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0110 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 110 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Hedin, Reisen in Zentralasien.

gesehen haben , die Tiefen so äufserst unbedeutend sind ; dazu kommen noch die an und für sich unbedeutenden Niveauverschiedenheiten. Die einzelnen Dünen rücken freilich nur langsam vorwärts , aber der Flugsand wird vom Wind doch weit nach Westen getrieben, um dann zuerst rudimentäre Dünen zu bilden, die bei jedem Sturm wachsen, oder auch in die Seebecken zu fallen, und so dieselben auszufüllen. Nachdem dieser Flugsand und diese

vorrückenden Dünen den alten Lop-nor immer weiter nach Westen gedrängt hatten, verliefs endlich auch die Hauptmasse des Tarim die Kok - ala - Betten, die damals vielleicht nur e i n Bett bildeten , und setzte seinen Lauf weiter nach Süden fort. Dabei sind aber die Reste des alten Sees zurückgeblieben und bilden eine Kette von kleinen Seen , die jedoch auch vom Flugsand bedroht sind, wie wir am ganzen östlichen Ufer gesehen batten. Wir bemerkten auch, wie der Waldgürtel den sich verkleinernden Seen nach Westen folgt, auf dieser Wanderung abgestorbenen Wald hinter sich lassend. Am Sadak-köll und Nias-köll batten wir solchen „köttek" in reichlicher Menge gefunden , bei Schirge - tjappgan steht wieder lebender, dichter Wald. Die Thatsache, dafs längs des östlichen Wasserweges alter, abgestorbener Wald vorkommt, am Tjong - tarim hingegen auf denselben Breiten lebender, junger, lichter und oft unterbrochener Wald, wie schon Prschewalskij beschrieben hat, vorhanden ist , beweist, dafs die östliche Wasserstrafse älter ist als die westliche. Unterhalb des von Jakub Bek aufgeführten Lehmforts gibt es gar keinen Wald mehr, nur noch bier und da kommen ein paar junge Pappeln vor. Die Lopliks erinnerten sich, dafs in ihrer Jugend, vor etwa 30 Jahren, selbst diese sporadischen „tograks" nicht existierten. Auffallend ist es auch, dafs sie immer am Uferrande stehen ; die Samen sind nämlich vom Wasser mitgeführt. Da wir jetzt im ganzen Tarim - System, von den Punkten an, wo die Flüsse in ebenes Land austreten , und zwar am Kaschgar -darja , Jarkent - darja , Khotan- , Aksu-, Kerija-, Ugen-, Intjikke-, Kontje- und Tjertjen-darja, dichten Pappelwald finden, erscheint es verwunderlich, dafs gerade an dem Punkt, wo sich alle diese Flüsse — mit Ausnahme des Tjertjen- und des Kerija-darja — zu einem Strom vereinigt haben, die Wälder aufhören. Und doch ist für die geographische Verbreitung einer Pflanze ein Flufs das sicherste Transportmittel! Wir müfsten also erwarten , dafs gerade hier, wo alle diese Flüsse zusammenströmen, sie auch hätten zusammenwirken müssen, einen gröfseren Waldbestand zu schaffen , denn sie treiben , besonders während der Hochwasserperiode, grofse Mengen von Treibholz stromab und wohl auch nicht selten von den Uferrändern losgerissene Pappeln. Aber im Gegenteil hört gerade hier der Wald auf, nur einige wenige junge „tograks" sind bis unterhalb des Forts vorgerückt. Mit der Zeit wird sich auch hier der Wald ausbreiten. Aber am ganzen neuen Lop-nor gibt es nicht eine einzige Pappel, und die Lopliks heizen im Winter nur mit Kamisch. Erst näher am Gebirgsfufs, südlich des Sees, gibt es wieder einen schmalen Gürtel von Pappeln, die aber offenbar mit dem See, wie ich später zeigen werde, gar nichts zu thun haben. Dazu kommt, dafs wir in der Gegend, durch welche der

alte Lop-nor einst strömte, reichlich abgestorbenen Wald und am östlichen Rand der oberen

Seenkette einen Gürtel gegen Westen wandernden Waldes fanden, und so können wir keinen

besseren Beweis dafür finden , dafs der unterste Teil des Tarim - Laufes und das südliche

Lop - nor - Becken hydrographische Bildungen der allerletzten Zeit sind.

Aber kehren wir wieder zu der Reise zurück. Am 16. April wurde die Karawane über Land geschickt , ich aber setzte mit einem „kosch - kemi", d. h. zwei aneinander fest zusammengebundenen Kanoes , und vier Ruderern auf dem Tjong - tarim , der in der unmittelbaren Nähe von Schirge - tjappgan vorbeifliefst , meine Reise fort. Der kleine Bach, welcher den Rest des bei Kum - tjekke noch mächtigen Ilek darstellt, ergiefst sich , wie erwähnt, in zwei Arme geteilt in den Hauptflufs; der gröfste von ihnen hat sich tief in den Boden eingeschnitten, und die Ufer reichen 1,54 m über die Wasseroberfläche, so dafs er einem Miniaturcafion ähnelt. An der Mündung bilden die beiden Arme kleine Wasserfälle. Das klare, in den Kamischseen filtrierte Wasser verschwindet fast augenblicklich in