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0035 China : vol.2
China : vol.2 / Page 35 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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BENENNUNGEN VON CHINA.

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lichen und überhaupt geistigen , daher auch des selbstgeschaffenen industriellen Fortschrittes, nämlich das Forschen nach Ursache und Wirkung, das Streben nach Erkenntniss und nach Wahrheit. Aber nur um so mehr müssen wir der auf der einfachen realen Grundlage positiver Pflichterkenntniss und der empirischen Benutzung der Erfahrungen aufgebauten Cultur und der von ihr erreichten Höhe unsere Anerkennung zollen : und wir können ihr auch heute bis zu gewissem Grade unsere Hochachtung nicht versagen , wenn wir uns klar machen , welche Folgen das starre, den Fortschritt hemmende Princip des Festhaltens an den hochsittlichen Grundsätzen früher Zeit gehabt hat. Auf dem , durch die Lehren des höchsten Alterthums streng geregelten und durch CONFUCIUS neubelebten Verhältniss von Autorität und Pietät, welches die Familie , die Gesellschaft und den Staat gleichmässig durchdringt und das unverrückbare Fundament aller Beziehungen bildet, hat ein centralisirtes staatliches Gebäude errichtet werden können, welches in gleichem Umfang hinsichtlich der Dauer des Bestandes nie seines Gleichen gehabt hat. Diesem Grundsatz ist es zu danken , dass der in Peking residirende Kaiser ein Reich, welches an Ausdehnung der Gesammtheit aller Länder Europa's, nach Abzug von Russland, gleichkommt und fast ihre doppelte Einwohnerzahl besitzt, nach einem einheitlichen und wirksamen Plan zu beherrschen, und ausserdem Länderstrecken von weit grösserem Umfang unter seiner Botmässigkeit zu erhalten vermag. Derselbe Grundsatz hat es ermöglicht, dass sich die Cultur durch vier Jahrtausende , wenn auch mit manchen Schwankungen , erhalten , die Bevölkerung zu einer Anzahl von wenigstens vier hundert Millionen anwachsen , und ein starkes Autoritätsgefühl, trotz mancher demokratischer Grundzüge in den gesellschaftlichen Einrichtungen, fortbestehen konnte. ln jüngster Zeit sind diese Erfolge durch Re-

bellionen in einzelnen Landestheilen und durch die allgemein gewordene Bestechlichkeit der Beamten verdunkelt worden. Solche Beeinträchtigungen haben auch früher manchmal stattgefunden , aber sich als zeitweilig und vorübergehend erwiesen. Fassen wir die chinesische Cultur in ihrer Gesammtheit, wie sie durch alle

geschichtlichen Wechselfälle fortbestanden hat , in's Auge , so gibt sie uns, trotz

ihrer ersichtlichen Mängel , das Bild einer grossartigen Leistung des menschlichen Geistes , und gerade der geläuterte Blick von dem vergleichsweise hocherhabenen Standpunkt der europäischen Civilisation gestattet uns , ihr auch unsererseits ein richtiges Maass jenes Tributes der Bewunderung zu zollen, den das östliche Asien ihr mit geringerem Verständniss, und zum Theil nur aus instinctivem Antrieb, entgegenträgt , und den die Chinesen sich selbst durch die in übermässiger Eitelkeit gewählten Benennungen ihres Landes bieten.

Keiner dieser Namen ist je von anderen Nationen angewendet worden. Wir

haben es ausführlich erörtert , wie die Völker sich verschiedener Benennungen für China bedienten, je nachdem sie es von der Landseite oder von der Seeseite kennen lernten ; wie sie , mit ihrer gegenseitigen Existenz unbekannt , ihre beiderseitigen Anschauungen nicht zu vergleichen vermochten ; wie die einen Namen auf dem Landweg. die anderen auf dem Seeweg sich von Volk zu Volk weiter ver-

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