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0040 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 40 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Hedin, Reisen in Zentralasien.

von einem Tage zum andern. So war z. B. der Jurun-kasch am 29. Juni 0,35 m gesunken, und der Kara-kasch war, wie erwähnt, als wir die Messungen unternahmen, im Laufe von 24 Stunden 0,5 m gefallen , was , wenn man die mittlere Geschwindigkeit des ganzen Flusses zu 0,9 m pro Sekunde setzt, eine Abnahme von ca 250 cbm bedeutet; d. h. dafs der Kara-kasch am 26. Juni etwa 630 cbm Wasser führte.

Ich erwähne diese Unregelmäfsigkeiten, um darauf aufmerksam zu machen, dafs die beiden obigen Zahlen untereinander keineswegs vergleichbar sind. Gewifs haben die Einwohner von Khotan recht, wenn sie behaupten , der Kara-kasch-darja sei viel gröfser als der Jurun-kasch. Doch gehen sie wahrscheinlich zu weit, wenn sie sagen, das Verhältnis wäre wie 5 ; 2, oder wenn Kara-kasch 5000 „tegermen-taschlik-su" führt, d. h. eben so viele Mühlsteine treiben kann , führt Jurun-kasch nur 2000. Als ich am 29. Juni mit meiner Karawane den Jurun-kasch kreuzte, konnten an einem wenig nördlich vom Karawanenwege gelegenen Punkt, wo das Wasser seichter ist, die Packpferde ohne Schwierigkeit übergeführt werden. Die Furt macht einen gewaltigen Bogen nach Norden ; nach dein Sinken des Wassers hatten sich zwei der vier Arme in noch kleinere Zweige zerteilt. Die Steinmassen, welche am linken Ufer des Flusses aufgeführt sind, waren wenigstens Ende Juni überflüssig, denn die Wassermenge strebte jetzt nach rechts , genau so wie im Kara-kaschdarja, wo wir auch den Stromstrich am rechten Ufer gefunden hatten.

Aus dieser Thatsache darf man aber nicht den Schlufs ziehen, dafs die beiden Flüsse sich hier konsequent nach Osten bewegen — oder wenigstens eine ausgesprochene Neigung haben, gegen das rechte Ufer zu pressen. Dafs jedenfalls der Jurun-kasch sich in der letzten Zeit von Ost nach West, d. h. links bewegt hat, geht aus der Bodenplastik in den Umgebungen der Gegend Kalta-kumat, 22 „potaj" NO von Iltji gelegen, deutlich hervor. Von dem am rechten Ufer gelegenen Bazar von Jurun-kasch führt ein kleiner Pfad nach dem Dorfe Tam-agil ; in einer geringen Entfernung nördlich von ihm ist der Boden vollkommen öde, aus alluvialem Thon und Sanddünen mit dem steilen Abhang nach Osten gerichtet, bestehend. Hier und da ist der Boden von cauionähnlichen Rinnen mit Quellwasser gekreuzt ; die Quellen, die hier zu Tage treten, sind die letzten Reste des Wassers der Bewässerungskanäle. Kalta-kumat selbst liegt in einem alten mit Geröll und von Wasser rundgeschliffenem Kies überfüllten alten Flufsbett, und dafs dieses Bett nur vom Jurun-kasch ausgemeifselt sein kann, beweist auch das Vorkommen des Nephrits („Kara-tasch"). Mit dem Namen Kalta-kumat wird auch ein ganz kleines Dorf bezeichnet, das mitten im alten, sterilen Flufsbett gelegen ist und dessen Häuser meistens aus runden Steinen provisorisch aufgeführt worden sind. Seinen Wasserbedarf bekommt das Dorf aus einem Quellenarik. Hier wohnen ausschliefslich Nephritsucher, von denen die meisten Chinesen sind. Bäume oder irgendwelche Pflanzungen sind natürlich nicht vorhanden. Ein Bek überwacht die gesetzlichen Interessen der Niederlassung. Der nephritgebende Boden ist gesetzlich eingeteilt, und jeder Bodenbesitzer darf also nur auf seinem Gebiet Nephrit suchen. Die Gruben werden nur im Geröll gegraben, nicht wo Thon oder Sand vorherrscht. Nach allen Richtungen sieht man hier solche Gruben, die meistens nur. einige Meter tief und breit sind, höchstens 10 m lang und gewöhnlich von rechteckiger Form. Mitten im Geröll werden die Nephritstücke gefunden , die natürlich auch vom Wasser rundgeschliffen worden sind. Nur aufs Geratewohl werden die Plätze der Gruben gewählt, und bisweilen dauert es monatelang, bis man ein wertvolles Stück Nephrit findet. Die weifsen Stücke mit gelben Flecken („gusch", d. h. Fleisch, genannt) sind am höchsten geschätzt. In Khotan giebt es ein paar „Fabriken", wo kleine Gegenstände aus Nephrit verfertigt werden, z. B. Schnupftabakdosen, Pfeifenmundstücke, Schalen,

Armringe und dergleichen.