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0135 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 135 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Neuere Forschungen in der Lop-nor-Gegend.   123

Auch Forsyth (1873/74) hatte erfahren (Peterm. Mitteil., Ergänzungsheft Nr. 52, S. 75). dais „Lop ist der Name eines Landstrichs an den Ufern des Tarim; der ganze Distrikt bildet ein mächtiges Sumpfgebiet". Es kann als ganz unbestreitbar aufgestellt werden, dais

die Chinesen den Lop-nor nicht als „Salzsee" bezeichnet hätten, wenn auch in alten Zeiten, wie heutzutage, der eigentliche „See" in der That nur ein Süfswassersumpf gewesen wäre. Die Geographie der Thsing (s. Abel-Rémusat: Histoire de la ville de Khotan, S. 115) geht noch weiter, indem sie den Lop-nor ein Meer nennt ; es keifst nämlich : „Le fleuve Ta-limou (Tarim) est au nord du pays de Ye-eul - kin (Jarkent) ; sa source sort des montagnes Bleues ; il coule au NE. l'espace de deux mille li , et va se jeter dans le lac de Lo-pou (Lop). C'est cette rivière que les anciens prenaient pour la source du Hoang- ho, et qui

se jetait dans la mer de Phou-tchhang (Lop-nor).

On remarque à présent que le Ta-li-mou reçoit dans son cours beaucoup de rivières venues du nord-ouest, et qui vont avec lui se jeter dans la mer (le lac de Lop). Il forme alors une rivière assez considérable."

Im Vergleich mit anderen den Chinesen bekannten Seen im inneren Asien hat also dieser See auf sie den Eindruck eines Meeres gemacht. Zu der Frage, wie sich dieser einst grofse Salzsee in einen Süfswassersumpf hat verwandeln können, werden wir weiter unten zurückkommen.

Was Prschewalskij über den Namen Lop-nor mitzuteilen hat, ist wichtig ; er sagt : „Der Name ,Lob-Nor' ist den Einheimischen unbekannt; dieselben bezeichnen mit diesem Namen den ganzen unteren Lauf des Tarim, den See an der Mündung dieses Flusses nennen sie dagegen allgemein Tschök-kul (d. i. Grofser See), oder noch häufiger Kara-koschun, mit welch letzterem Namen sie auch den ganzen umliegenden Verwaltungsbezirk bezeichnen. Um Undeutlichkeit zu vermeiden, werde ich dem See seine alte Benennung Lob-Nor lassen."

Auch die späteren Reisenden haben diese Mitteilung bestätigen können. Der alte Name Lop-nor ist nur den Chinesen, nicht aber. den Einheimischen bekannt. Die Benennung Tschön-kul (wie Prschewalskij nach seiner vierten Reise richtiger den Namen schreibt, obgleich er Tjong-köll ausgesprochen wird) habe ich niemals gehört; dieselbe ist jedoch sehr wahrscheinlich, da der See jedenfalls „grofs" ist im Vergleich mit dem kleineren Kara-buran, oder mit kleineren offenen Seebecken des Kara-koschun selbst.

Nur um Undeutlichkeit zu vermeiden, hat also Prschewalskij den alten Namen Lop-nor beibehalten, und er hat recht, denn obgleich die Namen Kara-buran und Kara-koschun etwas ganz anderes bezeichnen als der Name Lop-nor, so sind sie doch Fragmente desselben und spielen als Recipienten des Tarimsystems dieselbe Rolle wie einst der alte See Lop-nor.

Prschewalskij berechnet die ganze Länge „dieses Sees oder richtiger Morastes" auf 90 oder 100 Werst und sagt , dafs er diese zu Boot vom Tarim bis zur Hälfte der ganzen Länge des Sees zurückgelegt hat, weil er bei dem seichten Wasser und dem dichten Schilfrohr nicht weiter kommen konnte. Es waren also 45 bis 50 Werst, sagen wir 50 km, die er erreichen konnte. Oben habe ich beschrieben , wie ich 20 Jahre später nur mit sehr grofser Schwierigkeit 38 km vom Tarim (Kum-tjappgan) nach Osten zurückzulegen vermochte. Die letzten 12 km auf der Strecke nach der ehemaligen Niederlassung Kara-koschun waren jetzt wegen des Schilfs absolut undurchdringlich. Hier haben wir sogar eine bestimmte Zahlenangabe für die Verkleinerung des Sees in dieser Richtung und in diesen 20 Jahren.

Folgende Nachricht Prschewalskijs ist auch von grofsem Interesse : „Nach der Aussage der Eingeborenen war der See noch vor 30 Jahren tiefer und viel reiner. Seitdem aber der Tarim weniger Wasser zuführte, wurde der See allmählich seichter und vermehrte sich das Röhricht. Das dauerte so 20 Jahre fort ; jetzt ist es aber bereits das sechste Jahr, dafs der Wasserreichtum des Tarim wieder zunimmt; da das Wasser jedoch in dem früheren, jetzt mit Röhricht bewachsenen Rahmen des Sees nicht mehr den nötigen Raum findet, überströmt es dessen Ufer."

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