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0175 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 175 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Eine chinesische Beschreibung des Lop-nor.   163

tritt aus den Bergen" (Tograk-bulak) nach dem Nordufer des Kara-koschun etwa 200 Werst oder doppelt so viel wie auf der chinesischen Karte. Der chinesische Text lehrt, dafs es von Turfan zuerst 6 Tagereisen ist, und dann noch 3 zum kleinen See, aber wie weit dieser von dem Lop-nor entfernt ist, wird nicht gesagt, offenbar, weil die Entfernung höchst unbeträchtlich war. Es wird auch nichts über eine Weiterreise nach Süden gesagt. Die Steuereinnehmer hatten wahrscheinlich dort ihr Hauptquartier, wo die Feuer angezündet wurden.

Folgen wir dem Laufe des Kontje-darja und des Tarim stromabwärts auf Pjewzows

und auf der chinesischen Karte, so finden wir folgendes : auf Pjewzows Karte ist die Flufsentfernung (natürlich ohne die kleinen Biegungen) nach dem Punkt, wo der Ilek in den Avullu-köli ausmündet, 270 Werst, auf der chinesischen Karte von Korla nach der Mündung in den Lop - nor 900 li oder 295 Werst, d. h. ebenso viel wie die direkte Entfernung nach SW von Turfan nach dem Lop-nor. Von Korla nach der Tarim - Mündung in den Karakoschun beläuft sich dagegen die Entfernung auf 455 Werst!

Herr Karl Himly hat durch seine Übersetzung des oben citierten Teiles des Si-yüschuei-tao-ki einen wichtigen Beitrag zur Lösung des Lop-nor-Problems geliefert. Als Hauptergebnisse des chinesischen Textes möchte ich nochmals folgende Punkte rekapitulieren:

  1.  Die chinesische Karte, wie auch der Text, kennt nur einen Lop-nor-See, der die Wassermassen des Tarim und des Kontje-darja empfängt. Heutzutage gibt es drei Seen: die nördliche Seenkette, Kara-buran und Kara-koschun.

  2.  Der alte Lop-nor hatte zu gewissen Zeiten nur eine Mündung, wobei der Tjertjen - darja in einen anderen See ausmündete. Heutzutage mündet er in den mittleren der drei erwähnten Seen aus. Welcher Zeitpunkt gemeint ist, wenn der Verfasser sagt: „Je tz t gibt es nur eine Mündung," ist freilich nicht ersichtlich 1). Das letzte im Lop-nor-Abschnitt erwähnte Jahr ist 1761 und der Si-yii-schuei-tao-ki ist im Jahre 1823 erschienen.

  3.  Der alte Lop-nor wird als ein Salzsee bezeichnet. Auf den ersten europäischen Besucher machte der Kara-koschun den Eindruck eines Süfswassersees, in welchem jedenfalls erst in den östlichen, unzugänglichen Teilen das Wasser salzig wird.

  4.  Der alte Lop-nor war weit und breit von dichten Wäldern umgeben. Der neue Lop-nor ist vollkommen waldlos, von Sanddünen umgeben, auf denen nur sporadische Wüstenpflanzen vorkommen, und in 135 Jahren verwandelt sich eine dichte Waldgegend nicht in eine sterile Sandwüste, — bei einem See, der, wie Koslow annimmt , eine permanente Lage hat.

Dazu kommen noch die relativen Entfernungsberechnungen. Der Si-yü-schuei-tao-ki

beweist mit einem Worte , dafs der letzte Rezipient des Tarim - Systems seit Anfang des 18. Jahrhunderts durchgreifende Umgestaltungen erfahren hat , dafs der See Lop - nor seine Lage geändert hat und einen Breitengrad nach Süden gewandert ist. Dieser historische Beweis für die ambulatorischen Tendenzen des Sees wird jedoch durch die im Vorhergehenden ausführlich behandelten Beweise , die wir durch Beobachtungen an Ort und Stelle erhalten haben, übertroffen.

Der Si•yü-schuei-tao-ki hat uns also einen dritten historischen Beweis dargeboten. Mit dem. ersten, welchen wir in Marco Polos Nachricht gefunden haben , ist er leicht in Übereinstimmung zu bringen : Marco Polo konnte den See nicht kennen, da er zu weit

 

2) Nach meiner Ansicht meint hier der Verfasser seine eigene Zeit im ersten Viertel dieses Jahrhunderts vor oder nach dem Jahre 1817. Da er sich aber bei seiner Schlufsfolgerung auf das H a n -S c h u stützt und nicht erwähnt , dafs er sich selber an Ort und Stelle von dem Sachverhalt überzeugt habe, fürchte ich, dafs er n i c h t dort war. Er schliefst auch diesen ersten Teil seines Werkes, der vom Lop-nur handelt, mit der Entwickelung des Laufes des Gelben Flusses, welcher nach der alten Ansicht die Fortsetzung des unter der Erde verschwindenden Tarim - Flusses sein soll. Über 1500 li soll er unter der Erde fliefsen, um auf 350 5' N. Br. 20° 35' an einer Stelle des Bayan-Khara-Gebirges, welche Altan - Gadasu-Tschilao (mongolisch Gold - Nordstern - Felsen) heifse, wieder hervorzukommen. Sollte hier das a l t a n „Gold» auf den erst von Prschewalskij aufgefundenen Al tun -tag hinweisen und das Wort, oder vielleicht auch das Vorkommen von

Gold eine Verwechselung veranlafst haben?   K H.

   

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