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0028 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 28 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Hedin, Reisen in Zentrala;sien.

Er

Auf der. Oberfläche der letzten Terrasse, die wir jetzt passierten, findet man die Ruinen einer alten Festungsmauer, sehr verfallen , aber doch deutlich ; durch die Pforte derselben führt der Weg. Dieser ist kürzlich eine kleine Strecke gegen Norden verlegt worden, und zwar wegen des tiefen Staubes des weichen Löfsmaterials auf dem alten Wege; wo der Weg jetzt läuft, ist der Boden verhältnismäfsig hart oder jedenfalls noch nicht durch den Verkehr gelockert. Während der ganzen Tagereise waren weder Gebirge noch Sanddünen sichtbar; der Weg soll im Mittel nur 3 „potaj" vom Rande der Sandwüste entfernt sein. Das Gebirge ist hier überall unter dem Namen Dua-tag bekannt.

Über den kleinen „kent" Tatran führt jetzt der Weg nach Sang-ujas Bazar ; es war eben der Bazartag (Mittwoch , 1. Januar 1896), aber der Verkehr schien nicht besonders lebhaft zu sein; doch begeben sich an diesem Tage nach Sang-uja Kaufleute von Guma, Khotan , Mudji und Pialma. Sang - uja besteht aus 150 Häusern , jedes mit fünf bis zehn Einwohnern. Es gibt hier keine „kents" ; Sang-uja ist der einzige Name der Gegend. Der Waldgürtel soll 2 „potaj" gegen Norden entfernt sein, und man behauptet, wie ich auch in anderen Orten bestätigt fand, dafs dieser Wald sich von Jarkent bis Kara-kasch erstreckt, und die Breite des Gürtels soll von ein paar „potaj" bis ein paar Tagereisen betragen; doch ist er auch stellenweise unterbrochen. Die „bakschis" oder Falkeniere betreiben hier eine einträgliche Jagd auf Antilopen. Zu diesem Zweck werden auch die grofsen schönen Adler („kara-kusch” oder „burgut") vom Dua - tag verwendet ; im Walde sind auch Wildschweine und Panther allgemein; letztere werden wegen des Pelzes gejagt; ein Pantherfell erzielt im Bazar einen Preis von nur 2 „tenge".

Die am meisten gebauten Getreidearten sind Gerste und Weizen ; Mais wird nur in geringer Menge gebaut. Unter den Gartenprodukten sind Melonen und Aprikosen die wichtigsten ; Trauben, Pflaumen, Äpfel, Maulbeeren kommen auch vor. Der Weizen wird Ende August oder später gesäet, im Juli geerntet; die Äcker werden also hier für eine Saat das ganze Jahr in Anspruch genommen. Die folgenden zwei Jahre wird der Acker gar nicht verwendet, und jedes Feld wird also nur alle drei Jahre besäet. In der Zwischenzeit bebaut man andere Felder. Fast alle Äcker sind oberhalb des Dorfes an den Seiten des Bewässerungskanals gelegen, die Fruchtgärten aber in der unmittelbaren Nähe des Dorfes. Die Ernte genügt fast immer zum Bedarf der Ortsbevölkerung, und in guten Jahren kann man sogar einen Überschufs nach Khotan ausführen. Einfuhr von Getreide ist sehr selten notwendig.

Zwei „potaj" nördlich vom Dorfe liegt der einzige Masar der Gegend : Sultan Boghrul Ali. Zwischen Dua-tag und Sang-uja sollen sich öde Steppen ausbreiten ; nördlich des Waldgürtels breitet sich hoher, steriler Sand aus; die Wüste wird einfach „kum" (Sand) genannt; der Name Takla-makan ist hier nicht im Gebrauch. Vieh- und Schafzucht wird nur für den Bedarf des Ortes getrieben ; zum Transport werden nur Pferde und Esel, aber nicht Kamele verwendet.

Im März fangen die Burane an und dauern mit unregelmäfsigen Unterbrechungen fünf Monate; die schwarzen harten Stürme kommen immer aus WNW; von den gelben, schwachen Buranen sagt man, dafs, wenn sechs aus WNW stammen, der siebente östlich ist und immer schwächer als die westlichen. Die gelben Stürme beginnen zu sehr verschiedenen Zeiten, sogar in der Nacht oder vormittags. Die „kara - burans" brechen los wie ein Blitz aus heiterm Himmel , dauern gewöhnlich nur eine halbe , höchstens ein paar Stunden , führen Massen von Sand und Staub mit, so dafs es auch mittags pechdunkel wird. Aus März 1894 erinnerte man sich eines äufserst heftigen Sturmes, der von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang dauerte; die Bewohner des Dorfes, die auf den Strafsen sich aufhielten, konnten ihre eigenen Däuser nicht wiederfinden, sondern mufsten die ganze Nacht draufsen sitzen bleiben. Im Winter ist die Atmosphäre sehr ruhig, doch zieht es bisweilen aus verschiedenen Himmelsrichtungen. Die Regenzeit tritt im Juli ein ; die „kara - bulut" oder