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0152 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 152 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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140   Hedin, Reisen in Zentralasien.

Weg , welcher oberhalb der alten Stadt durch einen an Sand ärmeren Teil der Wüste führte. Roborowskij scheint die Höhe der Sanddünen zu übertreiben , die sich an beiden Seiten des Flusses erheben. Er sagt, dafs sie bis 360 Fufs (110 m) über die Oberfläche des Flusses reichen. Auch in der Mitte der Takla-makan-Wüste sind die höchsten Dünen nur

200 Fufs (60m).

Von der Gegend Kijn-lajka (S. 70) wendet sich der Tjertjen-darja fast gerade nach Osten und der Charakter seines Thales verändert sich beträchtlich. Die flachen Ufer des Flusses erheben sich wie Erdwälle, welche ihn in der Hochwasserperiode zu überschwemmen hindern. Die Wäldchen und Gruppen von Pappeln in dem Thale werden in je weiterer Entfernung von der erwähnton Gegend nach Osten allmählich immer seltener und verschwinden 30 Werst davon , um dichten Kamischbeständen Raum zu machen. Zum Verschwinden des Waldes im Thale des unteren Tjertjen-darja tragen die Lob-nor-Hirten viel bei , indem sie im Sommer ihre Schafherden hierher hineintreiben , um dieselben teilweise auch mit den Blättern der Pappeln zu füttern, welche sie deshalb schonungslos fällen."

Die hier mitgeteilte Thatsache ist von hohem Interesse, die Erklärung aber unwahrscheinlich. Die wenigen Lop-nor-Hirten mit ihren kleinen Herden können um so weniger den Wald ausrotten, als die Schafe hauptsächlich von Kamisch leben. Und wenn die Auffassung Roborowskijs auch richtig wäre , so fragt es sich , warum sind nicht die Wälder des Ugen-darja und anderer Gegenden des Tarim-Systems schon längst ausgerottet, wo doch die Bevölkerung fast ausschliefslich von Schafzucht lebt.

Nein, die Erklärung ist viel einfacher und natürlicher. Vom Oberlauf nach dem Unterlaufe (wobei wir natürlich nur den Gürtel betrachten, wo überhaupt Wald vorkommen k a n n) nimmt der Waldreichtum am verhältnismäfsig neugebildeten Flusse ab, weil der Wald sich in der Richtung des Stromes entwickelt und verbreitet hat, in derselben Weise, wie wir es schon am unteren Tarim fanden. Es ist gewifs nicht blofs ein Zufall, sondern vielmehr ein auffallendes Faktum , dafs der Punkt Kijn - lajka (eigentlich Keng - lajka = „breiter Alluvialboden") , von wo aus nach Roborowskij der Wald allmählich aufhört , in fast genau derselben Entfernung von der Mündung des Tjertjen - darja in den Kara- buran liegt, wie der Punkt am Tarim , Ajrilgan , von wo aus der Wald auch allmählich nach unten abnimmt und verschwindet, von seiner Mündung in denselben See sich befindet — oder etwa 70 Werst. Auch die Strecken des Unterlaufes der beiden Flüsse , die gänzlich waldlos sind . sind ungefähr von derselben Länge. Wir finden, mit einem Worte, an beiden Flüssen genau

analoge pflanzengeographische Verhältnisse.   Diese Thatsache redet eine sehr deutliche
Sprache für die Richtigkeit meiner bier oben entwickelten Theorie, dafs die gegenwärtigen Unterläufe des Tjertjen-darja und des Tarim (von Kara-buran an) , die sich auf einer fast geraden von SW nach NO erstreckenden Linie befinden, g l e i c h z e i t i g und zwar durch Niveauveränderungen am nördlichen Fufse des Astun-tag gebildet worden sind. Dafs dies für den unteren Tarim der Fall war, bewies schon die Überlieferung. Die Beschreibung Roborowskijs zeigt, dafs am unteren Tjertjen-darja die Verhältnisse genau dieselben sind.

Seite 72 gibt Roborowskij noch folgende wichtige Nachricht: „Die Niederlassung Lob besteht aus 12 Kamischhütten , auf dem emporsteigenden, trockenen Ufer des Kanals zerstreut liegend , welchen die Einwohner als ein altes Bett des Tjertjen - darja betrachten. Nach ihrer Aussage mündete früher in dieses Bett 6 Werst westlich von der Niederlassung Lob der Flufs Tarim ein, welcher heutzutage weit östlich von dieser Niederlassung strömt. Das alte Bett des unteren (meridionalen) Tarim, Ketek-tarim genannt, ist auf der Strecke von der Gegend Ajrilgan bis zum selben Sumpfe (Kara - buran) noch heutzutage klar und deutlich , und in seinen oberen Teilen wachsen noch heute Pappeln, welche auf unterirdisches Durchsickern von Wasser hindeuten, und in den unteren Teilen desselben Bettes

finden sich Stümpfe von solchen Bäumen."

Die Existenz dieses Flufsbettes ist nach den von Pjewzow, Roborowskij, Bogdanowitsch