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0311 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 311 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Reise durch das Hochland des nördlichen Tibet.   299

Boden steril gewesen ; zum Lagerplatz wählten wir deshalb die Ufer eines Baches, an dem etwas Gras vorkam. Dieses dicht am Ufer gelegene Lager Nr. XXII hatte eine Höhe von 4947m. Eben hier hatte das Ufer eine eigentümliche Form. Es springt nämlich eine Landzunge gerade gegen 0 vor, wobei sie sich allmählich vom Ufer entfernt; sie ist nur einige Meter breit und 10 oder 20 cm hoch, aber ein paar Kilometer lang und endigt mit einer

Spitze.   Auf der inneren Seite hat sie zwei ebenfalls nach Osten gerichtete Trümer.
Sie besteht aus Schlamm und hat offenbar etwas mit dem Delta des Baches zu thun, der eben in den Busen innerhalb der Landzunge ausmündet. Sonst hatte ich bemerkt, dafs

solche Ausläufer der Uferlinie gewöhnlich östlich von der Mündung irgendeines Baches lagen, und dafs sie immer wie Finger nach Osten zeigen ; dies ist zweifelsohne das Resultat der Wirkung des westlichen Windes.

Auch dieser See, Nr. 16, war bitter salzig und wie sämtliche früheren abflufslos. Die Wasserscheide im Osten schien aber sehr niedrig zu sein. Östlich von den Arka-tag-Gipfeln C1 und D1 schien ebenfalls

diese Kette niedriger als bis jetzt zu werden. Diese Gipfel bilden, wie das   der
südlichen Kette, gewaltige Anschwellungen oder Berggruppen. Ihre Form kann man sich als abgerundete Kalotten denken , von lauter Schnee und Eis bedeckt, und aus diesen Kuppeln erheben sich die spitzen Gipfel , an deren Seiten hier und da schwarze, klippige Partien hervortreten ; zwischen ihnen liegen stumpfe, breite, schneebedeckte Gletscherzungen. Der Gipfel 0 der südlichen Kette ist viel niedriger als I, hat aber auch Schneebedeckung; zwischen beiden gibt es keine Schneegipfel, die Kette scheint hier relativ niedrig zu sein.

Am 9. September ging es weiter nach Osten. Am Ufer lagen mehrere von W nach Osten ausgezogene Salzlagunen , in welche temporäre Bäche münden, deren Betten jetzt trocken waren ; auch diese Lagunen waren von höheren Uferlinien umgeben. Unmittelbar am südlichen Ufer erhebt sich ein kleiner Gebirgsausläufer , P , der eine runde Halbinsel bildet; an seinem westlichen Fufse entsteht dadurch ein ziemlich tiefer Busen. Wir erreichen nun das recht stumpfe Ende des langen Sees. Rings um die Lagunen bestand der Boden aus hartem Sand ; jetzt wanderten wir aber eine Strecke auf asphalthartem „schor"-Boden aus feinem Schlamm mit weifsen Salzkrystallen auf der Oberfläche. Hier mündet ein recht bedeutender Bach, etwa 2-1- cbm, aus, mit trübem Gletscherwasser, offenbar von den Gipfeln C1 und D1 stammend. Jenseits des letztgenannten taucht jetzt der Gipfel G1, pyramidenförmig und scharf gezeichnet, auf. Südlich vom Gipfel Cl, dessen Südabhang von Schnee reingefegt ist, erstreckt sich eine bedeutende, runde, stumpfe, kurze Gletscherzunge nach SW. Ihre Front ist sehr abrupt abgeschnitten , schmutzig und von mehreren Randspalten durchkreuzt. Ufermoränen sind aber nicht sichtbar , wahrscheinlich weil sie von dem jetzt täglich wachsenden Schneeniederschlag bedeckt sind. Das Firn-beckon des Gletschers liegt an den Seiten und südlich des Gipfels C. Westlich von diesem Gipfel sind noch drei kleinere Gletscher sichtbar. Die Gletscherform nähert sich hier dem norwegischen Typus ; lange, schmale Gletscherzungen , die bis zum Thalboden reichen, kommen dagegen nirgends vor.

Als wir den See hinter uns gelassen batten, stiegen wir sehr langsam nach der nächsten Wasserscheide hinauf und kreuzten dabei acht Bäche, die von der Gegend der Gipfel Cl und D1 zu stammen scheinen und nach WSW fliefsen , um in den See Nr. 16 auszumünden. Bevor sie den See erreichen , vereinigen sie sich zweifelsohne nach und nach zu einem gröfsern Bach. Der letzte, gröfste, der gewifs von den erwähnten Gletschern kommt, hatte jetzt 12 cbm Wasser und hat sich ein breites Bett mit groben Schutt auf dem Boden aus-

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I-Massiv