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0076 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 76 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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64   Hedin, Reisen in Zentralasien.

grofse Waldgegend („tjong tokaj"), welche eine Tagereise im Durchschnitt hat. Hier sollen 14 Hirtenniederlassungen zerstreut liegen, von denen jede etwa 1000 Schafen besitzt;

nur drei sind von Bugur, die übrigen von Jangi-sar, einem Ort östlich von Bugur. Bugur ist aber als Ort bedeutender, hat vier Beken und 20 Mongolen, die im chinesischen Dienste stehen. Jangi-sar liegt halbwegs zwischen Korla und Kutjar, drei Tage von jeder Stadt, hat einen Bek und etwa 500 Höfe. Da nur zufällige Gebirgsbäche die Felder berieseln, kann Reis hier nicht gedeihen, wohl aber Weizen, Gerste &c.

Im Mai begeben sich die Hirten mit ihren Herden ins Gebirge nördlich von Bugur und Jangi-sar, wo gut bewässerte, schöne Weideplätze zu finden sind, und wo sie sich drei Monate aufhalten. In Tjong-tokaj hatte es diesen Winter nur einmal geschneit und zwar wenig; sehr selten fällt der Schnee bis einen Fufs hoch. Im Juni und Juli regnet es, die Regenwolken kommen mit nördlichem Wind. Die Burane fangen Ende März oder Anfang April an und sind fast immer östlich, nur selten nördlich ; gewöhnlich treten jeden Frühling nur ein oder zwei „kattik-burane” oder harte Stürme ein.

Unser Lager befand sich in der unmittelbaren Nahe vom Tja-jan, der jetzt eine Breite von 14m , eine mittlere Tiefe von 0051n und eine mittlere Geschwindigkeit von 0,2m hatte, also etwa 0,42 cbm Wasser in der Sekunde führte. Im Sommer wird der Flufs so bedeutend , dafs er nirgends ohne Boot passiert werden kann ; es gibt auch solche an mehreren Stellen. Die Marken des Sommerwasserstandes waren auch 2 m höher als die gegenwärtige Wasseroberfläche, die Breite des Flusses steigt wohl bis zu 30m und die Stromgeschwindigkeit, nach Beschreibung der Einheimischen, bis nicht weit von einem Meter; vermutlich führt der Flufs in der warmen Jahreszeit gegen 40 cbm Wasser. Die Hirten bestätigten, dafs dieser Tja-jan mit dem Intjikke-darja identisch sei; auch unterhalb Tjong-tokaj und in Korla wird er nur Intjikke genannt, also nur im mittleren Laufe heilst er Tja-jan. Auf der anderen Seite des Tja-jan gibt es in 1 km Entfernung von unserem Lager zwei Seen: Bostang-köll und Nija-jan-köll, welche beide sehr reich an Kamisch sind. Nach Süden werden folgende Flufsarme gekreuzt : Tja-jan, Ugen , Atjik , Jumulag, Tunne-kiss und Opgan. Gegenwärtig soll von diesen der Ugen-darja der mächtigste sein, der die gröfste Menge von Jarkentwasser führt. Tunne-kiss führt noch etwas Wasser , Opgan dagegen, welcher in alten Zeiten der Hauptflufs gewesen sein soll , ist ausgetrocknet, da das Wasser, nachdem sein Bett allmählich mit Schlamm, Treibholz, Kamisch &c. sich verstopft hatte, in den Ugen überging. Die hydrographischen Verhältnisse scheinen hier ebenso veränderlich zu sein, wie sonst im ganzen Tarimbecken, und diese Veränderungen rufen wohl auch die Verwirrung in der Nomenklatur hervor. Nach Jumalag•darja soll es 11 Tagereise sein, wo ein Ort, Saldam, liegt. Unterhalb Dung-kotan liegt der Ort Kara-tjumak, oberhalb desselben Mantjar und Kakti, und im Norden davon Khodjaning-köll. Nach Korla braucht ein Reiter drei Tage, eine Karawane fünf Tage. Man kreuzt dabei nur den Flufsarm Jangi-su, welcher, wie der Tja-jau, im April und Mai kein fliefsendes Wasser führt, nur aus einer Reihe abgeschnürter Tümpel besteht, aber im Sommer ebenso mächtig wird,

wie der Tja-jan.

Am 6. März passierten wir die Gegend Itarnasau in welcher der Wald allmählich lichter, aber die Tamarisken zahlreicher werden. Ang-tjekke und Gumbes sind auch Gegenden, wo Hirten wohnen, die sehr grofse Schafherden hüten. Bei Gumbes berühren wir wieder den Tja-jan, von dem man einen „tu]um" (Sack) Wasser mitnehmen mufs, und dann geht der Weg nach NNO gegen die Wüste. Der Wald wird allmählich immer lichter und hört endlich ganz auf ; dann finden wir vereinzelte Tamarisken und „köttek" und darauf kleine Sanddünen, die bis zu 4 m Höhe wachsen und mit trockenem, hartem Anschwemmungsboden abwechseln; auf einer trockenen, vollkommen ebenen Oberfläche soll Regenwasser zeitweise stehen bleiben und schnell verdunsten. Saksaul tritt wieder auf; die Gegend wird immer steriler, und bald haben wir zusammenhängenden Sand vor uns. Der Steilabfall der Dünen