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0149 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 149 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Neuere Forschungen in der Lop-nor-Gegend.   137

Flufs-Sedimenten mit einer Menge von Süfswasser-Mollusken und Überbleibseln von Kamisch und Salzmorästen bedeckt. Dieses Areal stellt auf derselben Weise wie auch ähnliche Flächen am rechten Ufer des Tarim (z. B. zwischen Djahan-saj und Abdal) nur Gegenden dar , welche in früherer Zeit vom Wasser des Tarim überschwemmt waren , wie es noch der verstorbene Prschewalskij bei seinen beiden Besuchen am Lob-nor gesehen hat; heutzutage werden schon diese Gegenden teilweise überhaupt nicht von den Wassermassen des Tarim überschwemmt. In der Zeit, wo die Sandbügel um Abdal anfingen sich zu bilden, m ufste also die Gegend ringsherum genau dasselbe Landschaftsbild dargestellt haben, wie wir es heutzutage um Jurt - tjappgan sehen , nämlich im N und NO ein Labyrinth von kleinen Seen und im S und SO ausgedehnte Kamischbestände. Mit einem Wort, in einer Epoche, in welcher der Tarim viel bedeutendere Wassermassen führte, mufs das Gebiet der Seen und des Schilfes sich viel weiter nach W erstreckt haben als heutzutage, und die offenen Wasseroberflächen befanden sich da, wo wir jetzt im NO von Kara-koschun die Salzmoräste des Lob-nor finden."

Aus diesen Bemerkungen geht hervor, dafs auch Bogdanowitsch von der früheren viel gröfseren Ausdehnung des Sees überzeugt ist. Mit Jurt-tjappgan wird hier offenbar Kumt jappgan gemeint. Im folgenden sind die „Hügel" Bogdanowitscbs mit meinen oft erwähnten Tamariskenkegeln synonym.

„Die vollkommen flachen und niedrigen Ufer sowohl des Tarim unterhalb von Kum-tjappgan wie von den Seen, an welchen der Flufs überzufliefsen beginnt, machen den Entwickelungsprozefs von Flufs• und Seestranddünen möglich. Die Hügel bei Abdal sind stark bewachsen und durch Wind und Wetter entstellt, wogegen die Hügel von Kum-tjappgan vegetationsfreie Sandbildungen von unzweifelhaftem Dünencbarakter darstellen. Um so viel leichter konnten solche Dünen an den Ufern der verhältnismäfsig offenen Wasseroberflächen des früheren Lob - nor entstehen , dessen Spuren auch teilweise in den Salzmorästen und Seensystemen im NW von Kum-tjappgan sichtbar sind. Alle diese Sandhügel, deren Reihe am linken Ufer des Tarim bespült wird, konnten entweder Uferdünen des sich zurückziehenden offenen Lob-nor-Beckens darstellen (Rückzug nach NO), oder, so zu sagen, Dünen am Delta des Tarim, welches allmählich sich nach unterhalb bewegte (in diesem Falle sind die Diinen um Abdal älter als die Dünen von K um - tjappgan , was auch in der That bemerkbar ist). Für die erste Vermutung spricht 1) die Anordnung der Hügel oder früherer Dünen reihenweise in der Richtung NW—SO (Kum - tjappgan bis Ajrilgan), und 2) die vollständige Abwesenheit von Hügeln am rechten Ufer des Tarim (bei den vorherrschenden NO-Winden müfsten die Flufsdünen eher am rechten Ufer des Tarim entstehen als am linken). Endlich spült der Tarim jetzt diese Hiigel um Abdal weg, und sein Bett ist hier auch jünger als diese Hügel ; aber der Tarim spült auch die neugebildeten Dünen am linken Ufer bei Kumtjappgan weg. Alles dies stimmt auch mit den Nachrichten der Einheimischen überein: dafs nämlich der Teil dès Tarimlaufs um Abdal verhältnismäfsig neu ist und dafs im NW von Abdal ein altes Flufsbett existiert, durch welches sich der Tarim nördlicher in den Lob-nor ergofs als heutzutage. Die Hügel, welche sich am rechten Ufer des Tarim erstrecken und welche etwas unterhalb Abdal beginnen und bis zur Niederlassung Urten (Ujtun) reichen, stellen in diesem Falle einen Teil der a.11eräufsersten (ältesten) Dünenreihe des sich zurückziehenden Lob-nor dar. Aus diesen Erwägungen über die Bedeutung der Sandhügel im Gebiete um den Lob-nor und dessen Ausdehnung (die äufserste nordöstliche Reihe zieht sich annäherungsweise in der Richtung Urten—Abdal—Airilgban) kann man die Schlufsfolgerung ziehen, dafs die westliche Ausdehnung des Lob-nor — als eine offene Wasseransammlung — in einem der Momente der gegenwärtigen Epoche durch die Linie Urten—Abdal—Ajrilgan festgestellt wird. Wenden wir uns zur Entwickelungsgeschichte des Tarim, so sehen wir, dafs dieses Moment mit der Ausmündung des Tarim in den Lob-nor bedeutend nördlicher zusammenfällt als heutzutage. Es wäre interessant, zu erforschen, ob sich schon in diesem

 

Hedin, Reisen in Zentralasien.

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