National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0319 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 319 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000262
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

 

Reise durch das Hochland des nördlichen Tibet.

307

~

i

é

sein zu können ; sein Thal ist auch nicht das Hauptlängenthal, sondern nur ein Parallelthai desselben. Der Gebirgskamm am Südufer teilt mit einem Wort das grofse nordtibetanische Längsthal in zwei Teile , von denen der gröfste von der Hauptmasse des Sees der kleine nur von dem langen, schmalen Westausläufer des Sees eingenommen wird.

Im westlichen Teile des Sees ging die Farbe des Wassers in Grün und Graugelb über; von bier aus stiegen wir gegen NNO, um ein Querthal des Arka-tag zu untersuchen. An seiner Mündung, wo ein wasserarmer Bach heraustrat, wurde für die Nacht gelagert (Nr. XXXII). Wir fanden aber bald, dafs dieses Thal steil, eng und mit Steinblöcken gefüllt war, so dafs ein Übersteigen des Arka-tag an diesem Punkt unmöglich war. Ein Mann wurde nämlich im Thale hinaufgesandt, um zu rekognoszieren. Er kam mit dem Bescheid zurück, dafs dort oben wohl ein „davan" vorhanden war, dafs aber keins unserer stark mitgenommenen Tiere ihn würde überschreiten können. Übrigens hatte er jenseits des Passes mehrere Schneegipfel und scharfe Kämme gesehen. An der Mündung stand der Schiefer 23° nach N 25° 0 einfallend ; die Blöcke und Gesteinsscherben im Bett des Baches bestanden aus lauter krystallinischem Material, auch Granit und Glimmerschiefer kamen vor. Das Wetter war jetzt täglich sehr ungünstig mit Stürmen und Graupeln.

Am 23. September gingen wir also wieder gegen Osten, jetzt dem nördlichen Seeufer folgend ; das Terrain war viel ungünstiger als an der letzten Hälfte des Südufers. Links hatten wir den mächtigen Arka - tag ; zwischen ihm und dem Ufer war der 2 bis 3 km breite Ufergürtel recht zerrissen. Jeder Ausläufer des Gebirges wird von kuppelförmigen, bisweilen mit Gras bewachsenen Hügeln fortgesetzt. Zwischen je zwei solchen Ausläufern mündet ein Bach , der am Austritt einen Schlamm- und Schuttkegel bildet, auf welchem die Arme des Baches fächerförmig sich ausbreiten. Fast alle Bäche waren aber jetzt trocken; vielleicht sickert jedoch bisweilen das Wasser unter dem Schutte durch , denn auch hier haben sich am Ufer kleine Lagunen gebildet. Auch hier ist die Uferlinie ziemlich gerade , nur eine stumpfe Halbinsel mit einem Hügel und östlich davon ein Busen wurden passiert; in den letztgenannten mündet ein grofser „saj" aus. Ein flacher grasbewachsener Hügel wurde zum Lager Nr. XXXIII erwählt. Jaks, Kulane, Murmeltiere und Hasen waren in der Gegend sehr allgemein ; auch einige Eidechsen sahen wir. Im Gebirge lebten Schneefasanen, die eine sehr willkommene Abwechselung in unserer Nahrung herbeiführten ; es war das erste Mal, dafs ich sie in Nordtibet gefunden hatte; in der Pamir sind sie ganz allgemein.

Nach dem heutigen Schneefall konnte beobachtet werden, wie nur die gegen Norden gerichteten Abhänge der am Südufer stehenden Gebirgskette weifs gekleidet wurden, während der Schnee auf dem Südabhang des A rka - tag im Laufe des Tages verschwand. Die Windverhältnisse waren in dieser Gegend sehr eigentümlich. Am Lager Nr. XXXII hatte ich gemerkt , dafs wir uns bei nördlichem Winde in Lee befanden. Da wir aber jetzt zwischen dem Gebirgsfufs und dem Ufer lagerten, befanden wir uns in dem schlimmsten Strich des Nordwindes; gleichzeitig sah aber der See auf einem breiten Gürtel verhältnismäfsig ruhig aus, und auch jetzt herrschte wohl Windschatten am Gebirgsfufs.

39*