeit aufgetischt werden und welches aus Asclepiasfasern gemacht wird.

Die meisten dieser Geräte werden an Ort und Stelle angefertigt, nur wenige erhält man durch Kaufleute aus Tjarkhlik oder Dural. Während der hellen, schönen Tage sind die Männer meistenteils mit Fischfang beschäftigt, aber wenn, wie jetzt, das Wetter un-