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0090 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 90 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Hedin, Reisen in Zentralasien.

Eisbedeckung an. Der Flufs soll oberhalb dieses Punktes keinen Zuflufs erhalten, aber vom Jarkent-tarim empfängt er, wie wir später sehen werden , in der Nähe von Tikkenlik die Arme Kok-ala-darja, in deren Hauptarm der Wasserstand im Hochsommer ebenso bedeutend sein soll, wie jetzt im Kontje-darja.

Auf dem neuen Turfan-Wege ist der Verkehr nicht besonders lebendig, und derselbe wird meistens von Kaufleuten benutzt; bisweilen vergehen 3 bis 4 Tage ohne dafs irgend welche Reisende eintreffen. Ein Reiter legt die Entfernung zwischen Dural und Turfan über Luktschin in 7 Tagen zurück. „Arabas" sind in der Gegend selten und gehen über Toksun; der Luktschin-Weg ist kürzer, aber unpassierbar für Karren.

Der Frühling ist hier wie sonst gewöhnlich die windige Zeit, und dann treten die Burane, vorherrschend östliche ein. Die Regenwolken sollen von Süden stammen, nordöstlicher Wind führt zeitweise Regen herbei, von dem jedoch das meiste dem Kurruk-tag zu gute kommt. Von gröfseren Tieren in der Gegend bemerkt man Tiger , Wildschwein, Hirsch, Antilope &c.

Am 28. März steuerten wir nach SW ; nach einer Viertelstunde erreichten wir den Kok-ala, welcher in den wildesten Krümmungen strömt, die Bewegung des Wassers ist aber so langsam , dafs es still zu stehen scheint , weshalb die Wassermenge sehr unbedeutend sein mufs. An den Ufern wächst das Schilf dicht und üppig, hier und da stehen kleine Pappelgruppen, ebenso vereinzelte Dünen. Von Zeit zu Zeit streichen wir am linken Ufer des Kok-ala vorbei; sein Bett ist scharf markiert, und wir finden auch hier eine Neigung des Wassers, das Bett zu einem wirklichen Kanal auszugraben. Wo wir das Bett passierten, hatte es harten Sandboden , und am anderen Ufer lagen einige Hügel, Kosch-dung genannt, bei denen der Hauptweg .zwischen Korla und Dural vorbeiführt.

Dann kreuzen wir auf einer Brücke einen sehr schmalen und tief eingeschnittenen Arm aus dem Tjong-tarim, und in der unmittelbaren Nähe von Tikkenlik passieren wir zum zweitenmal den eigentlichen Kok-ala, der hier 57m breit war und eine Maximaltiefe von 0,8o m hatte; die Bewegung des Wassers war fast unmerklich. Am linken Ufer liegt das Dorf Tikkenlik (nicht Tikkelik wie bei Koslow) nackt und öde. Die Häuser sind teils aus Lehm, teils aus Kamisch aufgeführt; diese sind Sommerwohnungen, jene Winterwohnungen.

Wenig unterhalb Tikkenlik vereinigen sich die Kok-ala-Arme mit dem Kontje-darja. Tikkenlik ist ein moderner Ort, und erst Anfang der 90er Jahre widmeten die chinesischen Behörden demselben irgend eine Aufmerksamkeit; bei meinem Besuch war er von 15 Familien bewohnt. Der Erdboden ist ziemlich gut, Weizen, Mais und Gerste werden gebaut , und die Felder werden durch einen vom Kok-ala aus gegrabenen Kanal bewässert. Letzterer Flufs sank jetzt täglich ; im Mai und Juni bleibt er fast trocken, im Juli fängt der Zuflufs wieder an ; erst im August und September erreicht er sein Maximum und ist da nur mit der Beihilfe einer Fähre passierbar. Die Hochwasserperiode tritt also gleichzeitig wie beim Tarim ein ; Ende November friert der Kok-ala zu, und das Eis bleibt drei Monate liegen. Der Niederschlag ist in dieser Gegend äufserst unbedeutend, Wind und Stürme treten im Frühling bis Ende April ein und kommen immer von Osten.

Dural, der Hauptort dieser Gegend, liegt nur eine Stunde gegen SO von Tikkenlik entfernt. Hier residiert ein chinesischer Amban , und der Ort soll gegen 150 Häuser haben. Die meisten Einwohner sind auf chinesischen Befehl aus Turfan und Luktscbin eingewandert, auch eine Anzahl Lopliks gibt es und etwa 80 Chinesen. Der Ort soll im Jahre 1891 gegründet worden sein , was wahrscheinlich richtig ist, da er von Pjewzow nicht erwähnt wird ; der Name existierte aber schon früher, denn vor etwa 80 Jahren soll ein Mongole dieses Namens hier gewohnt haben. Der Ort hat einen kleinen Bazar mit Kaufleuten von Kaschgar, Khotan und Ak-su; die Umgebungen sind fast waldlos; Getreide wird gebaut, und die Bewässerung findet durch einen Kanal vom Tjong - tarim statt. Die Einwohner selbst glauben nicht, dafs Dural irgend welche Zukunft hat, weil der Boden