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0068 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 68 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Hedin, Reisen in Zentralasien.

Zweigen, wo wir oft Umwege machen mufsten; hier und da war der Boden ganz nackt und bestand aus weichem Sand , auch kamen vereinzelte , rudimentäre Diinen vor. Bisweilen sahen wir deutlich die Spuren von alten Flufsbetten oder Armen ; vielleicht ist auch der Tarim denselben Wechseln unterworfen , wie die anderen • Flüsse, welche wir kennen gelernt hatten. Drei „sattmas", von Baumstämmen aufgeführt und mit grofsen Haufen von Kamischstroh auf den Dächern , und Spuren von Schafen, Kühen und auch Reiter verrieten , dafs die Gegend bewohnt war. Stellenweise war der Wald sehr schön und die Pappeln hochstämmig. Endlich fanden wir in einer tiefen, kanalähnlichen Furche

Wasser, mit dickem Eis bedeckt.

Am Abend trafen wir einige Hirten, die uns etwas über die Gegend mitteilten. Der erste Flufsarm , den wir erreicht hatten , wird Atjik-darja genannt , d. h. „bitterer Flufs", obgleich er vollkommen süfses Flufswasser enthält. Dieser Arm wird nur im Hochsommer gefüllt. Nach Aussage dieser Hirten vereinigt sich der Atjik-darja nie wieder mit dem Hauptflufs, sondern geht weiter östlich in der Wüste verloren. Vor 20 Jahren, so wurde mir gesagt, Hofs ein grofser Teil des Tarim durch dieses Bett, wie einer der Hirten selbst gesehen hatte. Dann war der Flufs von Jahr zu Jahr immer kleiner geworden und hatte sich endlich gänzlich in das nördliche Bett gewandt. Nur im Juni und Juli führt jetzt der Atjik-darja während 20 Tage Wasser.

Masar-kölli war der Name eines der trockenen Betten , die wir gekreuzt hatten. Die drei „sattmas" (in der hiesigen Sprache „sure" genannt) hiefsen Kitjilik. Der Arm, in dem wir Wasser fanden und übernachteten, war unter dem Namen Samsak-darjasi bekannt, und zwar nach dem Namen eines Mannes , der hier einst einen Kanal gegraben hatte; dieser wurde dann allmählich vom Hochsoinmerwasser in einen ordentlichen Flufsarm ausgearbeitet ; der Arm soll jetzt vier Tagereisen gegen Osten seinen Weg nach der Gegend Tjahr-tag fortsetzen. Sonst wird die ganze Waldgegend um Lager XXXI Kara-dasch genannt. Hier wohnen Winter und Sommer 10 Hirten, deren Herden aus 4000 Schafen bestanden und „bajen" in Schah-jar zugehörig waren. In diesem Winter hatte es nicht geschneit, vor zwei Jahren dagegen fufstief; Regen fällt , obgleich wenig, im Hochsommer; der Wind ist westlich , östlich oder bisweilen nördlich ; die Burane fangen im März oder April an.

Von K a r a- d a s c h nach T j i m e n. Wir hatten nur ein paar Kilometer bis zum kleinen Walddorf Kung-atjak-bel das auch am Samsak - darjasi gelegen und von hoch-

stämmigen, schönen Pappeln umgeben ist.   Es bestand aus einem Dutzend „ sures ",
„khotuns" oder „kotans" (Schafhürden), einem „tam-uj" (Lehmhaus) und einigen „tagars", d. h. Wohnungen , die zur Hälfte oder ganz im Boden ausgehöhlt sind , doch so, dafs sie von einem Dach aus Zweigen und Reis bedeckt sind. Nur Hirten wohnen hier. Es ist dies schon ein Unterschied von den Hirten im Khotan- und Kerija-darja, dafs sie bier also wenigstens gewissermafsen sefshaft sind.

Unser Weg führte gegen NO durch Lichtungen mit hartem, nacktem Staubboden von alluvialer Bildung, oft mit Sträuchern bewachsen und von Waldpartien umgeben. Diese ganze Gegend wird Kara-dasch genannt, ein Name, mit welchem sonst eigentlich ein jetzt gröfstenteils trockener, ganz kleiner See bezeichnet wird , welcher nur im Sommer mit Wasser gefüllt ist und eine Länge von 2 „potaj" haben soll. Dann heifst die Gegend Aktikken, und darauf folgt Steppe mit einem trockenen, mäandrischen Bett, Tjiggerik, 12 m breit , der nur im Sommer Wasser führt und den wir mehrere Male kreuzten. Durch Dickicht von Tamarisken , Kamisch u. s. w. erreichten wir die Gegend Besch-khaman , wo wir einen Bifurkationsarm des Tjiggerik passierten. Die beiden Arme vereinigen sich weiter östlich und fliefsen, wie die Einwohner sagen, nach Lop, d. h. in der Richtung nach Lop-nor, wovon diese Menschen sehr dunkle Vorstellungen haben. ,Vom Jarkent-darja trennt sich dieser Arm nicht weit oberhalb Tjimens, bei Tutur-akin.

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