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0170 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 170 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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158   Hedin, Reisen in Zentralasien.

letzteren interessieren uns aber nicht viel in diesem Fall, wo die geographische Breite des alten Lop-nor die Hauptrolle spielt. Interessant ist, zu finden, dafs die Jesuiten den Punkt Ajrilgan besucht haben. Da ich aber oben bewiesen habe, dafs die Bildung des südlichen Seebeckens schon etwa im Jahre 1725 begann, darf es nicht Wunder nehmen, dafs 40 Jahre später Ajrilgan ungefähr dieselbe Lage haben konnte wie jetzt. Obgleich Ajrilgan ein verräterischer Name ist , der in diesen Gegenden sehr allgemein ist, scheint doch die gute Ifbereinstimmung der beiden Breitenpositionen dafür zu sprechen, dafs es sich um ein und dasselbe Ajrilgan handelt. Der Name hat sehr leicht eben um 1760 gegeben werden können, denn schon damals batte vielleicht der Tarim begonnen sein altes Bett Ettek-tarim zu verlassen, um in das jetzige zu strömen. Die Länge von Ajrilgan ist nach den Missionaren 87° 23' W. v. Gr., nach Pjewzow 88° 20', Unterschied 57'. Wenn nicht für die acht erwähnten Punkte ein mittlerer Unterschied von 58' vorhanden wäre, würde man glauben können, dafs Ajrilgan seine Lage nach Osten verändert hätte, was offenbar in der That geschehen ist.

In seiner oben citierten Abhandlung „Lop-nor &c." (S. 50) erklärt Koslow die That-sache, dafs der Si-yü-schuei-tao-ki den Lop-nor einen ganzen Grad zu weit nach Norden verlegt, einfach als auf Fehler oder Irrtum beruhend. Ein solcher Fehler wäre jedoch unerklärlich : Ajrilgan bei Tarim sollte 28' südlicher gelegen sein als der See, in den dieser Flufs ausmündet ! Offenbar kannte der chinesische Kartenzeichner nur den alten Lop-nor, der allmählich verlassen wurde, nicht das südliche, in Neubildung befindliche Becken. Da inzwischen die Breite 40° 30' N. für den Lop - nor im Si-yü-schuei-tao-ki ganz besonders erwähnt wird , können wir vermuten, dafs auch diese von den Jesuiten herrührt, und dafs der Fehler hier nicht gröfser ist, als bei anderen von ihnen der Breite nach bestimmten Punkten, d. h. etwa 8'.

Nach dem Si-yü-schuei-tao-ki ist die Länge des Lop-nor 28° 10' bis 29° 10' W, der

See müfste also 1° lang sein ; diese Angabe verleitet uns zu noch einem Abstecher auf das topographische Gebiet. 1° beträgt nämlich auf dieser Breite 80 Werst, und es ist in demselben

Text mitgeteilt worden, der See sei 200 li lang. Die Entfernung Bugur-Tjadir, die ebenfalls   à
zu 200 li angegeben wurde, beträgt aber nur 54 Werst; der Wert eines „li" ist, wie man findet, äufserst schwankend. Nehmen wir das Mittel zwischen diesen beiden am deutlichsten angegebenen Entfernungen des ganzen Textes, so erhalten wir für 200 li 67 Werst, wie wir schon oben auf anderen Wegen einen Mittelwert von 66 Werst für dieselbe Entfernung bekommen haben. Aus Himlys Bearbeitung eines anderen Teiles des Si-yü-schuei-tao-ki in der Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin entnehme ich noch zwei leicht vergleichbare Entfernungsangaben : Jarkent—Maral-baschi = 600 li = 164 Werst, und Jarkent—Ak-su = 1145 li = 420 Werst. Nach der ersten Angabe-würden,also 900 li = 246 Werst sein , nach der zweiten = 330 Werst. Das Mittel gibt 288 Werst, nicht weit entfernt von dem obigen Mittelwert von 295 Werst für 900 li als die Entfernung zwischen Turfan und Lop-nor.

Am Ende des chinesischen Textes heifst es: „Der Weg geht von den beiden ,kungthun` Ha-la 30 li südlich von Turfan weiter nach Süden, dann über 500 li südwestlich an der Ostseite des grofsen K'u-mu-schi-Sees vorbei (520 li NO von Karaschar 4 ist die Feste K'u-mu-schi-a-k`ö-ma, von der der See 240 li südlich liegt)."

Hierzu bemerkt Koslow in seiner oben citierten Fufsnote, dafs er die sehr gut er-

haltenen Spuren eines Sees in der Depression Kumuschin - tuse , nördlich von ;der kleinen Gebirgskette Kara-kisil, gefunden bat, die er mit dem chinesischen „grofsen K'u-mu-schi-See" identisch machen will. Es ist wahr, dafs die Namen eine auffallend grofse Ähnlichkeit haben. Allein , der See sollte mehr als 500 li = 164 Werst südwestlich von Turfan liegen. Die jetzige Ortschaft Kumisch, die gerade in der Depression nördlich der Kara-kisilKette liegt, befindet sich in der That nur 127 Werst SW von Turfan. Wenn Koslow