National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0153 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 153 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000262
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

 

Neuere Forschungen in der Lop-nor-Gegend.   141

und mir gesammelten Nachrichten also unzweifelhaft. Ich babe darüber früher in Zusammen-

hang mit der Bedeutung des Namens Ajrilgan gesprochen. Freilich hörte ich nicht, dafs in seinen oberen Teilen sogar lebender Wald vorkäme, finde dies aber sehr wahrscheinlich. An der Mündung ist das alte Bett 20 Werst von der jetzigen Tarimmündung entfernt; der Flufs hat sich also beträchtlich nach Osten bewegt. Dies ist auffallend im Vergleich mit dem mittleren Jarkent-darja und mit dem unteren Khotan- und Kerija-darja, die sich auch nach Osten bewegen — eine Tendenz, die wir vielleicht mit dem sogenannten Baer-

sehen Gesetz in Verbindung setzen können. Aber wäre dieses Gesetz bier der einzige Faktor, so müfste der von N nach S strömende Tarim (von Argan nach Kara - buran) auch an sein rechtes Ufer pressen und sich also nach W bewegen ; in der That wandert er aber nach 0, und zwar gerade gegen die vorherrschende Windrichtung. Das spricht für die Gegenwart einer sekulären Senkung in südöstlicher Richtung.

Die durch die Tradition überlieferten verschiedenen Altersverhältnisse des Ketek-tarim und des alten Bettes vom Tjertjen-darja führen uns zu recht merkwürdigen Schlufsfolgerungen. Oben haben wir gesehen, dafs etwa im Jahre 1725 der Tarim das neue Bett Ettek-tarim (= Ketek-tarim) gebildet hat. Im Jahre 1851 hatte Kuntjekkan Bek noch etwas Wasser darin gesehen, jetzt ist das Bett trocken. Nach Roborowskijs Erkundigungen vereinigt sich das alte Bett des Tjertjen-darja mit dem Ketek-tarim etwa 48 Werst oberhalb der Mündung des letzteren in den Kara - buran bei Lop — also nur etwa 28 Werst unterhalb Argan. Wir haben auch gezeigt, dafs der alte Tjertjen-darja sich gleichzeitig (1725) nach S verschoben hat. Der Ketek-tarim hat also einfach das alte Bett des Tjertjen- darja, welches wahrscheinlich sehr lange seine nördliche Lage beibehalten hatte, gekreuzt, denn das nördliche Bett des Tjertjen - darja ist natürlich älter als das Ketek-tarim - Bett. Beide Erscheinungen, die Bildung des Ketek-tarim und die Verschiebung des Tjertjen-darja beruhen auf derselben oben erwähnten Ursache , nämlich einer Bodensenkung im Süden. Wo endete aber der alte Tjertjen-darja? Das ist nicht schwer zu sehen. Vor der Bildung des Ketektarim strömte der Tarim nach dem See im Norden von Abdal, wo Numet Bek geboren war. Damals machte der Tarim seine östliche Biegung irgendwo im Süden von Kulaktscha, d. h. zwischen 40 und 50 Werst nördlich vom jetzigen Kara- buran , auf eben derselben Breite, wo der alte Tjertjen-darja mit dem Ketek•tarim sich vereinigt. Es ist also offenbar, dafs der alte Tjertjen-darja in denselben alten nördlichen See einmündete. Dafür spricht auch seine mit dem jetzigen Laufe parallele Richtung.

Als der Tjertjen - darja sein neues Bett bereitete, existierte schon in dieser Gegend Sandwüste. Der Flufs ist nämlich sowohl im S als im N von Sand umgeben. Wäre der Flufs mit seinem Vegetationsgürtel älter als die Wüste, so hätte er gewifs der Ausbreitung des Sandes in dieser Richtung ein Hindernis in den Weg gesetzt.

Einige von den Namen auf der schönen Karte Roborowskijs sind auch einleuchtend. Zwischen dem alten und dem jetzigen Bette des Tjertjen-darja finden wir z. B. die Wüste Araltjining-kum, d. h. „Insel-Wüste"; mit „aral" bezeichnet man im allgemeinen ein Stück Landes zwischen zwei Armen eines Flusses oder zwischen zwei einander nahe gelegenen Flüssen. Am rechten Ufer des Ketek-tarim haben wir die Wüste Tarim-kojgan-kum, d. h. „die Wüste, wo der Tarim übergesiedelt ist", oder dio vom Tarim hingebrachte Wüste", und in der nördlichen Ecke zwischen dem alten Tjertjen • darja und dem Ketek-tarim die Wüste Koschmet -kum , d. h. „die Wüste der Vereinigung" (zweier Flüsse). Dung- agil, „Hügel-Niederlassung", ist ein nördlicher Arm des jetzigen Tjertjen-darja-Deltas und zeigt, dafs auch hier Tamariskenkegel vorkommen. Als der Ketek-tarim sich 20 Werst nach Osten bewegte, hatte also der Tjertjen-darja schon lange seine südliche Lage gehabt. Die lebenden Pappeln im Oberlaufe des erstgenannten Flusses beweisen , dafs die Veränderungen hier ganz neulich von statten gegangen sind.

Pjewzow , Roborowskij , Bogdanowitsch und ich haben verschiedene Namen für den