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0199 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 199 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Kirk-saj oder die 40 Betten.

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Im Herbst, Winter und Frühling bilden sich jedoch wieder tiefere Rinnen — vielleicht an anderen Stellen als die früheren.

In dieser Weise schwankt der Flufs nicht nur im Laufe des Jahres, sondern auch des Tages. Im Sommer herrscht während dreier Monate Hochwasser, im Winter ist eine verschwindend kleine Wassermenge vorhanden. Im Laufe des Tages ist der Flufs niedrig, während der Nacht hoch — vorausgesetzt , dafs die Luft klar ist; denn ist das Wetter nebelig und der Himmel bedeckt, so wird die Wassermenge sehr klein , wenn es dagegen im Gebirge heftig regnet , wird sie im Laufe des Tages mächtiger als je , und von der roten Erde, auf welcher die höheren „jejjlaus" wachsen , stark gefärbt. Dafs sich der Flufs immer tiefer eingräbt, zeigen in einer musterhaften Weise die Uferterrassen an den Abhängen der Thalseiten, die bis wohl 100 m Höhe über dem jetzigen Thalboden sehr ausgeprägte Linien bilden.

Am 27. Juli um 6 Uhr nachmittags mafs ich wieder die Wassermenge , die sich da folgendermafsen verhielt : Breite des Flusses 90 m, mittlere Tiefe 0,61 m , mittlere Geschwindigkeit des Stromes in der Sekunde 1,05 m und Wassermenge 57,6 cbm; als um 10 Uhr abends der Flufs seinen höchsten Stand erreichte , war die Breite 112 m, die Tiefe 0,88 m gröfser als zuvor (also 1,49 m) und die Geschwindigkeit 2 bis 3 mal so grofs. Eine rohe Schätzung gibt den Wert von etwa 200 cbm Wasser in der Sekunde. Bei der vollkommen klaren Luft war das Wasser um einige Centimeter höher als am vorhergehenden Abend, die Temperatur aber genau dieselbe. Pjewzow hatte fast zu genau derselben Jahreszeit 1890 den Mölldja besucht und im grofsen und ganzen dieselben Beobachtungen über die Schwankungen des Flusses gemacht wie ich.

Es wurde mir mitgeteilt , dafs der Flufs gewöhnlich nicht bis zum unteren Wege zwischen Nija und Tjertjen reicht, der jedoch um 2 Tagereisen nördlich gelegen ist ; sobald nämlich der Flufs aus seiner im Gebirge und im Konglomerat tief eingeschnittenen Furche herausgetreten ist, breitet sich das Wasser weit über den „saj" hinaus. Nur in der Hochwasserperiode kreuzt der Flufs den Weg, und zwar ein wenig westlich vom Brunnen Schudan, aber nur um , wie Roborowskij mitteilt , 30 bis 40 Werst nördlicher in dem Pappelwalde und unter Sanddünen sich zu verlieren. Dort unten soll sich das Hochwasser auch in mehrere Arme wie ein Delta teilen. Nördlich vom unteren Wege wird das Bett immer undeutlicher und vom Sande bedroht , und dafs es sich jedenfalls nicht weiter nach Norden fortsetzt , ist zweifellos. Bei dem Schudan leben im Winter Hirten mit ihren Herden , die sich aber im Sommer nach Andereh begeben. Vom oberen Teil des Mölldja gibt es einen Weg nach Arka - tag, der für Eselkarawanen passierbar ist, aber nur selten begangen wird.

Der Flufs soll neun Quellarme haben : von Osten Kok - murén, von Westen Mandalik, Jiggdelik, Sarik-kol, Tjitjeganlik, Schire-manglaj, Talkanlik, Ak-buga und Haschim, welcher der westlichste Arm ist. An einem Punkte, Motjalik genannt, wuchsen etwa 10 Gebirgsweiden („motja"); inwieweit der Name Mölldja oder Molltja eine Korruption dieses Wortes oder des Wortes „maltji", Hirt, ist, konnte ich nicht ausfindig machen. In der That treiben

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Querprofil des Mölldja-Thales.