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0697 China : vol.2
China : vol.2 / Page 697 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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DER KWENLUN UND DIE ALPEN.   65 5

   

Der Kwenlun verhält sich anders.

Umsonst suchen wir hier nach einer grossen Krümmung , wie wir sie sonst

in ausgezeichnetster Ausbildung auf asiatischem Boden finden, sowohl in den südlichen Gebirgsumrandungen der Centralgebiete des Continentes , als in den mit Vulcanen besetzten Inselreihen, welche die flachen Randmeere im Osten und Südosten desselben umsäumen. Das Gebirge behält starr seine Streichrichtung von WzN nach OzS , von welcher es ebenso im Süden von Khotan unter dem Sosten, als bei Nan-yang-fu unter dem i i 3ten Längengrad beherrscht wird, und wo immer

das Schichtenstreichen bekannt ist , folgt es derselben Richtung. In der ganzen Erstreckung , gleichviel ob das Gebirge nur aus Einem mächtigen Stamm besteht, oder in mehrere parallele Ketten aufgelöst ist , bildet die nördliche Fusslinie eine scharfe Grenze zwischen zwei Klassen von Erdräumen , welche in orographischer Hinsicht die denkbar grössten Verschiedenheiten darbieten. Denn so weit wir die im Norden vorgelagerten Gegenden von dem Westrand des Tarym-Beckens bis zum östlichen China kennen, bestehen sie entweder aus grossen flachen Einsenkungen, welche mit jugendlichen , höchstens bis zur Kreideperiode zurückreichenden , horizontal gelagerten Meeressedimenten und atmosphärischem Schutt ausgefüllt sind und die Unterlage nicht erkennen lassen, oder aus älterem Schichtungstafelland. Wir werden kaum irre gehen , wenn wir annehmen , dass die starre untercambrische Scholle des nördlichen China bis zu jenen fernen westlichen Regionen fortsetzt, d. h., dass in dem ganzen Gebiet seit Beginn des Cambrischen Zeitalters nur regionale Bewegungen in verticalem Sinn, niemals aber Zusammenschiebungen und Faltungen in grösserer Ausdehnung stattgefunden haben. Eine Differenzirung in den Niveauveränderungen, welche die Scholle in ihrer Gesammtheit oder in grossen Theilen erlitten hat, wird, wie wir sahen, durch grosse Brüche und ihrem Verlauf folgende Normalverwerfungen angezeigt , also durch . solche tektonische Vorgänge, welche auf Raumerweiterung deuten. Diejenigen Bewegungen, welche darauf gerichtet waren, die Gesteine eines Areals auf einen geringeren Raum zusammenzudrängen, die Schichten in Falten zu werfen und die Falten über einander zu schieben, haben sich seit der Zeit der Ablagerung der untercambrischen Sedimente fast ausschliesslich auf der Südseite der ganzen Linie documentirt und hier , im schroffsten Gegensatz zu den nördlich angrenzenden Gebieten, die gebirgigsten Länder der Erde geschaffen. Da die Ueberschiebungen nach Süden gerichtet sind , werden wir die nördliche Seite als die negative, die südliche als die positive zu betrachten haben.

Die Grenzscheide ist nicht eine gerade Linie , sondern es sind durch Vervielfältigung der Kwenlun-Kämme einzelne Theile derselben, der Hauptrichtung parallel, staffelförmig nach Norden vorgeschoben. Ob grosse Horizontalverschiebungen entlang quer gerichteten Brüchen dabei eine Rolle spielen, lässt sich noch nicht entscheiden. In China haben wir ein derartiges staffelartiges Vorspringen nach Norden im Osten von Hsi-ngan-fu kennen gelernt (s. S. 634) . Wir hatten es ferner wahrscheinlich zu machen gesucht , dass der Sung-shan ein vorgeschobenes Glied des KwenlunSystems ist. In weit höherem Grad finden derartige Vorschiebungen der Nordgrenze,

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