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0071 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 71 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Von Schah-jar nach Korla.   59

Dünen ; rechts geht ein Weg nach Tojbollde , welcher nur von „maltjis" und „uttuntjis", cl. h. Hirten und Männern, dio Brennholz nach Schah-jar führen, benutzt wird. Der ebene, alluviale Boden ist mit weichem Staub bedeckt; bier und da wachsen sporadisch „tograks" (Pappeln) und Gebüsch. Im allgemeinen ist die Gegend noch sehr offen , und die Waldpartien stehen vereinzelt, gruppenweise. Jimbel -tograk ist der Name einer solchen Waldgegend , Kum-kitjik werden einige „sattmas" genannt, jetzt von Hirten bewohnt, und unmittelbar am rechten Ufer des Intjikke-darja gelegen.

Von Jimbel-tograk nach Jollbars-baschi. Der Intjikke-darja, welcher jetzt kein Wasser führte und nur einige Eisschollen auf seinem Boden hatte , wird bald links gelassen. Der Weg führt bei einigen einzelnen Häusern vorbei, von Feldern umgeben, auf welche kleine Kanäle vom Flufs hingeleitet waren ; mehrere dieser Häuser waren jetzt unbewohnt. Wir begegneten einer Karawane, die von einer Mühle mit Mehl nach Schah-jar zurückkehrte; als Lasttiere werden bier hauptsächlich Kühe und Esel gebraucht. Lich-. tungen wechseln immer mit Wald , der Boden ist hart und gut zum Marsch, bisweilen kommt „köttek" vor. Die Gegend, in der wir lagerten, beifst Jollbars-baschi. Hier wohnen einige Hirten am Rande einer Terrasse , welche den höchsten Sommerstand des Flusses bezeichnet. Auf dem Alluvialboden des Bettes vom Jarkent-darja wird Weizen in geringer Menge gebaut ; die Ernte mufs aber in guter Zeit gerettet werden, um nicht vom Sommerflufs überschwemmt zu werden. Bisweilen kommt das Hochwasser so unerwartet, dafs man sich beeilen mufs, um Geräte und Schafe, die sich im Bett befinden, zu retten. Fischfang wird gar nicht getrieben. Bei Jollbars-baschi hatten die Hirten etwa 1000 Schafe, einem baj" in Schah-jar zugehörig. Die Herden sollen auch hier steuerfrei sein ; erst wenn die Tiere im Bazar verkauft werden, werden sie mit einer Art Zoll belegt. Dieselben Gesetze für die Grenzen der Weideplätze gelten bier, wie am Kerija-darja. Vorherrschender Wind ist nördlich, Ostwind auch gewöhnlich ; die kräftigsten Burane treten iui März und im April ein, werden dann seltener. Regen fällt im Juni bei nördlichem Wind ; diesen Winter hatte es nur Anfang Dezember ein wenig geschneit.

Im Juni kommt das Hochwasser des Jarkent-darja, der um diese Zeit, nach Beschreibung der Hirten, hier 300 Faden breit wird und ebenso tief wie eine Pappel (etwa 7 oder 8 m). Bis zu seinem Maximum steigt das Wasser täglich während 20 Tage, bleibt

dann einen Monat auf ungefähr demselben Niveau stehen, worauf es wieder täglich fällt, bis es Ende November gefriert, um 31 Monate gefroren zu bleiben. Falls die Luft klar und still bliebe , würde jetzt der Flufs in 10 Tagen aufgehen. Beim Gefrieren beginnt die Eislegung von unten und schreitet allmählich nach oben fort; das Aufgehen des Eises geschieht in entgegengesetzter Richtung. Das Eis treibt dann einige Tage stromab und verschwindet allmählich. Das Schmelzen des Eises verursacht eine Frühlingsflut. Dann sinkt der Flufs täglich, bis zu seinem Minimum im Anfang Mai, wonach er erst langsam, dann energisch steigt. Bei Jollbars-baschi gibt es ein Boot, aus einem Pappel-stamm ausgehöhlt, welches vier Mann jedesmal befördern kann. Auch am südlichen Ufer wohnen nämlich Hirten. Der Jarkent-darja wird in dieser Gegend Neu- oder Ugen-darja genannt.

Da die von den Eingeborenen gelieferten Mitteilungen jedenfalls eine gewisse Wichtigkeit

besitzen, möchte ich einige solche, die mir von den Jollbars-baschi-Hirten gemacht wurden, hier einfügen : Nach Dung - kotan, einer Gegend vier Tagereisen weiter östlich, und von Carey und Dalgleish, übrigens den einzigen Europäern, die hier vor mir gewesen sind, besucht, führen von Jollbars• baschi zwei Wege, ein nödlicher durch den Wald, in dem man überall Wasser findet, und ein südlicher, „arka-joll" oder der hintere Weg, welcher durch mehr offene Gegenden führt, und auf dem man nicht immer Wasser findet — wir schlugen später diesen Weg ein. Von Dung-kotan gehen dann drei verschiedene Wege aus ; ein nördlicher nach Bugur (auf dem grofsen Wege zwischen Kutjar und Korla gelegen), ein

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