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0190 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 190 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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178   Vedin, Reisen in Zentralasien.

aus, nur an den konvexen Krümmungen berührt man ihn. Bei Tugumen stehen am rechten Ufer bewachsene Dünen. Oberhalb des Sees Abdullakil passieren wir die letzten Ausläufer von einigen „ariken", die aus dem Dorfe Jangal-arik stammen sollen. Der Kumusch-agak-köll ist wieder ein Sumpf. Bei Tamtjuk folgt der Weg dem Flufs, so dafs wir bier die Terrasse unmittelbar rechts haben , und in der That ähnelt sie einer Mauer („tam"). Eine Sumpfgegend nördlich der Stadt wird Amban-tyschken genannt, und bald darauf erreichen wir die Ausläufer einiger „ariken", die sich hier wieder mit dem Flufs vereinigen.

Tjertjen und Kapa.

Tjertjen ist ein alter Ort und wird schon von Marco Polo erwähnt ; zu Prschewalkijs Zeit war er ganz unbedeutend, ist aber in dem letzten Jahrzehnt wieder gewachsen und unter chinesischem Schutze in einem Zustand des Aufblühens begriffen. Die Chinesen bemühen sich , die Ortschaften des südlichen Weges wieder zu kolonisieren und zur Einwanderung zu ermuntern. Die meisten Bewohner sind aus Kerija eingewandert. Die Stadt zerfällt in zwei Teile, die durch den Flufs voneinander geschieden werden. Am rechten Ufer wohnen 25 „ujlik" oder Familien; am linken Ufer etwa 100 „ujlik" von „jer-varadam”, d. h. solche Familien , die ackerbaufähigen Boden besitzen. Der Boden wird nicht nach Areal, sondern nach dem Ertrage von Getreide gerechnet, und dieser ist grofsen Wechseln unterworfen. Das „ujlik" wechselt auch sehr; z. B. Mann und Frau mit einem bis fünf Kindern , aber auch nur ein einzelner Mann wird als ein „ujlik" gerechnet , wenn er nur festes Eigentum besitzt, wie unbedeutend dieses auch sein mag. Aufser diesen fest ansässigen Bewohnern gibt es auch ungefähr 100 „ujlik", meistens nur aus einem Mann bestehend, die nicht ansässig sind , sondern nur für eine Zeit sich hier aufhalten , um verschiedene Gewerbe und Handwerke zu treiben ; es sind Schuhmacher, Bäcker, Barbiere und dergleichen, die von Khotan und Kerija kommen , um, nachdem sie etwas verdient haben , zurückzukehren.

In Tjertjen gibt es ferner sechs andischanische Kaufleute, von denen vier aus Margelan, einer aus Khodjent und einer aus Kokan ist. Sie haben auch Konkurrenten aus Kaschgar, Khotan, Kerija und Korla ; sie verkaufen russische Stoffe (baumwollene), Mützen , Stiefel, Tjapanen, Khalaten, etwas Zucker &c. Diese Kaufleute sind ebensowenig ansäfsig wie die Handwerker ; sie halten sich hier auf, bis sie ihre mitgeführten Waren verkauft haben. Als Bezahlung für diese erhalten sie nicht bares Geld , sondern Naturprodukte, wie Weizen , Schafe, Rindvieh, Schafwolle , Häute vom Jak und Khulan und — vor allen Dingen — Goldkörner und Goldstaub aus Kopa, Bokalik und Arka-tag. In einem so entfernt und isoliert gelegenen Ort wie Tjertjen , wo kein Umsatz und kein Verkehr

herrscht, ist natürlich bares Geld eine grofse Seltenheit.   Die einzige hier gangbare
Münze ist der chinesische kupferne „da-tien", „daltjin" oder „kisil-pul" genannt ; weder die kleinen „tenges" von Lop und Korla, wovon 20 auf einen „nähr" oder „liang" gehen, noch die kaschgarischen und khotanischen „tenges" (resp. 16 und 8 auf einen „sähr") werden von der Ortsbevölkerung angenommen; wenn aber zufälligerweise diese silbernen Münzen durch einen Reisenden sich hierher verirren, werden sie sogleich von den Kaufleuten aufgekauft, für welche es natürlich ein grofser Vorteil ist , ihren Gewinn in so transportabler Form wie möglich zu erhalten.

Unter den Bewohnern finden wir endlich ein bedeutendes Kontingent von sich zeitweilig in Kopa, Arka-tag und anderen Goldfeldern im Süden aufhaltenden Goldsuchern. Auf den Goldfeldern verweilen sie während der warmen Jahreszeit, um im Winter sich nach