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0132 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 132 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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i 20   Hedin, Reisen in Zentralasien.

Die Austrocknung des im Herzen des grofsen Kontinents gelegenen Seebeckens gehört gewifs einer Periode von viel längerer Dauer an, als die Ausbreitung der Wüste auf dem ehemaligen Seeboden. Das Zusammenschrumpfen des Seebeckens mufs, mit anderen Worten, viel mehr Zeit in Anspruch nehmen, als die unter dem Ein$ufs der ONO- und 0-Winde stehende Ausbreitung der Sandwüste und auch als die Verbreitung der Vegetation. Das Vorhandensein von Tamariskenkegeln am nördlichen Ufer des Kara-buran und Kara-koschun, das übrigens nur sporadisch ist, kann nur in der Weise erklärt werden, dafs sie schon vor der Bildung der betreffenden Seebecken vorhanden waren.

Wir haben aber schon oben angenommen und durch mehrere sowohl physisch-geogra-

phische wie auf Überlieferung beruhende Argumente bewiesen, dafs die beiden von Prschewalskij gefundenen Seen eine ganz neue Bildung sein müssen , die mit dem alten chinesischen Lop-nor, der in der That zwischen 40 und 41 ° N. Br. lag und ein See von beträchtlichen Dimensionen gewesen sein mufs, nicht identisch sind. Infolge Niveauveränderungen, Ausfüllen des alten Seebeckens und Sandtreiben veränderte aber der See seine Lage. Die Seen vom Avullu-köll bis zum Arka-köll sind die letzten Reste des alten Lop-nor, die , wie ich oben erwähnt habe, heutzutage nur periodenweise mit Wasser gefüllt zu werden scheinen. Vor der Bildung des neuen Lop - nor war aber das vom See eingenommene Gebiet eine Wüste und wahrscheinlich mit Sanddünen bedeckt; diese wurden vom andringenden Wasser mit Leichtigkeit weggespült, wie wir ein ähnliches Beispiel beim unteren Kerija-darja gefunden hatten, und wenn die Dünen nicht bis zum jetzigen See-Ufer reichen, so beruht dies darauf, dafs der neue See in seiner ersten Zeit gewifs viel gröfser gewesen ist als jetzt. Die Wüste Kum-tag beginnt erst in einer gewissen Entfernung östlich vom Kara-koschun, und am Nordufer ist das Verhältnis ein ähnliches. Prschewalskij gibt auf seiner ersten Karte den See als von einem Gürtel sumpfigen Bodens umgeben an; dieser Gürtel war, vielleicht nur ein paar Jahrzehnte vor seinem Besuche , Seeboden ; der Sand hatte also nicht Zeit genug gehabt, um'sich hier auszubreiten. In diesem Falle, der vielleicht nur eine Schwankung in der Periode ist, scheint also die Austrocknung schneller gewesen zu sein als die Verwüstung. Wenn aber in diesem Gebiete nördliche Winde vorherrschten, müfsten gewifs die Dünen bis zum See-Ufer reichen, wie dies bei den nördlichen Seen der Fall ist, weil dort das Ostufer dem vorherrschenden ONO-Wind blofsgelegt ist. Diese Windrichtung und damit die Wanderung der Dünen ist aber parallel mit dem Nordufer des Kara - buran und des Kara - koschun , und der Treibsand braucht deshalb verhältnismäfsig längere Zeit, um sich dem Ufer zu nähern , und verliert einen grofsen Teil seiner umgestaltenden Kraft eben wegen der Form des Sees.

Kehren wir zu Prschewalskij zurück. Seite 11 sagt er : „Eine Bevölkerung trifft man

am Tarim stromabwärts erst von der Mündung des Ugen-darja an." Im Jahre 1876 hatte kein europäischer Reisender den Tarim besucht, und Prschewalskij konnte deshalb nicht wissen , dafs auch am mittleren Laufe des Tarim , von der Mündung des Khotan-darja bis zur Mündung des Ugen-darja, eine Bevölkerung, die freilich nur aus Hirtenstämmen besteht, zu finden ist. Es gibt hier sogar kleine Hirtendörfer.

„In administrativer Hinsicht zerfällt dieselbe (die Bevölkerung) in zwei Abteilungen: die Tarimer oder Kara-kuler und die eigentlichen Lob-Norer oder Kara-kurtschiner."

Diese administrative Einteilung war nur zu Jakub Beks Zeit gültig ; jetzt wird die Bevölkerung des ganzen Gebietes, von der Mündung des Ugen-darja bis zum Kara-koschun, Loplik , wie auch das ganze Gebiet gewöhnlich einfach Lop genannt. Die beiden administrativen Mittelpunkt sind jetzt Dural und Tjarkhlik. Interessant ist die Benennung Karakuler, die nach Prschewalskij von einem See herrührt, welcher am rechten, westlichen Ufer des Flusses auf der Breite von Ak-tarma liegen soll. Mehrere Seen wurden mir aus dieser Gegend aufgezählt, und auch Pjewzow hat einige you ihnen auf seiner vortrefflichen Karte eingetragen, nur nicht einen Kara-kul; dagegen erwähnt er das „oblast" oder Distrikt von