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0107 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 107 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Reise nach der Gegend Lop.   95

wegen zu viel Wasser abgestorben sind. Die Kegel sind offenbar älter als der See ; da sie aber, wie oben erwähnt, wahrscheinlich ursprünglich am Ufer eines Sees gebildet worden sind , so darf man vermuten, dafs auch hier in älterer Zeit ein See oder ein Flufs vorhanden war und dann die Wüstenperiode folgte, bis vor 9 Jahren das Wasser zurückkehrte, um die Kegel zu vernichten.

Im Osten ist der Sand ununterbrochen, und eine zusammenhängende Wüste erstreckt sich hier, so weit das Auge reicht. Im Westen sind dagegen die Dünen, obgleich mächtig, doch bisweilen von ebenen Strecken unterbrochen, wo sich feuchter, salziger „schor"-Boden ausbreitet, in welchen man hineinsinkt, wenn man ihn zu betreten versucht. Auch dies sind Reste eines früheren Seebeckens, und dies erklärt auch die unzweifelhafte Thatsache, dafs die Tamariskenkegel älter sein müssen , als die jetzigen Seen. Auf grofsen Strecken ähnelt die Landschaft vollkommen den Terrainverhältnissen, die wir am östlichen Ufer der nördlichen Seen gefunden batten.

Wie die Gebirgskirgisen eine Reihe verschiedener Bezeichnungen für die morphologischen Variationen der Erdoberfläche in ihrem Lande haben, und wie ihre Sprache in dieser Beziehung besonders reich entwickelt ist , so finden wir auch bei den Lopliks mehrere verschiedene Ausdrücke, um die Eigentümlichkeiten der hydrographischen Erscheinungen auseinanderzuhalten. So haben wir schon oben gesehen, wie das Wort „Flufs" mehrere verschiedene Bezeichnungen hat, und wie jedes Wort etwas besonderes mit der Gröfse und den übrigen Eigenschaften des Flusses zu thun hat.

See heilst ,köll“, wo man ratja" (offene Wasseroberflächen) von rjangal" oder dicht mit Kamisch bewachsenen Stellen unterscheidet (rjangal" bedeutet sonst eigentlich Wald); Lichtungen im Kamisch, wo man mit dem Kanoe durchrudern kann, heifsen rbel", ein Wort, welches bei den Kirgisen Pafs oder passierbare Stelle einer Gebirgskette bezeichnet. rTjappgan" ist ein durch den Kamisch künstlich ausgegrabener Kanal, in dem die Netze ausgelegt werden. Die Strömung wird teils ,akin", teils rtarim" genannt; die beiden Wörter werden in der Weise voneinander unterschieden, dafs „tarim" im allgemeinen Flufs, Strom, fliefsendes Wasser ist, wogegen die Strömung, wenn sie in einem See sichtbar ist , »akin" genannt wird. rOj" sind tiefe Stellen, rtais" seichte; rtjukkur" bedeutet auch tief, wird aber nur für wasserlose Vertiefungen oder Brunnen benutzt. Enge Passagen zwischen Inseln, Dünenhalbinseln, oder wo sich die Seen zusammenschnüren, werden

rtar",   oder rbugas" (eigentlich eng, Mündung und Hals) genannt. Für See haben sie, wie erwähnt,
nur ein Wort, ”köll“, unterscheiden aber z. B. rtjong-köll" und rkitjik-köll", grofser und kleiner See; rburan-köll", Sturm-See, so genannt, entweder weil das gegenüberliegende Ufer nur undeutlich sichtbar ist, wie während eines mit Staub gesättigten Burans, oder weil die Burane hier auf den offenen, von Wald nicht geschützten Wasserflächen besonders fühlbar sind, — vgl. hiermit den Namen Kara-buran.

Im Sadak - köll waren die zwei gröfsten Tiefen 3,5o und 4,70 m ; tiefer als 5 m soll der See nirgends sein , was sehr wahrscheinlich ist, da der Treibsand in Verbindung mit der Wellenbewegung alles nivelliert und die etwa vorkommenden tiefen Stellen bald ausfüllt. Im allgemeinen konnten aber die Tiefen bequem mit dem 2,19 m langen Ruder gemessen werden.

Abgestorbener Wald (,,köttek") wird an beiden Ufern allmählich immer reichlicher. Es sind trockene , spröde, harte, halbverwitterte Stämme und Zweige von Pappeln , teils sehr dicht stehend und ein Gewirr bildend, teils licht oder mit lebenden Pappeln und Tamarisken untermengt. Dieser Wald hat sich natürlich während einer Periode gebildet, als hier Wasser vorhanden war, wurde aber nach Zurücktreten desselben und unter der Herrschaft der Wüste vernichtet. Wenn aber jetzt für eine längere Periode der Sadak-köll und die übrigen Seen hier festen Boden behalten würden, dürfte sich wohl bald neuer Wald bilden.

Schar-kurun wird eine sehr enge Passage genannt, in welcher das Wasser zwei kleine Stromschnellen bildet ; der Höhenunterschied zwischen dem oberen und unteren Teil der Schwelle kann nicht mehr als ein paar Decimeter sein ; die Tiefe des Wassers ist aber so unbedeutend, dafs die Männer zu Fufs im Wasser gehen mufsten, um mit grofser Vorsicht das Kanoe hindurchzuführen. Dann erweitert sich der See wieder zu bedeutender Breite, und da der Sturm noch wehte , verschwand oft das westliche Ufer im gelben Sandnebel. Wir mufsten uns so viel wie möglich am östlichen Ufer der Seen halten , wo wir gegen Wind und Wellen geschützt waren. Mit dem Nias - köll steht der Sadak -köll durch .einen