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0127 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 127 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Reise nach der Gegend Lop.

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menge des Tarimsystems zum südlichen Becken, im Jahre 1896 wurde dagegen ein beträchtlicher Teil davon in Anspruch genommen, um die nördlichen Seen zu speisen. Diese Thatsache mufs natürlich einen sichtbaren Einflufs auf die Gröfse des Kara-koschun ausüben. Noch an dem Punkte, wo der Ilek den Kara-köll verläfst, hatte er 23 cbm. Bei Kum-tjappgan hatte der Tarim nun 50 cbm , also etwas mehr als doppelt so viel. Die Wassermenge, welche ursprünglich dem Avullu köll durch den Ilek aus dem Maltak-köll und durch den Arm aus dem Tjivillik-köll zugeführt wird, mufs gewifs ebenso grofs sein, oder etwa 50 cbm. Die Annahme, dais 27 cbm durch Verdunstung und Einsickerung verloren gehen sollten, ist gewifs nicht übertrieben, denn wir haben gesehen, dafs der Ilek auf der Strecke von Kum-tjekke nach Schirge-tjappgan 21 cbm verliert, und die beiden Strecken sind ungefähr von derselben Länge. Bei Schirge-tjappgan hatte der Flufs nicht mehr als 3 cbm, er hatte also von Kum-tjekke aus 7/8 seiner Wassermenge verloren. Wenn wir dasselbe Verhältnis auf die Strecke Avullu-köll — Kum-tjekke anwenden wollten, miifsten wir als Zuflufs des Avullu-köll nicht weniger als 185 cbm bekommen, wobei auch sogar aus dem Kara-köll ein Arm direkt nach Argan geht. Soviel kann aber der Avullu-köll nicht bekommen, da wir den Kuntjekkisch-tarim zu nur 82 cbm schätzten. Inzwischen kann mit vollkommener Sicherheit, wie oben , angenommen werden , dafs der Avullu-köll wenigstens ebensoviel Wasser empfängt, wie der Kara-koschun. Die Wassermenge des unteren Tarim, einschliefslich des Kontje-darja und des Tjertjen-darja, welche im Jahre 1885 unverkürzt dem Karakoschun zu gute kam , war also 11 Jahre später auf zwei Seebecken verteilt, von denen jedes (im April) rund 50 cbm bekam. Wie sich dieses Verhältnis in den anderen Jahreszeiten stellt, z. B. in der Hochwasserperiode, wissen wir noch nicht, aber ein unbestreitbares Gesetz kann doch auf den erwähnten Beobachtungen aufgestellt werden, nämlich, dafs die Fragmente des nördlichen Lop-nor zu dem südlichen, verhältnismäfsig neugebildeten See in einem Wechselverhältnis stehen, oder mit anderen Worten, wenn das eine Seebecken wächst, so schwindet das andere. Dies haben wir deutlich in diesen 11 Jahren gesehen, denn zu Prschewalskijs Zeit war das südliche Becken viel gröfser als jetzt.

Der im Jahre 1812 geborene, in Abdal wohnende Lop-Häuptling Kuntjekkan Bek machte mir folgende wichtige Mitteilung. Sein Vater, Djahan Bek, starb im Jahre 1873 in einem Alter von 90 Jahren ; dessen Grofsvater, Numet Bek, starb 95 Jahre alt, da Djahan noch ein Junge war. Djahan Bek war also im Jahre 1783 geboren. Numet Bek war also etwa im Jahre 1700 geboren. Dieser Numet wohnte an einem grofsen und mehreren kleinen Seen, die sich nördlich vom südlichen Lop-nor ausbreiteten und mit ihren südlichen Ausläufern bis einige Kilometer vom heutigen Abdal reichten. Das Wasser dieser Seen kam von einem Punkte irgendwo zwischen Kulaktscha und Nias-köll , von wo aus der Tarim sich damals gegen Osten wandte. Dieser flofs bei Merdek-schahr vorüber, und die Seen erstreckten sich gegen 0 und SO. Als Numet Bek ungefähr 25 Jahre alt war, also etwa im Jahre 1725, trocknete dieser Tarim allmählich aus, und der Flufs suchte sich ein neues Bett. Dieses neue Bett war dasselbe, welches man mir in Tjeggelik-uj als Ettek-tarim („der westliche Flufs”) nannte , und von dessen Existenz auch Pjewzow Nachricht bekam. In diesem Bett strömte nun der Flufs durch die Wüste gegen die heutige Niederlassung Lop, um sich in den Kara-buran zu ergiefsen. Der Ettek-tarim soll noch vor 45 Jahren, oder im Jahre 1851, ein wenig Wasser geführt haben, wie Kuntjekkan Bek selbst gesehen hatte. Der Ettek - tarim, der heutzutage ganz und gar trocken ist, ging von Argan aus. Seine Entstehung erklärte Kuntjekkan Bek dadurch, dafs damals die Lopliks in der jetzigen Gegend von Argan „tjappgans" gruben, um kleine Uferseen zum Fischfang zu bilden. Diese künstlichen, unansehnlichen Kanäle wurden allmählich vom Flufs erweitert, bis er endlich seine ganze Wassermenge in ein östlicheres, das jetzige Bett hinüberleitete. Hiervon stammt der Name Argan oder Ajrilgan (Bifurkation , Teilung eines Flusses oder eines Weges), ein Name, der heute gar keinen Sinn hat für eine Gegend, wo sich vielmehr zwei Flüsse

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