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0487 China : vol.2
China : vol.2 / Page 487 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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DEI: FÖNG-TIAU-SHAN UND DAS BECKEN VON KIAI-TSHOU.

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annehmen , dass von hier aus eine grosse Bevölkerung seit Jahrtausenden mit Kochsalz versorgt worden ist. Man versicherte mir, dass es niemals versucht worden sei , eine tiefere Bohrung zu machen , da man es nicht verstehe , die Wände des Bohrloches zu schlitzen. Die Anlage von Brunnen mit Pumpwerken würde eine unerhörte Neuerung sein und wäre vielleicht nicht einmal zweckentsprechend , weil die an jedem einzelnen Ort zufliessende Lauge allmälig an Salzgehalt verliert, und desshalb die Sammelpunkte in jedem Jahr verlegt werden müssen.

Die Gesammtförderung ist jedenfalls sehr bedeutend. Es wurde mir von verschiedenen Seiten übereinstimmend versichert , dass jede Corporation jährlich zwischen 20 und 8o ming oder »Haufen« Salz von je 30000 kin oder 361 Zollzentnern producirt. Nimmt man 5o 111111 als Durchschnitt an, so würde die jährliche Production 7500 naing oder etwas über 2,700,000 Zentner betragen. Der Eigenthümer hat für den ming eine Abgabe von 16o Taels oder 96o Mark zu entrichten und verkauft dieselbe Quantität für 350 Taels oder 21 oo Mark ; dies entspricht einem Preis von 2o tsiën für das kin, oder 6.2 Pfennig das Zollpfund. Für weiter entfernte Orte wächst der Preis schnell mit der Länge des Weges. Der Tagelohn in den Salzwerken beträgt 90 tsiën und die Kost.

Die Salzwerke von Lu-tsun versorgen das südliche und mittlere Shansi , das nördliche Shensi und Theile von Kansu und }Milan. Wenn die von uns angegebene Zahl für die Production richtig ist, so würde dieselbe für die enorme Bevölkerung kaum hinreichend erscheinen. Doch muss in Betracht gezogen werden, dass es in den genannten Provinzen noch andere Bezugsquellen von Salz gibt. Wir haben selbst einzelne kleine Salzwerke in den Ebenen von 'Mg-yang fu (S. 4i8), Tal yuclrfu (S. 42 9) und anderen Thalbecken erwähnt , und es finden sich ähnliche Vorkommnisse noch weit herum an analogen Lagerstätten ; doch ist das Salz von allen diesen Orten von geringer Qualität, von brauner Farbe und bitterem Geschmack , und wird daher nur von dem ärmeren Theil der Bevölkerung genossen. Die Neigung der Chinesen zum Schmuggel beraubt selbstverständlich die Regierung eines beträchtlichen 'Teils der ihr zukommenden Einkünfte, obgleich die Controle streng ist. I)er Käufer zahlt das Geld an den Producenten vor dem Regierungsbeamten , erhält dort eine Ordre und erhebt darauf in den Magazinen die gewünschte Quantität Salz. Es wird ihm dafür ein Pass ausgestellt, den er bei dem Transport einer zwei Pfund übersteigenden Menge als Ausweis bei sich führen muss. Auf Defraudation ist Prügelstrafe gesetzt.

Vom Salzsee von Lu-tsun bis Tung-kwan.

Am Westende des grossen Beckens, nur 120 Fuss über dem Boden des Salzsumpfes, und daher noch innerhalb der durch ihn bezeichneten Einsenkung, liegt die Stadt Aïaitshóu , ein volkreicher Ort , an welchem sich eines der unter dem Tau-tai stehenden Salzämter befindet. Werfen wir , ehe wir weiter gehen , einen Blick auf das schöne Gebirge des Föng-tiau-shah, welches wegen seiner auffälligen Gestalt den Chinesen schon in urältester Zeit bemerkenswerth erschien 1) . Mit seinen steilen Gipfeln bildet es einen ungemein malerischen Hintergrund der Landschaft . besonders wenn man es von Yiintshöng aus geradeüber vom Salzsee aufsteigen sieht. Ohne durch einen einzigen tieferen Einschnitt unterbrochen zu werden, bewahrt der Kamm , von dort wo er sich über dem Ostende des See's erhebt, bis zu seinem westlichen , unweit Pu-tshóu-fu gelegenen Ende, eine gleichmässige Höhe von ungefähr 3000 Fuss über der Thalebene. Zuletzt stürzt er mit einer südlichen Wendung schnell ab. Daher erscheint er bei dem Anblick aus dem Wei-Thal als ein mächtiger Pfeiler, welcher einem noch schrofferen , dem Ta-H7c'a-shan, gegenübersteht. Die beiden Berg-Colosse bilden zusammen ein gewaltiges Thor, welches sich nur zu öffnen scheint , um dem Gelben Fluss den auf langem nordsüdlichem Lauf gleichsam vergeblich versuchten Durchgang nach Osten, gegen das Meer hin, zu gestatten. Wo das Gebirge in der Nähe von Hsia-hsiën nach Nordosten umbiegt und den Namen Tshu yu-span annimmt , steigt es zu grösserer Höhe an. Ich schätzte seine Erhebung über der genannten Stadt auf wenigstens 4000 Fuss. Dort bildet es breite , gerundete Gipfelmassen, und man erkennt deutlich, wie der Löss sich ungefähr bis zur Hälfte der Höhe in seiner gewöhnlichen Muldenform hinaufzieht. Dieselbe Bodenart scheint sich auch Tiber einzelne tiefere Einschnitte , welche die Uebergänge nach anderen Thälern

 

I) S. Bd. I, S. 305

v. Richthofen, China. II.

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