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0124 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 124 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Hedin, Reisen in Zentralasien.

und mich bis zum äufsersten möglichen Punkte begeben wollte, mufste ich aber zuerst nach Abdal zurückkehren, um genügenden Proviant zu holen. Die Rückreise machten wir auf den Abdal-Seen und gelangten nach denselben durch einen viel mächtigeren „agis" als den oben erwähnten. Er führte nämlich nicht weniger als 6÷ cbm Wasser in der Sekunde, und das Kanoe glitt mit grosser Schnelligkeit auf dem wie über eine Schwelle schäumenden Wasser in den See hinein. Man sieht hier deutlich , wie die Oberfläche des Flusses beträchtlich höher liegt als die des Sees, und wie der Flufs bei dem jetzigen Wasserstande durch die Mündung der Lagune fortwährend zur Ader gelassen wird. Da nun hier 6l cbm weggenommen werden und in dem früheren „agis" 2 cbm, darf es kein Wunder nehmen , dafs die Wassermenge zwischen Abdal und Kum-tjappgan um 10 cbm abnimmt. Auf dem Flufs ist die Strombewegung sehr langsam, im „agis" bildet sie aber eine kleine Stromschnelle. Wenn der Flufs zu sinken beginnt und die beiden Oberflächen in ein und dasselbe Niveau zu liegen kommen, hört für eine Weile der Wasseraustausch auf, und wenn beim weiteren Sinken die Oberfläche des Flusses endlich niedriger wird als die des Sees, kehrt das Wasser des Sees in den Flufs zurück, bis die Oberfläche das Niveau der Schwelle

erreicht und der See abgeschnürt und isoliert

Eindruck von

wird.

Dann verkleinert sich mit jedem Tag der See, bis er , wie oben erwähnt worden

ist, austrocknet und in üppige Kamischfelder verwandelt wird. Wir ruderten iiber diese ununterbrochene Kette von Seen; in der That ist es nur ein See, der aber hin und wieder sehr eng wird ; der Kamisch mit seinen schmalen „bels" trägt auch dazu bei , den

mehreren Seen hervorzurufen. Die Tiefen waren im allgemeinen 1/3 bis 1 m.

Die zwei gröfsten gemessenen Tiefen beliefen sich auf 2,20 und 2,42 m. Nur in solchen Höhlungen bleibt gewöhnlich das Wasser auch den Sommer über in Form von salzigen Tümpeln stehen. Die Abdal- Seen erstrecken sich jetzt bis in die unmittelbare Nähe des Dorfes; wenn man von Kum•tjappgan nach Abdal rudert, ist es ein Vorteil, den Seeweg einzuschlagen, weil hier kein Gegenstrom hinderlich ist.

Die weite Aussicht, die wir gegen Osten von den Sanddünen Kum-tjappgans erhalten, kann jedoch kaum orientierend genannt werden, denn die Landschaft ist nur ein Gewirr von Wasserarmen, Seen, Sümpfen und Schilfrohr, in denen man nur in der allernächsten Gegend sich zurechtfinden kann. Wir sehen wohl die beiden Hauptarme , in welche sich der untere Tarim hier teilt, und einen ganz kleinen dritten Arm, der nördlich von diesen mehrere Tümpel und Sümpfe bildet, die von niedrigen , mit Tamarisken und Kamisch bewachsenen Sanddünen umgeben sind, — aber wie der See sich ferner im ONO gestaltet, ist von hier aus nicht zu enträtseln.

Mit drei Kanoes, von denen ein kleines die Aufgabe hatte, uns durch den dichten Kamisch freien Weg zu bahnen, gingen wir in den linken Arm hinein, in dem die Tiefe noch 4,75 m betrug, und verloren uns dann in einem Labyrinth von „tjappgans". Rechts verlassen wir den jetzt in Abnahme befindlichen Arm, welcher nach der Niederlassung Tusuntjappgan geht, um dort in der Nähe den Tusun-tjappgan-köll, die gröfste jetzt hier befindliche freie Wasseroberfläche, zu bilden. An offenen Stellen sind von unserem Wege die Kamischhütten des Dorfes deutlich sichtbar.

Die „tjappgans" sind kaum meterbreite Wasserwege, die von den Lopliks im Kamisch geöffnet worden sind und in denen die Strömung des Wassers noch ziemlich beträchtlich ist. Hier werden die Netze zum Fischfang ausgesetzt. Allein in jedem Frühling wächst neuer Kamisch empor, und er würde in einem Jahr die „tjappgans" schliefsen, wenn nicht die Eingeborenen den jungen Kamisch alljährlich mit den Wurzeln losrissen. Das Wasser, welches