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0047 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 47 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Von Khotaii durch die Wüste nach dem Kerija-daraa und weiter nach Schah-jar. 35

In der Tiefe von 1,81 m herrschte eine Temperatur von + 8,95°. Die Lufttemperatur betrug um 4 Uhr nachmittags -F 3,4°; die Oberfläche des Sandes war zu + 6,7° erwärmt; bei 0,2 m Tiefe zeigte das Thermometer — 0,210; bei 0,3 m + 1,6 °; bei 0,49 m + 2,7° und bei 1,16 m + 6,7°. Der Boden war also in 0,22 m Tiefe gefroren, worauf die Temperatur schnell gegen die Tiefe zunimmt.

Auf dem Abschnitt der Wüste zwischen Lager III und Lager 1V änderten sich die Terrainverhältnisse insofern, als die Vegetation fast ganz und gar aufhörte; die einzigen Spuren davon waren nur einige abgestorbene, trockene Pappelstämme und Tamariskenkegel, die teilweise aus dem Sand hervortraten. Erst in der Nähe des Lagers IV kamen wieder einige lebende Tamarisken vor ; sie standen in zwei von Süden nach Norden laufenden Streifen oder Reihen und waren in jeder Reihe fast auf einer und derselben Linie geordnet. Die Entfernung zwischen den verschiedenen Tamarisken war ungefähr ein paar hundert Meter; sie erstreckten sich gegen Süden und Norden, so weit das Auge reicht. Sonst war der Sand steril, was die Eingeborenen „ak-kum" oder weifser Sand nennen. Die Lage der Dünen blieb dieselbe: Längsrichtung N—S und O—W mit den steilen Abfällen nach W, S und SW gerichtet. Die Höhe überstieg selten 5 m. Hin und wieder, aber sehr selten , passierten wir jetzt ganz kleine Flecke von nacktem Boden , aus sehr trockenem, lockerem, gelbem Thon bestehend, bisweilen mit einem dünnen Salzlager bedeckt. Die Entfernungen zwischen den Dünenwällen beliefen sich gewöhnlich auf 75 und 100 m oder mehr. Hier begannen Pässe, welche die Eingeborenen „davanen" nennen , wieder aufzutreten ; es sind dies langgestreckte , von Süden nach Norden gerichtete Anhäufungen von Dünen, deren Höhe jedoch hier kaum 10 m überstieg. Diese Erhöhungen, deren Entstehung wohl mit den Unebenheiten des Bodens in Zusammenhang steht, würden für das Auge kaum merkbar sein, wenn sie nicht grofse Veränderungen in der Perspektive verursachten. Wenn wir uns nämlich am westlichen Abhang eines derartigen „davans" befinden, rückt der östliche Horizont ganz nahe, wogegen derselbe, vom Höhepunkt des „davans" aus gesehen, sehr weit entfernt war; diese Veränderungen der Perspektive wiederholten sich jedesmal, wenn wir einen „davan" zu passieren hatten. Die zwei oben erwähnten Streifen von Tamarisken befanden sich eben in den Thälern zwischen je zwei „davanen" ; es ist offenbar, dafs

(las Grundwasser eben hier am nächsten ist.   Obgleich hier keine deutlichen Spuren
eines alten Flufsbettes zu entdecken waren, ist es doch nicht unmöglich, dafs diese Tamariskenstreifen in irgend welchem Zusammenhang mit der früheren nördlichen Fortsetzung des Tjira-darja stehen. Zwischen den Dünen konnte man hier an ein paar Stellen terrassenförmige Fragmente von Thonbildungen wahrnehmen , die vielleicht die Ufer eines alten Flusses bezeichneten.

Man gewöhnt sich bald daran, zu beurteilen, ob es sich lohnt oder nicht, nach Wasser zu graben. Am Fufse einer Tamariske (Lager IV) war der Boden schon wenig unterhalb der Oberfläche feucht, und Wasser bekamen wir in nur 1,67 m Tiefe, wo es eine Temperatur von 9,25° hatte. Der Brunnen führte durch reinen, festen, feuchten Sand, nur eine dünne Schicht war hart gefroren, sonst alles weich und bequem zum Graben. Das Wasser war vollkommen süfs , wie Flufswasser. Die allerobersten Sandschichten sind im Laufe des Tages erwärmt worden ; so fand ich um 4 Uhr nachmittags bei einer Lufttemperatur von 5,5° im Sande 6,9°, aber in 0,17 m Tiefe — 0,3°.

Der Wüstenabschnitt zwischen den Lagern IV und V hatte im grofsen und ganzen dieselben Eigentümlichkeiten wie der vorhergehende. Wir kreuzten eine Reihe von Erhöhungen, die Dünen lagen, wie bisher, in zwei einander kreuzenden Systemen , mit den weichen , steilen Abfällen nach W und S gerichtet. Die Höhe erreichte 12 m, und die Terrainverhältnisse waren deshalb ungünstiger für die Kamele. Wir passierten zwei Gruppen von Pappeln von je zwei Individuen. Thre Wurzeln reichten noch bis zum Grundwasser, in einigen Vertiefungen am Fufse lag vergilbtes Laub des vorigen Jahres, und die Zweige

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