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0022 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 22 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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10   Hedin, Reisen in Zentralasien.

Die ganze Strecke bis nach Tjullak-lenger ist Wüste ohne Spur von Steppe. Der Boden ist zuerst eben, dann ein wenig koupiert; kleine, harte, flache Hügel strecken sich winkelrecht über den Weg gegen die Wüste im Norden hinein. Sie bestehen aus Konglomerat und sind die letzten Ausläufer von den Schuttkegeln am nördlichen Fufse des Kwen-

lun-Gebirges.

Der Boden fällt merkbar gegen NNO, aber die kleinen, stark nivellierten Unebenheiten sind genügend, um einem die Aussicht zu benehmen. Vom Gebirge sieht man hier keine Spur, aber die Luft war jetzt nicht vollkommen rein. Auch hier gibt es Wegestangen. Links, im Norden, sehen wir in etwa 5 km Entfernung die nächsten Sanddünen. Nördlich dieses Sandgürtels soll ein Weg durch lichten Pappe]wald die Dörfer Kara - bassme und Ara-kum (unterhalb von Guma) miteinander vereinigen ; es ist wohl ein alter, verlassener Weg, der jetzt jedenfalls niemals gebraucht wird.

In der Nähe von Tjullak-lenger ist der Boden mehr hügelig; die Passage zwischen zwei Hügeln wird Därvase-kum genannt. Das Stationshaus ist ebenso solid wie das von Kosch-]enger, nach demselben Plan und gleichzeitig, d. h. anfangs der siebziger Jahre gebaut. Es liegt auf einer Konglomeratterrasse , von wo man eine unendliche Aussicht gegen Osten bat, wo Himmel und Horizont sich vereinigen. Am östlichen Fufse der Terrasse bat man auch bier ein °grofses Wasserreservoir mit 80 und 88 m Seitenlängen ausgegraben; wenn es im Sommer gefüllt wird, hat das Wasser eine Tiefe von 6 bis 7 m, jetzt, Ende Dezember, nur 215m in der Mitte. Am Tjullak-Bache liegt auf etwa 40 km Entfernung gegen Süden das Dorf Sosan, woher das Wasser zum Reservoir Tjullaks hinuntergelassen wird ; Ende Februar kommt die erste Zufuhr ; im Sommer kommt es von selbst, da die ganze Schmelzwassermenge in Sosan nicht in Anspruch genommen wird ; im Herbst aber wird das Bassin für den Winterbedarf ein letztes Mal gefüllt; der Bach wird nicht von Quellen, nur von Schmelzwasser gespeist. 10 km südlich von Tjullak sollen Pappeln und Tamarisken vorkommen; hier holt man Brennholz für den Bedarf der Station. Von Sosan geht ein Weg nach Kilian, der sich mit dem Wege von Kosch-lenger vereinigt.

Tjullak-lenger hat 8 „ujlik" (Höfe, Familien) und '2 chinesische Postbeamte; da die Postkuriere die ganze Strecke zwischen Kargalik und Tjullak ohne Unterbrechung machen, gibt es keine Postbeamten in Kosch-lenger. Der Hauptverkehr soll in diesen Gegenden im Winter stattfinden ; im Sommer wird man durch die Hitze und den Ackerbau viel gehindert. Die nächsten Sanddünen befinden sich in einer Entfernung von etwa 7 km nach Norden.

Über das Klima wurde mir folgendes mitgeteilt : Tjullak-lenger und Kosch-lenger gelten für die Punkte in ganz Ostturkestan , wo die Winterkälte am schärfsten , die Sommerhitze am höchsten ist. Von Anfang Februar nimmt die sogenannte „kattik - souk" (harte Kälte) ab. Während dieses Winters (1895-96) hatte es bis jetzt nur einmal geschneit, und zwar Ende November ; jedesmal fällt höchstens 6-8 cm Schnee.

Der Sommer ist sehr windig mit zwei bis drei Buranen pro Monat ; der vorherrschende Wind soll WNW sein, aber auch von den andern Himmelsrichtungen weht es, doch selten von N; im Sommer führt der Südwind bewölkten Himmel mit. Der Niederschlag ist aber auf verschiedene Jahre sehr verschieden verteilt; im Jahre 1892 regnete es sehr viel, im Jahre 1893 fast gar nicht, dann wieder mäfsig. Nach einem starken Schlagregen im Gebirge kommt ein „sil" oder Sturzbach bei Tjullak-lenger vorbei, der sich in nordöstlicher Richtung ziemlich weit in die Wüste hinein fortsetzen soll; mehrere ähnliche Betten kreuzen den Weg zwischen Tjullak-lenger und Guma; sie sind fast immer trocken, nur ein heftiger Regen füllt sie mit Wasser. Am Morgen des 28. Dezember führte der schwache SW-Wind vollkommen bewölkten Himmel mit, mit sehr dicken Cumuli-Wolken ; um 11 Uhr wurde der Wind nordöstlich und die Wolken lichter, um zwei Stunden später, als der Wind rein östlich wurde, ganz zu verschwinden. Durch den südwestlichen Wind wurde übrigens die Luft von Staubteilen vollkommen gereinigt.