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0027 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 27 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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I

Von Kaschgar nach Khotan.   15

Winter nur einmal geschneit, und zwar Ende November. Der Wind fängt Ende März an, und man rechnet .3 bis 4 starke Burane jährlich. Der vorherrschende Wind ist nordöstlich, aber auch Westwind ist nicht selten. Der Buran fängt gewöhnlich nachmittags an ; wenn er vormittags anfängt, dauert er den ganzen Tag bis abends; wenn er nachmittags oder abends anfängt dauert er 24 Stunden ; die Stürme führen Massen von Sand und Staub mit sich. Es regnet nur wenig und zwar im Herbst; die Regen im Gebirge südlich von Guma sind dagegen gewaltig; das gröfste „sil"-Bett der ganzen Gegend ist das obenerwähnte von Tjuda. Wenn man aber die seichten Übergangsstellen kennt, kann man ohne Gefahr das Bett kreuzen, auch wenn es mit Wasser gefüllt ist. In der Gegend gibt es dort noch eine Reihe ähnlicher Betten , die sämtlich gegen NNO gerichtet sind und deren Wasser mit dem Sand einen ewigen Kampf führt.

Sein Irrigationswasser bekommt Mudji, wie gesagt, t om Sandschu-Bache; Sandschu besteht aus folgenden ,kentsu : Savä, Seidulla, Khaneka, Dung-bag, Baskak und Tjasgam, in dessen Nähe sich der Bach von Sandschu in vier Arme teilen soll, von denen einer nach Tjuda, zwei nach Mudji und einer nach Sang-uja gehen sollen. Unterhalb Tjasgam wird die Gegend Ara-jangal genannt; heutzutage gibt es dort keinen Wald, aber der Name verrät, dafs in älteren Zeiten Wald vorhanden gewesen ist.

Von Jarkent über Karga.lik, Guma, Mudji und Khotan bis nach Tjertjen und Tjarkhlik wird ein anderer Dialekt der djaggatai-türkischen Sprache gesprochen als in Kaschgar und Ak-su. Die Ausprache ist sehr vernachlässigt; das r verschwindet ganz ; man sagt z. B. Je-e-ick anstatt Jar-arik, Se-i-ki anstatt Sarik-kija , Je-beghi anstatt Jar - bagi. Sonst ist die Sprache überall dieselbe, und man gewöhnt sich bald an den Provinzialismus.

Etwa 1 „potaj" entfernt NO von Mudji befindet sich ein Ruinenfeld , Hasar (Rissar = Festung?), auf welchem man zwei verschiedene Altersperioden unterscheiden kann : eine wahrscheinlich sehr alte mit Fragmenten von roten Ziegeln , Krugscherben , metallenen Leuchtern, Messingringen, Glasscherben, alten chinesischen Münzen und dergleichen, — und eine jüngere, muselmanische, die wahrscheinlich nur wenige Generationen zurückgeht.

Über öde Steppe gelangt man nach dem Platz ; hier und da stehen isolierte Löfsterrassen, die mehrere muhammedanische Gräber enthalten ; dafs sie muhammedanisch sind, verrät die Orientierung gegen Keble; die Seitenwände sind mit kleinen Pfählen gestützt und die Öffnungen mit Brettern belegt; in ein paar Gräbern waren die Skelette noch in Fetzen eingewickelt, sonst war alles mit Staub und Sand gefüllt. Die drei Seiten einer Lehmmauer waren die einzige Spur eines Hauses oder einer Festung. Zeigen . diese Altertümer nichts anderes, so verraten sie doch, dafs der von Norden andringende Sand die Nachkömmlinge der früheren Bewohner dieser Gegend weiter gegen Süden verdrängt hat; das Ruinenfeld ist an allen Seiten , nur nicht im Süden, von anrückenden Sanddunen umgeben.

Östlich von Mudji führt der Weg zuerst durch schwach bewohnte Gegend mit wenigen Äckern und Bewässerungskanälen, hier und da treten kleine Pappelgruppen auf. Billat-Khodjalengeri und Jangi-bag mit einem Masar sind zwei kleine „kent" auf der rechten Seite des Weges ; dann Ali - Khodja - lengeri , Lunge und Saj-bag. Hier hört die kultivierte Gegend auf, und dann wechselt Tamariskensteppe mit Steinwüste ab ; die Tamarisken auf den gewöhnlichen Kegeln werden allmählich sehr dicht. Am rechten Ufer eines ziemlich markierten „Sil"-Bettes steht eine senkrechte Löfsterrasse. Es ist bemerkenswert, dafs diese

,.jars" oder Terrassen, deren Höhe gewöhnlich 6 bis 10 m beträgt, fast immer am rechten Ufer des Bettes stehen, nur selten am linken oder dort jedenfalls kleiner. Bei Guma fanden wir die Terrassen nur am rechten Ufer, bei Tjuda aber an beiden Seiten. Die Möglichkeit ist nicht ausgeschlossen, dais diese Thatsache von der Neigung der gegen Norden fliefsenden Bäche und Flüsse , nach Osten hin zu drängen , abhängig ist. Dafs am linken Ufer keine „jar" vorhanden sind , dürfte , wenn diese Annahme richtig ist, darauf beruhen , dafs das lockere Material an dieser Seite schon durch die von links nach rechts fortschreitende Wasserbewegung weggeführt ist.

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