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0051 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 51 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Von Khotan durch die Wüste nach dein Kerija-darja und weiter nach Schah-,ja.r. 39

Wenn wir jetzt einen Rückblick Tiber diesen Teil der Wüste werfen, so finden wir,

dafs dieselbe ungleich leichter zu kreuzen war, als die Wüste zwischen Jarkent- und Khotandarja. Dort batten wir von den Seen am Fufse des Masar-tag bis in die Nähe von Khotandarja absolut sterilen und viel mächtigeren Sand gefunden, wo alle Spuren einer ehemaligen Vegetation längst verschwunden waren. Hier dagegen kamen Pappeln , Tamarisken und Kamisch wenigstens in den Depressionen vor. In der westlichen Wüste war der Sand bis

in 3,13 in Tiefe absolut trocken ; hier dagegen stand das Grundwasser in ca 2 m Tiefe oder weniger. Schon oben habe ich erwähnt, dafs am unteren Jurun-kasch der Sand viel näher am rechten als am linken Ufer steht; am Kerija-darja fanden wir an dem Punkt, wo wir den Flufs erreichten, dais der Sand auch hier nur in einigen hundert Meter Entfernung vom Ufer — obgleich es hier das linke ist — aufhört. Weiter nördlich fanden wir aber später, dafs der Waldgürtel am linken Ufer oft sehr breit und im Mittel jedenfalls breiter ist, als am rechten Ufer. Das Eigentümliche ist aber, dafs, je weiter wir durch die Wüste gegen Osten vordrangen, desto mächtiger der Sand wurde; die „davane" wurden stufenweise immer höher. Es ist schwer zu sagen , worauf dies beruht; man bekommt unwillkürlich den Eindruck, als ob auch hier der Westwind vorherrschend wäre und den Sand gegen Osten zwänge, wo endlich der Flufs ihm ein Hindernis in den Weg setzt ; dies ist aber wahrscheinlich nicht die Ursache ; vielleicht beruht. eseinfach darauf, dafs wir uns am Kerija-darja näher dem Zentrum der grofsen Wüste befinden, wie wir auch in den zentralen Teilen der westlichen Wüste mächtigeren Sand als an den Rändern gefunden hatten.

Die Waldgegend, in der wir den Flufs erreichten, wird, wie wir später erfuhren, Kotschkor-agil genannt, und eine ganz primitive Hütte, von einigen Zweigen zwischen Pappelstämmen aufgeschlagen, zeigte uns , dafs die Gegend wenigstens zeitweise bewohnt wird. Der Flufs hatte hier eine Breite von 32 m, war mit dickem Eis bedeckt, nur am linken Ufer war eine ganz schmale Rinne offen, wo das trübe Wasser ohne sichtbare Strömung stand. Der Eiskuchen schien das ganze Bett zu fallen, an den Ufern sah man keine Spuren von Cher- schwemmungen, und am rechten Ufer waren zwischen den Pappeln die steilen Seiten der nächsten Dünen sichtbar ; auch dieses Ufer war sonst mit dichtem Kamisch bewachsen.

Vom 27. Januar bis zum 11. Februar wanderten wir hauptsächlich am linken Ufer des Flusses gegen NNO. Im folgenden sind die Charakterziige desselben zusammengefafst.

Als ich am 20. Mai auf der Rückreise vorn Lop - nor nach Khotan den Flufs bei der Stadt Kerija passierte , führte er nur 4 cbm Wasser in der Sekunde. Die • in der That viel kleineren, weiter östlich gelegenen Flüsse Kara-muran, Mölldja, Bostan-tograk, Tollankhodja und Nija-darja führten in dieser Jahreszeit, wo wir dieselben zwar dicht am Gebirgsfufs kreuzten , viel beträchtlichere Wassermengen. Dies kommt daher , dafs diese Flüsse hei ihrem Austritt aus dem Gebirge keine oder jedenfalls unbedeutende Oasen bewässern, wogegen die Ende Mai vorhandene Wassermenge des Kerija-darja zum gröfsten Teil von den Bewässerungskanälen in Anspruch genommen wird. Erst im Juni und Juli strömt das Hochwasser hinab, ohne die Bewässerungskanäle zu fallen; es wird ,,ak - su" oder weifses Wasser genannt, weil es von den Schnee- und Eisfeldern stammt. Doch ist auch das Hochwasser selten so mächtig, dafs man es nicht an mehreren Stellen zu Pferde passieren kann. Im schlimmsten Falle reitet man einen höheren, südlicheren Weg, den über „Aral", d. h. die Insel zwischen den zwei Armen, deren Bifurkationspunkt ca 15 km südlich vom grofsen Wege gelegen ist und (lie sich wenig unterhalb desselben wieder vereinigen ; von diesen Armen ist der östliche mit Steinen und Geröll gefüllt, der westliche ist mehr weich und tbonig; am Wege liegen sie dicht nebeneinander und verbinden sich leih Hochwasser zu einem Gewässer.

Im Herbst sinkt wie bei allen ostturkestanischen Flüssen das Wasser wieder sehne]], und (las Belt bleibt im Winter so gut wie trocken. Unterfalb der Stadt Kerija treten

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