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0102 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 102 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Hedin, Reisen in Zentralasien.

sich dann nach Arghan zu wenden. Der obere Ilek hatte 12 cbm, hier führte aber der Flufs fast doppelt so viel. Der Überschufs stammt also von dem Arm, welcher nach Aussage der Eingeborenen vom Tjivillik - köll nach dem Avullu -köll geht, und wenn wir die Verdunstung in Betracht ziehen, so mufs also dieser Arm recht ansehnlich sein.

Die Bewohner dieser Gegend bestätigten eine Nachricht, die ich schon früher von meinen Führern erhalten hatte, dafs nämlich der Ilek erst seit den neun letzten Jahren fliefsendes Wasser führe. Vor dieser Zeit soll der Kontje-darja, mit den beiden Kok-alas vereinigt, direkt nach Arghan geflossen sein. Während dieser Zeit, d. h. vor den neun Jahren, war aber das Bett des Ilek sowohl wie auch sämtliche Seebecken schon vorhanden ; damals enthielt aber das Flufsbett nur hier und da Salztümpel. Das Füllen dieser Becken mit Wasser ist gewifs eine periodische Erscheinung.

10. April. Schon in Tikkenlik hatte ich von Merdek-schahr gehört und machte jetzt von Kum-tjekke aus eine Exkursion nach der nur eine Stunde entfernt liegenden Ruine. Man reitet durch Wald , „köttek", und niedrige Dünen und passiert ganz unbedeutende Wasserarme , die vom Ilek ausgehen und sich nach einem ganz kurzen Laufe gegen OSO in kleine Seen ergiefsen. In dem ersten , nur meterbreiten Kanal war das Wasser augenblicklich unbeweglich. Ein zweiter Kanal , Köll - agsi („Mund des Sees") , war 4 m breit; das Wasser bewegt sich hier äufserst langsam, jetzt kaum für das Auge bemerkbar, gegen den See Baji oder Merdek-köll. Es ist dies eine kleine, seichte Wasseransammlung, deren Wasser auch jetzt so salzig war, dafs man es nicht trinken konnte ; die Umrisse sind sehr unregelmäfsig , mit langen Busen und Halbinseln. Ringsherum , aber besonders im Osten, ist der Hauptsee von einer Menge kleiner „partja-kölls" (Teil-Seen) umgeben, hinter welchen der hohe „sapp-kum” (Reihen-Sand) sichtbar ist. Noch eine Tagereise gegen Osten sollen jedoch, nach den Eingeborenen , kleine ebene „schor"-Flecken vorhanden sein , wo abgestorbener Kamisch vorkommt. Wenn im Juli der Ilek sinkt , verkleinert sich auch schnell der Merdek-köll, wobei das Wasser durch den Köll-agsi zum Flufs wieder zurückkehrt, bis der Kanal ganz trocken wird und der See isoliert und sehr salzreich zurückbleibt. Von dein Augenblick an, wenn das Wasser vom See zum Flufs zurückkehrt, wird die Mündung des Köll - agsi von den Bewohnern Kum-tjekkes mittelst Zweigen und Stangen geschlossen, so dafs die zurückgebliebenen Fische mit Leichtigkeit gefangen werden können. Vor sieben Jahren war der Merdek - köll viel gröfser als jetzt , und die „partja - kölls" bildeten damals mit dem Hauptsee nur einen grofsen See. Dann entstand aber der weiter abwärts gelegene Sadak - köll , wobei der Merdek - köll von Jahr zu Jahr sich verkleinerte. Die Einwohner sagen , dafs diese beiden Seen in einem Wechselverhältnis zu einander stehen ; wenn der eine grofs ist, verkleinert sich der andere , und umgekehrt. Im Jahre 1885, als Prschewalskij die Gegend besuchte , existierte der Merdek - köll nicht ; die wilden Kamele kamen damals bis zum Ilek, um aus seinen Salztümpeln zu trinken.

Wir folgten dem See - Ufer gegen SSO bis zu seinem Ende, dann bogen wir gegen NO ab und gelangten zu der Ruine. Es ist dies ein ringförmiger Wall von 42 m Durch-

messer und 4 bis 5 m Höhe. Er ist aus Stangen, Zweigen, Kamisch und Lehm aufgeführt, und im Innern liegen zahlreiche Balken, die Reste alter Häuser. Der Wall ist von einem Graben umgeben , der wahrscheinlich seiner Zeit mit Wasser aus einem benachbarten . See gefüllt war. Von einer alten Stadt sieht man dagegen keine Spur. Die Ringmauer ist gewifs eine Festung oder ein Fort gewesen. Schon oben habe ich erwähnt, dafs wir eine Reihe Pyramiden und noch eine ähnliche Festungsruine fanden; am östlichen Ufer der Seenkette vom Avullu-köll bis bis zum Arka-köll hatten wir aber selbstverständlich keine ähnlichen Spuren einer alten Strafse finden können , da sich ja diese Seen gegen Westen bewegen. Hier dagegen fanden wir wieder die Fortsetzung der Strafse und eine Ruine, die offenbar von demselben Baumaterial , nach derselben Bauart und von demselben Alter war wie die oben erwähnten. Als dann der Tarim sein neues Bett und das südliche