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0338 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 338 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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326   Hedin, Reisen in Zentralasien.

Am 27. Oktober gingen wir weiter nach Norden und zwar auf der Uferterrasse, die

etwa 20 bis 30 m über der Wasseroberfläche liegt und hier etwas kupiert ist.   Der
Ufergürtel mit seinen Schluchten in den Thonbildungen und seinen Dickichten von Tamarisken und Kamisch wird rechter Hand in ein oder ein paar Kilometer Entfernung gelassen. Ein kleiner „obo" auf der Terrasse wurde Tsagan-namaguin-obo genannt. Der Boden besteht aus grobem Sand, nur selten aus Schutt; Tamarisken sind hier sehr selten. Rechts und links erheben sich kleine, sterile Thonhügel, welche von einer aus Westen stammenden Rinne tief und schroff durchbrochen werden; enge und steile Hohlwege führen zwischen den Thonhügeln hinab; der Boden des Bettes ist mit nicht unbedeutenden Sanddünen bedeckt. Hier strömt gewifs nur zeitweise nach heftigem Regen Wasser , den „sil"- Betten oder Sturzbächen Ostturkestans entsprechend. Zwischen den Thonhügeln an beiden Seiten liegen mehrere kleine abflufslose Gebiete, deren Schlammboden ganz horizontal ist.

Der Holuin-gol, welcher von dem Kurlyk-nor das Wasser nach dem Tossun-nor führt, hat bei dem letztgenannten See eine breite, trompetenförmige Mündung, indem der Flufs allmählich in den See übergeht. Am rechten. Ufer, wo wir nach NNW wanderten, ist das Terrain höchst unangenehm, es ist ein Labyrinth von Hügeln, Rinnen, Thonkegeln, hin und wieder von trockenen Betten durchschnitten , die aus W in den Flufs münden und offenbar nur nach Regen Wasser führen. In diesen so aufserordentlich bizarr ausmodellierten Boden ist der Flufs tief eingeschnitten; nur in der unmittelbaren Nähe ist sein mäandrisches , reines , blaues Wasserband sichtbar in der gelben , öden Umgebung , sonst wird der Flufs von den Thonhügeln versteckt. Im allgemeinen hat das Bett überall un-

gefähr dieselbe Breite, die Erweiterungen sind jedenfalls un- bedeutend. Nur an den Ufern wächst Schilf und Tamarisken in

sehr schmalen Gürteln. Enten kommen in grofser Menge vor.

Eine von Westen ausmündende Rinne, die von zwei Armen gespeist wurde, hatte nur an der Mündung Wasser, welches vom Holuin-gol aus in das Bett etwa 1 km hinaufstieg. Endlich wird das Terrain etwas bequemer, der Boden ebener, ohne Rinnen, und die Terrasse fällt stellenweise senkrecht zum

    Flufs hinab. Wo am rechten Ufer der Bong-

kim-obo mit seinem kleinen kubischen Tempel steht,

geht der Pfad über den Flufs. Derselbe war bier

30 m breit , hatte eine Maximaltiefe von 0,86 m und eine mittlere Tiefe von 0,74 m, eine Stromschnelligkeit von 0,57 ni und eine Wassermenge von 12,6 cbm ; die Temperatur des Wassers betrug 4,6°. Da der Kurlyk- nor als Klärungsbecken dient, ist ,das Wasser des Flusses vollkommen klar. Das rechte Ufer ist steil, das linke steigt langsam , und der Boden ist bier , wo wir nach ONO reiten , hart und eben.

Links breitet sich jetzt der Kurlyk-nor aus. Am Siidufer zieht sich ein Gürtel von Schilf hin , der ziemlich weit in den See 'hinaus geht. Zwischen diesem Schilfgürtel und der Uferlinie giebt es jedoch oft offene Wasserflächen mit herrlichem süfsen Wasser. Wo der Holuin - gol aus dem See heraustritt, ist das Schilf so dicht, dafs der Anfang des Flusses ganz unsichtbar ist. Das Nordufer ist nackt und schilffrei; die Gebirge fallen hier sanft zum See hinab, und ihre Abhänge sollen öde sein. Es ist ein grofser Vorteil für die Mongolen der Gegend , dafs sich bier zwei Seebecken anstatt eines gebildet haben ; das nördliche bleibt dadurch immer siifs. In der Nähe eines langen, schmalen Busens am Ufer liegt der grofse „obo" von Hlakimto, bei dem wir lagerten. Am nördlichen Ufer soll die Gegend Suruttule heifsen; in NW mündet der Balduin-gol.