National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
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Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 |
Reise durch das Hochland des nördlichen Tibet. 283 | ||||
einen von Süden kommenden breiten Sand-„saj” ohne Vegetation, aber mit etwas Wasser in seinem östlichen Teile. Rechts lassen wir in etwa 5 km Entfernung zwei scharf markierte, steile Gipfel hinter uns, der eine mit Schnee auf dem NO-Abhang. Sie waren kegelförmig und ähnelten Vulkanen. Die Hauptkette des Arka-tag ist immer nur weit im Osten sichtbar, wohin auch dieses Längsthal die Aussicht öffnet. Der breite „saj" erstreckt sich nach NN O, vereinigt sich wohl weiter unten mit dem nächsten und gehört zu irgend einem der Quellflüsse des Tjertjen - darja. An der linken, nördlichen Seite wird das grofse Längsthal von einer nicht unbedeutenden Kette begrenzt. Von Siiden mündet dann noch ein mächtiger, tiefer und breiter „saj" in das Längsthal hinaus. Seine bedeutenden Dimensionen zeigen , dafs er ein ausgedehntes Quellgebiet haben mufs. An seinem linken, steilen Ufer stand wieder roter Sandstein an , der , wie in der ganzen Umgebung, unter 28° nach 0 1300 S einfällt und stellenweise tafelförmig wie Schiefer ist; die ganze Landschaft hat auch hier eine ziegelrote Farbe. In dem breiten Bette, in dem jetzt ein in mehrere Arme geteilter Bach vollkommen krystallklaren Wassers von 13 cbm Mächtigkeit strömte, lag hart zusammengeprefst feiner Schutt aus grünem krystallinischen Schiefer, Granit und dunkelgrünem Porphyr mit kleinen runden weifsen Krystallen. Diese Gesteinsarten stammen aus den im Süden befindlichen Bergen, die auch in dunklen, vorzugsweise grünen Nuancen spielen. Wie der früher er- wähnte „saj" stammt also auch dieses Thal aus dem Arka-tag, durchbricht in einem Quer- thai die Kette, welche wir linker Hand haben, und scheint dann in einem rechten Winkel wieder umzubiegen , um einem neuen , grofsen Längsthal, parallel mit dem unsrigen, zu folgen, in dem das Wasser also wahrscheinlich nach Osten fliefst. Dies ist von unserer Route aber nicht sichtbar. Vielleicht durchbrechen die von Süden kommenden Ströme alle die von W nach 0 ausgezogenen Gebirgszüge nach und nach in Querthälern. In solchem Falle enthalten die Längsthäler nur kleine Nebenbäche, die in die von S nach N gerichteten Hauptbetten ausmünden. Nördlich des mit dem unsrigen parallelen Längsthals erhebt sich eine dunkle , mächtige , schneelose Kette, welche südlich des Tokkus - davan liegt. Der Arka - tag scheint hier in der That aus einem System von W-0 streichenden Parallelketten zu bestehen. Weiter östlich münden noch zwei von S nach N gerichtete Betten aus, welche die rechts gelegene Kette durchbrechen, sonst aber in Konglomeratablagerungen eingeschnitten sind ; an dem einen standen einige Konglomeratpartien isoliert wie Horste im Bette. Auch diese Betten durchbrechen in ziemlich engen Querthälern die Kette, die wir links haben. Unser Längsthai steigt jetzt sehr langsam nach Osten, aber jenseits des letzten „sajs" wird die Steigung auch für das Auge bemerkbar. Wir gingen am Fufse des rechten Gebirges und batten eine Menge kleiner „tjapps" zu kreuzen. An einem gröfseren, etwa 10 m tief in Konglomerat eingeschnittenen „saj"-Bett machten wir Halt. Der Bach des „sajs" führte etwa 2 cbm Wasser; Grasvegetation kam in der Nähe vor, wie immer, sehr spärlich und licht. Auch dieses Bett durchbricht die nördliche 0 — W streichende Kette. Mit westlichem Wind kam auch heute ein äufserst heftiger Hagelschauer. Der „saj", an dem wir lagerten , scheint in seinen höheren Regionen eng, steil und mit Geröll gefüllt zu sein; am Morgen des 16. August führte er nur 3/4 cbm Wasser. Das Längsthai ist immer von zwei recht bedeutenden Parallelketten eingeschlossen ; der Boden ist uneben; bier und da stehen kleine, runde, isolierte Hügel. An einem Punkt hatte das Schmelzwasser der angrenzenden Berge einen kleinen, seichten See von nur 250 m Durchmesser gebildet , wo ein Dutzend Gänse schwammen. Gras kommt nur in sporadischen Flecken vor, wird aber allmählich seltener. Hier wird das Längsthal von einem Bach durch. flossen, welcher sich mit dem „saj" am Lager VI vereinigt. So erreichen wir endlich den Anfang des Längsthales, eine ebene, flache Wasserscheide mit einer kleinen Depression, deren roter Thonboden jetzt allerdings trocken war, doch offenbar zeitweilig Wasser enthalten mufs. | ||||
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