National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0171 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 171 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000262
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

 

Eine chinesische Beschreibung des Lop-nor.   159

annimmt, dafs es von Turfan nach Kumisch 500 li seien, so hat er von Kumisch nach dem Südpunkte des Sees, welchen ich Prschewalskijs Lop-nor genannt habe , nur 400 li oder 131 Werst übrig. In der That beläuft sich die Entfernung, in gerader Linie, zwischen Kumisch und dem Südpunkte des Kara-koschun auf volle 300 Werst. Die Annahme ist also fehlerhaft.

Der grofse See" mufs etwas anderes sein. Er liegt mehr als 530 li (= 174 Werst) SW von Turfan; „die Ostseite" vorn Bagrasch-köll liegt 184 Werst SW von Turfan ; 520 li (= 170 Werst) NO von Kara-schahr liegt die Feste K'u-mu-schi-a-k`ö-ma; Kumisch liegt jetzt 127 Werst ONO von Kara-schahr; 240 li (= 79 Werst) südlich der Feste liegt der See; in der That ist die Ostseite von Bagrasch-köll 64 Werst südwestlich von Kumisch entfernt. Wie grofs jetzt auch die Länge des „li" sein mag, so stimmen diese Entfernungsangaben untereinander sehr gut überein , wenn wir annehmen , dafs mit dem „grofsen K'u-mu-schi-See" hier nichts anderes als der Bagrasch-köll gemeint wird.

Oben ist gesagt, dafs der Lop - nor 900 li SW von Turfan liegt, jetzt, dafs „der grofse See" mehr als 530 li SW von Turfan liegt. Der Lop - nor müfste also wenigstens 370 li (= 121 Werst) südlich von der Ostseite des Bagrasch - köll liegen. Messen wir diese Entfernung auf Pjewzows Karte ab , so gelangen wir wieder zum Maltak - köll , d. h. zu dem Punkt, wo jetzt die nördlichsten Fragmente des alten Lop - nor sich befinden, und wo der Kok-ala-darja, der damals das einzige, oder jedenfalls gröfste Tarim-Bett darstellte, in den alten Lop-nor ausmündete. Zweifelsohne hat Koslow recht, wenn er annimmt, dafs das Becken von Kumuschin-tuse seiner Zeit einen See enthalten hat, denn hier münden auch jetzt aus den umliegenden Gebirgen : Borto-ula, Argi, Tjol-tag, Tsagantunge und Kara-kisil mehrere Bäche aus , die sich in der jetzt ausgetrockneten Depression verlieren. „Grofs" ist aber dieser Salzsee nicht gewesen, denn das Becken ist selbst klein, und um so weniger wahrscheinlich ist es, dafs hier vor verhältnismäfsig so kurzer Zeit ein „grofser See" gewesen wäre, er hätte nicht so schnell und so gänzlich verschwinden können. Wenn wir mit Koslow annehmen wollten, dafs der K'u-mu-schi-See mit dem Ku-muschin-tuse identisch sei , so würden auch die Entfernungen ganz widersprechend und das Kartenbild, was die relative Lage der Ortschaften und Seen betrifft, vollständig verzerrt werden.

Folgende Mitteilung des Si-yii-schuei-tao-ki ist von grofser Wichtigkeit. „Jetzt gibt es

nur eine Mündung. Wenn das Schuei-king-tschu für einen Süd- und einen Nordflufs je eine besondere Mündung annimmt, so weifs ich nach dem Han-schu, welches bei Unterscheidung der beiden Wege deutlich vom südlichen Gebirge und vom nördlichen Gebirge redet, ohne dafs dort etwas vom Verfolgen je eines südlichen und eines nördlichen Flusses zu sehen wäre, dafs, da der eine Wasserlauf auch vor Alters war wie jetzt, Li-Küns Worte leichthin und ohne Erwägung gesprochen sind."

Wir haben hier zwei verschiedene chinesische Quellen , die die Hauptzüge der hydro-

graphischen Verhältnisse des Gebietes ganz verschieden darstellen. Der Verfasser des Siyü-schuei-tao-ki scheint, wobei er sich auf den Han-schu (5. Jahrhundert) stützt, ganz überzeugt zu sein, dafs es nur eine Mündung gibt, d. h. dafs nur der Tarimflufs in den Lop-nor ausmündet 1). Er ist also der Meinung des Han-schu, wogegen er den Verfasser des Schuei-king-tschu, Li-Kiln, eines Mangels an Urteil zeiht. Da er weifs, dafs es neben dem

1) Vgl. jedoch die oben angeführte Stelle aus dem dritten Hefte des Si-yii-schuei-tao-ki, wo vom Kharanur und dem Wege von ihm zum Lop-nur die Rede ist, und wo wir dem Tarim-Flusse am Bagha-Gaschon begegnen. Der Verfasser war, wie mir Prof. Dr. F. Hirth nach einem in seinem Besitze befindlichen anderen Werke desselben mitteilt, 1812 durch das Kia-yii-kuan über Barkul nach Ili gereist, machte von dort 1815 eine Reise ins Tarim-Becken über den Musart, Aksu und Yarkand nach Kaschgar und kehrte 1816 über Yangihissar, Yarkand, Aksu, Kutscha, Karaschar, Turfan und Urumtschi nach Ili zurück. Auf den Karten zum Siyü-schuei-tao-ki scheinen diese Reisewege angedeutet zu sein; die Bezeichnung führt aber auch von Yarkand nach Khoten, von Aksu nach Uschi, von An-Si nach Tun-Huang, nach Tarbagatai &c., nicht aber zum Lop-nur. Ich habe Herrn Prof. Hirth manche Winke und Mitteilungen zu verdanken, die für mich, namentlich ehe ich

das Hou-Han-schu vergleichen konnte, von Wichtigkeit waren.   K. H.