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0723 China : vol.2
China : vol.2 / Page 723 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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WELTSTELLUNG VON HSI-NGAN-FU.

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dings liess sich diese feindliche Stimmung einigermaassen dadurch erklären, dass die 1`Iohamedaner bei ihrer Menschenvernichtung die katholischen Christen geschont hatten, und daher die Fremden, welche diese Religion gebracht haben, als die Verbündeten der furchtbaren Rebellen erscheinen mussten.

Welistellung von Hsi-ngan-fu.

Keine Stadt in China kann sich mit Hsi-ngan-fu, der Hauptstadt von Shensi, messen, was uralte Bedeutung und Grösse der geschichtlichen Rolle betrifft. Hier war der Mittelpunkt, von welchem die Cultur des gesammten äussersten Orients ihren Ursprung genommen hat, hier der Sitz der kaiserlichen Macht durch Jahrtausende ; von hier gingen die Eroberungen in Centralasien aus ; und hier war der Lichtpunkt, welcher, durch die nebelhaften Bilder der unermesslichen zwischengelagerten Steppenländer zwar verschleiert, aber in seinem mystischen Glanz nur um so mehr gehoben, im Gesichtsfeld der westlichen Völker als ein ferner und meist unerreichbarer Stern leuchtete ; hier der Brennpunkt im Verkehrsleben eines halben Continentes. Von ihm verbreiteten sich die geschätzten Producte von Cathay ; nach ihm convergirten die Wege, auf welchen bald feindliche Schaaren erobernd vordrangen, bald die Gesandten ungezählter Staaten in friedlicher Mission kamen, um ihre Huldigungen darzubringen. Ihre politische Bedeutung als Hauptstadt des Ostreiches hat die Stadt schon lange eingebüsst ; die Rolle im Verkehrsleben konnte keine Macht ihr verkürzen. Denn sie ist die unmittelbare Folge ihrer Weltstellung.

Wir haben im Eingang des vorigen Capitels die eigenthümliche Lage des nördlichen Shensi skizzirt 1) . Wir sahen, wie hier, im Thal des Wéi, für den welcher von Osten her kommt, das Gesichtsfeld sich plötzlich endlos nach Westen und Nordwesten ausdehnt, während der Blick sich nur wenig zurück, gegen das Meer hin wendet. Breites, schwer übersteigbares Gebirgsland lagert sich in dieser Richtung vor. Die einzige Pforte , welche sich am Südufer des Hwang-hó öffnet, konnte durch die Eine Festung Tung-kwan , den Schlüsselpunkt zwischen dem Westen und Osten des Reiches, gehalten werden, um so mehr als sie auch den Hauptzugang zu Shansi deckt , welches in seiner ganzen Gebirgsmasse ein grosses Bollwerk ist.

Westlich von Tungkwan sind die Verkehrswege nach Norden beschwerlich : nach Westen und Nordwesten führen sie hinaus, und wenn sie die Barrière der ersten Lösspässe überschritten haben, liegt ihnen die ganze Nordhälfte des asiatischen Continentes bis tief nach Europa hinein offen. Anders gegen Süden. Noch hermetischer als im Osten ist hier das Wéi-Thal durch den TsZn-lZng-sllan, und das gesammte asiatische Verkehrsgebiet durch den Kwcialun abgeschlossen. An einer einzigen Stelle ist die gigantische, von der Natur gesetzte Mauer unterbrochen. Dies ist dort, wo eine Wasserstrasse von Lau-hö-kóu am Han in das Herz des Tsinling-Gebirges hinein führt, um in einem verhältnissmässig leichten Land-

1) S. oben SS. 54' ff.