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0074 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 74 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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62   Hedin, Reisen in Zentralasien.

Auch hier bleibt. der Flufs 3 bis 31 Monate gefroren, und man wartete jetzt (28. Februar), dafs das Eis in 5 bis 6 Tagen aufgehen sollte; nach Aufgehen des Eises führt der Flufs noch 3 bis 4 Tage schwimmende Treibeisschollen. Hier sol] der Flufs auch bei seinem niedrigsten Wasserstande zu Pferd nicht passiert werden können. Die Geschwindigkeit des Stromes soll in der Hochwasserperiode ziemlich bedeutend sein; die Hirten sagten: ebenso schnell, wie die Geschwindigkeit eines gut trabenden Pferdes. Das Hochwasser steht 40 bis 50 Tage. Vorherrschender Wind ist N und 0; die nördlichen Burane sind oft sehr gewaltig und mit Massen von Staub beladen ; sie fangen Ende März an. Im Hochsommer regnet es wenig ; diesen Winter hatte es nicht geschneit.

Von S a r i k - b u j a nach Dung-sattma. (1. März.) Diese ganze Gegend, welche ziemlich dicht von Hirten mit ihren Herden von Schafen , Ziegen und Rindvieh bewohnt ist, wird mit einem gemeinsamen Namen Ugen genannt. Wenn man fragt, wie die und die Stelle heifst , wird immer Ugen geantwortet, und erst nach einer neuen Frage kann man den Lokalnamen ausfindig machen. Die Häuser sind immer nach einem und demselben Typus gebaut: es ist ein niedriges, viereckiges Haus, aus in der Sonne getrockneten Lehmziegeln und mit flachem Holzdach; an der Seite oder vor demselben finden wir dazu noch ein leichteres Haus aus Reisig und Zweigen oder Kamischbindeln. Iin Winter wohnt man im Lehmhause, im Sommer im Kamischhause; in der Nähe liegen die „kotans" für die Tiere. Jede Familie hat eine ganze Menge halbwilder Hunde. In dieser Weise haben die Hirten gewissermafsen ihre Hauptquartiere, aber auf ihren Wanderungen im Walde und auf der Steppe wohnen sie auch zeitweise in zufälligen Hütten. Bei den Hauptquartieren haben sie oft Pferde, Esel und „arabas" (Karren), auf welchen Brennholz und Kamisch transportiert werden.

Der Tagemarsch führte uns wieder aufser Sicht des Flusses, aber sehr oft hatten wir t)'berschwemmungsarme und gefrorene Tiimpel zu kreuzen. Au einem trockenen Arm lag eine „sattma", welche nur den Namen Ugen hatte ; die nächste , auch an einem trockenen Arm gelegen, wurde Lajdang genannt. An einigen von diesen Niederlassungen wird. Weizen gebaut. Der Weg führt jetzt über dichte Kamischfelder, ringsum von Waldpartien umgeben, welche wir nur hier und da kreuzen. Diese Steppe wurde durch einen schmalen, tiefen Arm mit wenig Wasser durchquert; rechts breitete sich ein kleiner, seichter Ufersee, Tjarkh-aaste - köll aus; auch hier gibt es „sattmas", wo auf Ansehwemmungsboden Weizen gebaut wird. Dann folgen die Gegenden Kara•sattma, Durung-schima und Kudja-kotan, alle bewohnt. An offenen Tümpeln auf der Steppe waren Enten und Gänse allgemein. Bei Dung-sattma begegneten wir einer Karawane von Kaufleuten , welche auf Pferden und Eseln verschiedene Waren aus Khotan führten; sie waren vier Monate unterwegs gewesen und kamen über Tjarkhlik und Kara-kurt jin, von wo sie vor 40 Tagen aufgebrochen waren.

Bei Dung-sattma waren die hydrographischen Verhältnisse verwickelter als je, wenn überhaupt die Nachrichten der Hirten richtig sind. Sie behaupteten, der Mus-art-darja teile sich in der Gegend Atjal im unteren Laufe; der linke Arm heifst Dumbol-darja und fliefst parallel mit dem Intjikke-darja, d. b. nach Osten, der rechte, Tja-jan, fliefst nach SO und vereinige sich mit dem Intjikke. Sowohl Dumbol wie Intjikke sind im Sommer drei

Monate lang unpassierbar.

Noch verwickelter war aber das Flufssystem des Jarkent-darja ; eine Konfusion bei der Nomenklatur ist wohl auch nicht ausgeschlossen. Unter Ugen-darja verstand man hier einen jetzt gröfstenteils trockenen Arm, wenig siidlich von Dung-sattma, welcher im Sommer sehr wasserreich wird, aber einen grofsen Teil seiner Wassermenge durch Speisen von Sümpfen und Seen einhilfst. Der eigentliche Jarkent - darja soll sich auf diesem Meridian in zwei Arme teilen, von denen der nördliche Atjik-darja heifst, der südliche Jumalag-darja, welcher nur eine halbe Tagereise entfernt liegen soll; an beiden Ufern dieser Arme gibt es überall Hirten. Bei Hassan-ak geht vom Ugen-darja der Arm Hassan-ak-darja aus, welcher