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0307 China : vol.2
China : vol.2 / Page 307 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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KÜNSTLICHE HEBUNG DER LAGE VON PEKING.   2 7 3

sie im Schach zu halten. An der Nordgrenze hingegen bringt es die Steppennatur von Central-As`mit sich, dass sämmtliche Nachbarn, wenn auch zeitweise getrennt , sich doch durch irgend einen Anlass solidarisch verbinden können , um gemeinsam in China einzufallen. Wie verhängnissvoll diese Gefahr seit den Kämpfen mit den Hiungnu bis in die neueste Zeit für China gewesen ist, hat unser geschichtlicher Ueberblick im vorigen Band gezeigt. Der richtige Sitz der höchsten Macht wird daher an einem Punkt sein, welcher, in der Grossen Ebene gelegen und dadurch China dominirend, zugleich den Hauptzugang zu Central-Asien und der Mantschurei so beherrscht, dass von ihm aus nicht nur feindliche Einfälle abgehalten, sondern die Steppengebiete in möglichst grossem Umfang in Abhängigkeit gehalten werden können. Dieser Gesichtspunkt , welchen KUBLAI-Khan so scharf erfasste , muss noch heute maassgebend sein. Die Gebirgsbucht, in welcher Peking liegt, ist die einzige Gegend , welche diese Bedingungen vereinigt. Ausser ihr gibt es nur noch zwei Orte, nämlich Tg-tzsrzg-fij in Shansi und Lan-tslaóu fix in Kansu, welche als Schlüsselpunkte für Central-Asien bezeichnet werden können ; doch sind die Gründe naheliegend, wesshalb sie zur kaiserlichen Residenz ganz ungeeignet sein würden. Von Peking aus ist die Herrschaft leicht bis zu denjenigen an der Peripherie der Grossen Ebene gelegenen Punkten zu handhaben , von denen die engen Eingangswege in die durch Sonderinteressen getrennten äusseren Provinzen führen , während es zugleich nur einem dort herrschenden Kaiser gelingen wird , sich vom japanischen Meer bis Kaschgar die Anerkennung der Oberhoheit zu erhalten. Ein Kaiser in Nan-king würde diesen Länderstrecken entfremdet sein und es nicht vermögen, einem auf der ganzen nördlichen Linie sich vollziehenden feindlichen Eindringen wirksamen . Widerstand entgegen zu setzen.

  • War die geographische Lage das wichtigste Motiv bei der Wahl von Peking als Sitz der obersten Staatsgewalt , so musste doch auch Manches geschehen , um einerseits dem Nachtheil einer wenig fruchtbaren Umgebung abzuhelfen und andererseits die Schwierigkeiten zu überwinden, welche die räumliche Entfernung von den meisten Theilen des---Reiches der Handhabung der Macht entgegensetzte. Der Mäglichkeit einer Verbindung zur See ist offenbar ein erheblicher Werth nicht beigelegt worden. Denn man baute die Stadt nicht an dem schiffbaren Pai-N,

sondern i o   ésthch davon, und es musste erst von ihm aus ein besonderer,
mit SchleT en versehener Canal hergestellt werden , urn den Transport zu Wasser bis nach der Hauptstadt zu ermöglichen. Auch diese Anlage wäre für sich allein von geringer Bedeutung gewesen ; denn der Pai-hó hatte, obgleich Dschunken ihn bis Tiën-tsin befahren können, früher nur wenig Werth für den Verkehr. KUBLAI's grosser Geist erkannte die Wichtigkeit der Aufgabe , der neuen Hauptstadt die Producte des Südens durch eine das Binnenland durchziehende Wasserverbindung

zuzuführen , und sein organisatorisches Talent vervollständigte in kurzer Zeit den Bau des Grossen Canals, von dem in früheren Zeitaltern nur einzelne Theile ange-

legt worden waren. Auf gesichertem Weg vermochte man von nun an den Tribut der reisbauenden und überhaupt von der Natur reicher bedachten Provinzen heran-

v. Richthofen, China. 11.   15

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