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0179 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 179 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Eine chinesische Beschreibung des Lop-nor.

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zwischen der Mündung in den See und dem Vereinigungspunkt mit dem Kontje-darja beträgt 533 li (= 175 Werst). Nehmen wir auf Pjewzows Karte diese Entfernung von der Mündung in den alten Lop-nor (Avullu-köll) stromaufwärts, so gelangen wir zu der scharfen Ecke des Tarim bei Karaul, wo vielleicht in einer gewissen Periode der Kontje-darja ausgemündet haben kann.

Im Zusammenhang mit, dem oben Gesagten ist es von grofsem Interesse, sich zu erinnern, dafs die Fragmente des alten Lop-nor, Avullu-köll etc. noch heute ungefähr ebenso viel Wasser empfangen wie der Kara -koschun. Der einzige Unterschied •ist, dafs ein geringer Teil , etwa 1/17, wieder aus der nördlichen Seenkette herausströmt, wogegen im Kara-koschun die ganze Wassermenge verdunstet. Das Überbleibsel des alten Lop-nor ist also eine keineswegs zu vernachlässigende Gröfse. Dieses Verhältnis tritt um so deutlicher hervor, wenn wir bedenken, dafs die Wasserzufuhr des Tjertjen-darja nur dem Kara-koschun zu gute kommt. Wenn wir nur vom Tarim-Wasser sprechen, so bekam bei meinem Besuch der alte Lop - nor mehr Wasser als der neue , wozu jedoch als ein Plus der Beitrag des Tjertjen-darja hinzukommt. Als See spielt hierbei der Kara-buran eine ganz untergeordnete Rolle — er ist nur ein- Durchgangssee oder eine Anschwellung der beiden Flüsse.

Der gestreifte Teil der Karte Nr. III zeigt die vollständig waldlosen Gebiete der eigentlichen Lop- Gegend. Der weifse Fleck, dessen Zentrum der alte Lop-nor ist, hat Wald, entweder lebend oder abgestorben. Nur drei Teile desselben sind insofern hypothetisch, als sie von keinem Europäer besucht worden sind. Jedoch wissen wir, dafs 1) die Gegend um den alten Lop-nor weit und breit von dichter Waldung bedeckt war, 2) erkundete Pjewzow, dafs das alte Bett Schirge-tjappgan reich an abgestorbenem Wald war, und 3) deutet schon der Name Köttek-tarim darauf hin , dafs hier einst Wald gewachsen war. Auffallend ist der Name Köttek-schahri-kum auf Pjewzows und Koslows Karten (s. Karte Nr. III). Es bedeutet Wüste der Stadt des abgestorbenen Waldes". Auch dies deutet auf Veränderung der Flufsläufe hin. Die letzen Reste des alten Lop - nor sind jedenfalls auf allen Seiten von mehr oder weniger dichter Waldung umgeben, wogegen der Karakoschun wie auch der Kara-buran sich in der Mitte von vollständig waldlosen Gebieten befinden.

Wenn auch in allen diesen Berechnungen vieles auf Mutmafsungen aufgebaut ist, so geht doch aus den- drei Kartenskizzen eine absolute Thatsache hervor, die ich schon oben berührt habe, und dies ist, dafs wir in dem untersten west-östlichen Lauf des Tarim (+ Kontjedarja) vier verschiedene Stadien unterscheiden können , und zwar in den Betten des Kumdarja, Merdek, Schirge-tjappgan und dem jetzigen Tarim. Der Flufs hat sich schrittweise von Norden nach Süden bewegt. Kum-darja bezeichnet die älteste Lage. Zwischen diesem und dem jetzigen Lauf (unterhalb des Kara-buran) ist die Entfernung 145 West. Da also der Flufs sich so beträchtlich nach Süden bewegt hat, darf es , und damit will ich diese Auseinandersetzung beenden , kein Wunder nehmen , dafs auch der See , welcher als Endresultat durch diesen selben Flufs gebildet wird , ebenfalls, und zwar um 1° oder etwa 106 Werst in derselben Richtung seine Lage geändert hat.